Krankenschwestern werden nicht mehr ausgebildet, Pflegefachfrauen und -männer heißen die Gesundheitsexperten von heute: Das Berufsbild „Pflege“ wandelt sich nicht erst seit der Einführung der Generalistik-Ausbildung, die die früheren Ausbildungen der Alten-, Kranken- und Kinderkrankenpflege vereint. In den letzten Jahren ist ein zunehmendes Bewusstsein für die Bedeutung von Pflegeforschung in diesem Ausbildungsbereich entstanden. Auf diese Entwicklung reagiert die Pflegeschule an der Hunsrück Klinik Simmern mit der Integration der Pflegeforschung in die Ausbildung der angehenden Pflegefachpersonen. Die Auszubildenden der aktuellen Abschussklasse bearbeiteten das Projekt „Pflegewissenschaft in der Pflegeausbildung anwenden“. Die Ergebnisse wurden nun im Rahmen eines Symposiums vorgestellt.
„Die Pflegepraxis befindet sich in einem ständigen Wandel, und Forschung spielt eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung neuer Erkenntnisse, Methoden und Interventionen, um die Qualität der Pflege zu verbessern. Dadurch, dass wir die Pflegeforschung bereits in die Ausbildung einbinden werden angehende Pflegefachpersonen befähigt, ihre Pflegepraxis kontinuierlich zu reflektieren, zu aktualisieren und an neue Erkenntnisse anzupassen“, erklärt Natalie Sander, Lehrkraft an der Schule für Gesundheits- und Pflegeberufe in Simmern. Das Projekt fördere wissenschaftliches Denken und eine evidenzbasierte Herangehensweise, die zu besseren Ergebnissen für die Patientenversorgung führen könne. Konkret bedeutet das, die Schülerinnen und Schüler werden in die Lage versetzt wissenschaftliche Fragestellungen zu bearbeiten, Studien zu verstehen, sinnvoll einzuordnen, anzuwenden und auch kritisch zu hinterfragen. Zukünftige Pflegefachkräfte sollen so den aktuellen und zukünftigen Herausforderungen des Pflegeberufs besser gerecht werden. Sollten einige der Auszubildenen ein anschließendes Studium in der Pflegewissenschaft anstreben, sind sie ebenfalls hervorragend vorbereitet. Natalie Sander unterrichtet seit 2022, hat einen Bachelor in Gesundheit und Pflege Schwerpunkt Pflegepädagogik und arbeitet gerade an ihrem Master für Pädagogik in Gesundheit und Pflege. Gemeinsam mit ihrer erfahrenen Kollegin Gabi Schöfferle, die schon seit 2010 in der Hunsrück Klinik arbeitet, hat sie das Konzept für das Projekt erstellt und begleitet die Azubis bei der Theorie und Praxis.
Das Projekt ist klar strukturiert und beinhaltet beispielhafte Fragestellungen die die Schüler unmittelbar betreffen: In vier kleinen Gruppen bearbeiteten sie Themen wie gesellschaftliche Vorurteile in der Pflege, Auswirkungen der Unzufriedenheit mit der generalistischen Ausbildung auf die Motivation, Vorbeugung von Druckgeschwüren in Pflegeheimen und der Schichtarbeit auf Schlaf und Konzentration. Der begleitende Unterricht lehrte die Schüler den Unterschied zwischen quantitativer und qualitativer Forschung, die einzelnen Schritte des Forschungsprozesses, zugehörige Forschungsdesigns, Methoden der Datenerhebung, Gütekriterien, Auswertungsmöglichkeiten, den Umgang mit Software zur Datenauswertung und die Darstellung der Ergebnisse, sowie korrektes wissenschaftliches Arbeiten. Zum Abschluss des Projektes wurde ein Symposium veranstaltet, bei dem die Schülerinnen und Schüler ihre Resultate präsentierten: „Die Ergebnisse der Projektarbeiten haben unsere Erwartungen übertroffen. Wir bist begeistert, mehr geht nicht“, freut sich Gabi Schöfferle. Die zukünftigen Pflegeexpertinnen und -experten waren nach anfänglicher Aufregung sehr zufrieden mit ihrer Präsentation: „Das Projekt war herausfordernd und zeitaufwändig. Wir sind alle sehr stolz und von den Schlussfolgerungen unserer Forschungsfragen selbst überrascht. So haben wir zum Beispiel erörtern können, was die Gesellschaft über unseren Beruf denkt“, erzählt ein Projektteilnehmer. Natalie Sander sieht auch einen praktischen Nutzen in den Ableitungen die ihre Schülerinnen und Schüler erarbeitet haben: „In den kommenden Oberkursen werden wir das Projekt in der Pflegewissenschaft weiterführen und ausbauen. Die Ergebnisse sind so interessant, dass wir uns vorstellen können in den zukünftigen Kursen darauf aufzubauen. Auf der anderen Seite ist das Feld der Pflege so breit gefächert, so dass wir uns noch auf viele spannenden Themen freuen können.“