„Vorfreude ist die schönste Freude“, sagt Judith Schreck, Pflegemutter der Zwillinge Nele und Max. Sie weiß die besonderen Rituale und Traditionen im Advent und in der Weihnachtszeit gut zu dosieren, sodass Spannung, Vorfreude und der familiäre Zusammenhalt wachsen. Max und Nele haben vor sieben Jahren das erste Weihnachtsfest in ihrer Pflegefamilie erlebt. Unter dem Motto „Da geht noch was“ hatten Mama Judith, Papa Torsten und die beiden großen Brüder im Sommer 2014 beschlossen, die beiden damals Sechsjährigen als Pflegeeltern beziehungsweise -geschwister in die Familie aufzunehmen.
„Das erste Weihnachtsfest für uns alle zusammen war definitiv etwas Besonderes“, erinnert sich die Pflegemama. „Eines unserer jährlichen Highlights ist schon immer der gemeinsame Ausflug in den Wald, um einen Weihnachtsbaum zu schlagen“, erzählt die studierte Ergotherapeutin, die in den Werkstätten der Stiftung kreuznacher diakonie arbeitet. Wie praktisch, dass Papa Torsten Kuhn als Forstwirtschaftsmeister vom Fach ist. Bei dem liebgewonnenen Ritual sind natürlich auch die großen Brüder jedes Jahr dabei. Wenn die Kids den Baum gesägt und verstaut haben, wird der tatkräftige Einsatz regelmäßig bei einem Wald-Picknick mit heißem Tee und selbst gebackenen Plätzchen gefeiert. „Max ist im ersten Jahr sicher fünfmal in den Matsch gefallen, weil er sich an die Waldwege erstmal gewöhnen musste“, blickt Judith Schreck auf die erste Zeit zurück.
An ihr Leben bei den leiblichen Eltern erinnern sich die Zwillinge nicht mehr gut, aber seit sie auf dem ‚Eulenhof‘ der Familie Kuhn/Schreck auf dem Land wohnen, hat sich nicht nur in der Weihnachtszeit einiges geändert. Einen persönlichen Besuch vom Nikolaus kannten die beiden vorher nicht: „Hier auf den Eulenhof kamen immer nette Nikoläuse“, erzählt Max, „wir haben für sie ein Gedicht aufgesagt.“ Erst Jahre später haben sie rausgefunden, wer alles unter Rauschebart und roter Kutte verborgen war.
Für die beiden 13-Jährigen ist der Dezember vollgepackt mit weihnachtlichen Events und Vorbereitungen. Zuerst geht es mit der Jugendfeuerwehr zur Freizeit, die traditionell am ersten Adventswochenende stattfindet. Dann beginnen die Proben fürs Krippenspiel: „Wir gehen an Weihnachten natürlich in die Kirche“, berichtet Nele, die genau wie Max in den vergangenen Jahren immer Rollen für die Vorführung in der Kirche übernommen hat.
Kurz vor dem Fest werden die Weihnachtsbäume geschmückt. Mama Judith hat da ganz besondere Wünsche. „An den Baum in der Wohnung hängen wir Plätzchen und draußen auf der Terrasse müssen auf jeden Fall Meisenknödel dran“, erzählt Max mit einem Grinsen.
Natürlich muss am Heiligen Abend, an dem Würstchen und Kartoffelsalat aufgetischt werden, auch etwas unter dem Baum liegen. Im vergangenen Jahr gab es für die Zwillinge jeweils einen Roller – da waren beide total glücklich. „Für mich ist es das Schönste zu sehen, wie froh und dankbar die beiden sind“, erzählt Judith. „Die Kinder haben Tränen in den Augen und freuen und bedanken sich für das gemeinsame Essen und für die Geschenke. Am Anfang war das ganz extrem.“
Der Alltag der Familie mit den Pflegekindern, die beide aufgrund ihrer Vergangenheit Defizite im sozial-emotionalen Bereich haben, ist häufig nicht einfach: „Wenn ich dann an solchen Tagen sehe, was ich und wir den Kindern geben können, dann bin ich dankbar und sehe, wofür ich mich das ganze Jahr über so einsetze.“
Pflegefamilien sind immer gesucht
Pflegefamilien und sozialpädagogische Pflegestellen, wo eine der betreuenden Personen über eine pädagogische oder psychologische Qualifikation verfügt, sind immer gesucht. Die Fachberatungsstelle für Pflegefamilien der Kinder-, Jugend- und Familienhilfe der Stiftung kreuznacher diakonie berät und informiert über alle Fragen rund um Pflegekinder und die Aufnahme auf Zeit von Kindern und Jugendlichen in die eigene Familie. Kontakt: Kornelia Spiegel, 06785/9779-40
Weitere Infos unter www.kreuznacherdiakonie.de/pflegefamilien