Idar-Oberstein | Fachberatungsstelle Wohnraumsicherung: Soziale Netze erhalten und Armut vermeiden

Tag gegen Armut - Fachberatungsstelle für Wohnraumsicherung Idar-Oberstein

Die Fachberatungsstelle unterstützt, eine vorhandene Wohnung möglichst zu halten.

Eine folgenschwere Gefahr für Menschen, die in oder an der Schwelle zur Armut leben, ist der Verlust der Wohnung. „Ein Wohnungsverlust bedeutet immer den Wegfall sozialer Netze und ein Zurück auf Anfang“, sagt Myriam Schröer, Mitarbeiterin im Sozialdienst der Wohnungslosenhilfe der Stiftung kreuznacher diakonie in Idar-Oberstein. Ersatz zu finden, erweist sich häufig als schwierig, die Konkurrenz um günstigen Wohnraum wird auch im Landkreis und in Idar-Oberstein größer. „Es scheint so, dass es Zuzug gibt zum Beispiel aus dem Rhein-Main-Gebiet oder auch von EU-Bürgern, die ebenfalls günstige Wohnungen suchen“, berichtet Dirk Köbrich, Leiter der Sozialabteilung des Landkreises.

Myriam Schröer und ihre Kollegin Sina Sichert kennen die Biografien von Menschen, die in prekären sozialen Rahmenbedingungen leben gut. Seit Mai dieses Jahres etablieren sie die neue Fachberatungsstelle für Wohnraumsicherung im Kreis Birkenfeld, die in einem zweijährigen Projekt vom Land und von der Stadt Idar-Oberstein finanziert wird. „Oberstes Ziel ist, dass die Menschen in ihren Wohnungen bleiben können, um die vorhandenen sozialen Netze wie Kindergarten, Schule, Ärzte oder auch Zugang zu Bus und Bahn nicht in Frage zu stellen.“ Wichtig ist der Sozialarbeiterin, dass sich jede Person, der Wohnungsverlust droht, melden kann. Zur Zielgruppe gehören nicht in erster Linie Menschen, die bereits auf der Straße leben. „Es geht um Wohnraumsicherung und eine frühzeitige Prävention. Allerdings sind wir keine Wohnungsmakler“, betont sie. In die Beratung kommen unter anderem alleinerziehende Mütter, Menschen ohne abgeschlossene Berufsausbildung oder kinderreiche Familien. Die beiden Sozialarbeiterinnen der Fachberatungsstelle betrachten sich als Lotsen: „Wir wissen, wo die Klippen sind und wo die Menschen ins Straucheln kommen können. Da schauen wir genauer hin.“ Neben Sprachbarrieren gibt es oftmals bei den Klientinnen und Klienten Schwierigkeiten mit administrativen Angelegenheiten oder es mangelt an Verständnis für lebenspraktische Dinge. „Das ist kein Wunder, denn es fehlt häufig ein stützendes, soziales Umfeld, das Wissen um die Grundregeln für eine soziales Miteinander weiterträgt“, berichtet die Sozialarbeiterin.

Institutionen, die den Abstieg in die Armut verhindern sollen, sind in Stadt und Kreis vorhanden, allerdings greifen die Instrumente häufig nicht ineinander. „Zurzeit sind wir dabei, uns mit den Verantwortlichen in den Behörden zu vernetzen, um im Sinne der Klienten und Klientinnen zeitnah administrative Hürden nehmen und Lösungen finden zu können“, berichtet Schröer.

Als zuständige Ordnungsbehörde hat die Stadtverwaltung Idar-Oberstein Menschen, die von Wohnungslosigkeit bedroht oder betroffen sind, ein Obdach zur Verfügung zu stellen. „Erfahrungen zeigen, dass das alleinige Bereitstellen einer Unterkunft nicht ausreicht, um den Menschen tatsächlich zu helfen“, sagt Christel Hahn, Leiterin des Idar-Obersteiner Ordnungsamts. Das Konzept der Fachberatungsstelle habe sowohl die Verwaltung als auch den Stadtrat der Stadt Idar-Oberstein überzeugt. „Wir erhoffen uns von dieser Kooperation, dass damit den Betroffenen nicht nur ein Weg aus der Wohnungslosigkeit aufgezeigt, sondern ihnen auch eine nachhaltige Hilfe zur Überwindung der oftmals damit einhergehenden sozialen Problemlagen gewährt werden kann.“

Kontakt Fachberatungsstellung Wohnraumsicherung

Myriam Schröer und Sina Sichert, Tel. 06781/5687060

E-Mail: wlh-idar-oberstein@kreuznacherdiakonie.de

Wohnungslosenhilfe Idar-Oberstein der Stiftung kreuznacher diakonie