Anna Hübert strahlt Ruhe, Mitgefühl und Sicherheit aus. Eigenschaften, die im Umgang mit ihren Patientinnen auf der gynäkologischen Station der Hunsrück Klinik in Simmern wertvoll sind. Als Brustkrankenschwester begleitet und unterstützt sie von Brustkrebs betroffene Frauen von der stationären Aufnahme, über die Therapie bis hin zur Nachsorge.
In Deutschland erkranken jährlich rund 70.000 Frauen an Brustkrebs. Obwohl Brustkrebs damit zu den häufigsten Krebserkrankungen gehört, ist die Heilungsrate durch eine verbesserte Früherkennung, neue Therapiekonzepte und die interdisziplinäre Betreuung gestiegen. Im Brustzentrum der Hunsrück Klinik werden jährlich etwa 85 Patientinnen mit der Diagnose Brustkrebs behandelt.
„Die Diagnose „Mammakarzinom“ ist ein traumatisches Erlebnis. Neben dem Bewusstsein, dass man vielleicht lebensbedrohlich erkrankt ist, muss man viele Entscheidungen über die Behandlung treffen. Gerade zu Beginn der Therapie prasselt eine Flut von Informationen auf die betroffenen Frauen ein. Meine Aufgabe ist es, ihre Fragen zu beantworten, sie durch die gesamte ambulante und stationäre Behandlung zu begleiten und emotionalen Beistand zu leisten“, umschreibt die examinierte Gesundheits- und Krankenpflegerin ihre Arbeit.
Anna Hübert hat 1998 ihre Ausbildung in der Hunsrück Klinik gemacht. Ihre Berufsbezeichnung „Breast Care Nurse“ verdankt sie einer berufsbegleitenden Fachweiterbildung, die sie 2008 an der Universitätsklinik Essen absolviert hat. „Zu dieser Zeit wurde das Brustzentrum in der Hunsrück Klinik aufgebaut und im Rahmen der Zertifizierung wurde die Stelle für eine Fachkrankenschwester für Brusterkrankungen, die Breast Care Nurse, geschaffen. Das wollte ich gerne machen und habe es nicht bereut,“ sagt Hübert mit einem kleinen Lächeln.
Bis heute gibt es in Deutschland keine wirklich einheitliche Ausbildung und auch die Aufgabengebiete der Brustkrankenschwester sind in den verschiedenen Kliniken ganz unterschiedlich. In Simmern ist Anna Hübert von Anfang an Teil des Behandlungsteams. Gemeinsam mit den behandelnden Ärzten in Simmern, den Radiologen, Strahlentherapeuten und Onkologen der Universitätsmedizin Mainz ist sie Teil der Tumorkonferenz, bei der die Therapieempfehlung für jede Patientin individuell besprochen wird. Sie führt die Aufnahmegespräche, begleitet die Patientinnen bei Untersuchungen und organisiert sämtliche Termine für Chemotherapie oder Bestrahlung. Die Pflegeexpertin nimmt sich Zeit zum Zuhören, Beraten und Aufklären: Täglich besucht sie die Patientinnen auf der Station, erklärt die nächsten Behandlungsschritte, stellt Kontakte zum Sozialdienst, zur Physiotherapie und Ernährungsberatung, zu Sanitätshäusern oder Selbsthilfegruppen her.
Doch nicht nur in der herausfordernden Zeit während des Krankenhausaufenthaltes ist Anna Hübert die erste Ansprechpartnerin für Krebspatientinnen und ihre Angehörigen. Auch in der Zeit danach können sich die Frauen bei Fragen oder Problemen jederzeit an sie wenden. Dienstags von 7 bis 15 Uhr ist ihr Büro- und Sprechstundentag. Einmal im Jahr ruft sie ihre alle Patientinnen zu Hause an, erkundigt sich nach dem Befinden, weiteren Therapiemaßnahmen und den wichtigen, regelmäßigen Nachsorgeuntersuchungen.
„Hinter jede Frau mit Brustkrebs steht eine Geschichte. Und natürlich gibt es auch Patientinnen, bei denen die Therapie nicht anschlägt oder der Krebs wiederkommt. Diese Schicksale gehen an mir nicht spurlos vorüber. Durch die Weiterbildung und meine Berufserfahrung habe aber gelernt, damit umzugehen, mitzufühlen, aber dennoch den nötigen Abstand zu wahren. Man muss versuchen seinen eigenen Mittelpunkt zu finden. Ich habe sogar zwei: meine Familie und die Natur“, erklärt Anna Hübert. Da ist sie wieder: diese Ruhe und Zuversicht.