Werkstatt 4.0: Mehr Teilhabe durch Digitalisierung

Assistenzsysteme sollen Arbeit in den Werkstätten erleichtern 

BAD SOBERNHEIM. Total vernetzt, alles digital, so stellt man sich die „Arbeitswelt 4.0“ vor. „Wir wollen unsere Betriebe auch modernisieren und die Möglichkeiten nutzen, die die Digitalisierung bietet.“ Das sagt Viktor Commichau, Teamleiter in den Werkstätten der Stiftung kreuznacher diakonie, Standort Bad Sobernheim. „Deshalb nenne ich unser Projekt auch Werkstatt 4.0.“
Menschen mit Behinderung wollen, unabhängig von Art und Schwere ihrer Behinderung, am Arbeitsleben teilhaben. Gleichzeitig müssen die Werkstätten ihre Aufträge effizient erledigen. „Um diese Ansprüche leichter erfüllen zu können, erproben wir verschiedene Assistenzsysteme“, so Commichau. In Bad Sobernheim wurde daher der erste digitale Arbeitsplatz für Beschäftigte eingerichtet.
Ron Adler arbeitet in Bad Sobernheim und demonstriert, was sich hinter dem Begriff „digitaler Arbeitsplatz“ verbirgt. Der Auftrag lautet: Schrauben und andere Kleinteile zu einem Set zusammenstellen und verpacken. Ähnlich einem Stehschreibtisch mit mehreren übereinander angeordneten Ablagen, ist der Arbeitsplatz von Ron Adler zusätzlich mit sogenannten Picktolight-Systemen ausgestattet. Dabei handelt es sich um LED-Schienen, die entlang der Ablagen installiert sind. Wenn Ron Adler den Auftrag per Knopfdruck startet, geht’s los: Das System zeigt durch Aufleuchten der entsprechenden Diode unterhalb des Schraubenkästchens, welches Teil gerade „dran“ ist. Dabei wird auch die benötigte Anzahl angezeigt. Der Beschäftigte legt die einzelnen Schrauben vor eine weitere Leiste. Dort leuchten hintereinander so viele LEDs auf, wie Schrauben benötigt werden, und der Beschäftigte muss lediglich vor jedem Licht eine Schraube platzieren. Das System erkennt die richtige Anzahl, Ron 

Adler packt die Schrauben ins Plastiktütchen, quittiert per Fingerdruck – grünes Licht für die nächsten Schrauben, die zum Auftrag gehören.
Der digitale Arbeitsplatz solle nun an den verschiedenen Standorten der Werkstätten getestet werden, erklärt Viktor Commichau: „Anschließend wollen wir mit allen Beteiligten auswerten, ob und wie das System flächendeckend eingesetzt werden kann. Dabei arbeiten wir auch eng mit dem Hersteller zusammen, der nun gemeinsam mit uns wichtige Erfahrungen sammelt.“
Beschäftigte mit schwächer ausgeprägten Fertigkeiten haben mit Hilfe dieses Systems nun die Möglichkeit, auch komplexere Aufgaben zu übernehmen: „Das ist wichtig für das Selbstbewusstsein. Gleichzeitig können wir unseren Kunden eine hohe Qualität unserer Arbeit zusichern“, freut sich Projektleiter Commichau.

Foto:
Ron Adler am digitalen Arbeitsplatz: Das Lichtschienensystem hilft ihm dabei, die richtigen Teile in der richtigen Anzahl bereitzustellen.