In den Eingangsbereichen der Werkstattgebäude sind Wegführungen sauber abgeklebt, Nebeneingänge geöffnet und getrennte Treppenaufgänge ausgeschildert. Ab kommenden Montag erwarten die Mitarbeitenden der Werkstätten der Stiftung kreuznacher diakonie nach sechs Wochen Schließzeit die Beschäftigten zurück am Arbeitsplatz. Anlass sind die Vorgaben des rheinland-pfälzischen Sozialministeriums. In kleinen Schritten bereiten sich die Werkstätten vor, wieder in den regulären Betrieb überzugehen. „Wir schätzen, dass zwischen zehn und maximal 20 Prozent der Beschäftigten am Montag beginnen“, vermuten Elisabeth Andres und Karlfried Simon, die Leiter der beiden Kreuznacher Werkstätten. Sie und ihre Teams sind froh, dass nicht alle zugleich an den Arbeitsplatz zurückkehren, denn die Vorkehrungen für die teilweise zur COVID-19-Risikogruppe gehörenden Beschäftigten sind weitgreifend. So müssen generell Werkstatt-Beschäftigte, die extern bei ihren Eltern, in Wohngemeinschaften oder alleine wohnen, in getrennten Arbeitsgruppen von den Menschen untergebracht werden, die in Wohngruppen der Stiftung kreuznacher diakonie wohnen. Stoffmasken für Mitarbeitende und Beschäftigte werden seit Wochen in den Werkstätten genäht, zudem sind ausreichend Face-Shields – eine Art Visier – für die Beschäftigten vorhanden, die keine Masken tragen können.
„Die Beschäftigten müssen sich auf einige Neuerungen einlassen“, erklärt Andres. Sowohl die Zusammensetzung der Gruppen als auch der Aufgabenbereich werden sich ändern – sicher nicht einfach für Menschen, die auf feste Strukturen angewiesen sind. „Die Arbeitsgruppen bleiben klein und Mindestabstände von 1,5 Meter sind vorgegeben“, erläutert Simon. „Bei der geringen Zahl an Beschäftigten ist das derzeit kein Problem.“ Nadelöhre sind eher die Flure, die nur mit Mundschutz betreten und Toilettenräume, die zudem nur einzeln aufgesucht werden dürfen. Um die Begegnungen weiter zu reduzieren, finden die Pausen künftig zeitversetzt statt. In der Cafeteria steht an jedem Tisch nur noch ein Stuhl, der Gong, der ansonsten die Pause signalisiert, entfällt. Die Mitarbeitenden sind darauf eingestellt, besonders in der Anfangszeit viel Hilfestellung zu leisten, um Hygienemaßnahmen wie das Auf- und Absetzen der Gesichtsmasken oder das ausführliche Händewaschen zu unterstützen.
„Die Beschäftigten können sich zunächst freiwillig für oder gegen die Arbeit in der Werkstatt entscheiden“, erläutert Andres. „Die Kolleginnen und Kollegen vom Sozialdienst haben in den vergangenen Tagen mit allen Beschäftigten, den Eltern oder Betreuern gesprochen und über die neue Situation informiert.“ Viele Beschäftigte möchten gerne wieder an ihren Arbeitsplatz, um in Gemeinschaft zu sein. Aber auch hier gibt es natürlich Einschränkungen: „Herzliche Begrüßungen und Umarmungen, worauf sich sicher viele freuen, kommen nun leider für einen langen Zeitraum nicht in Frage. Das ist für alle Beteiligten traurig.“
Aufträge laufen weiter
„Bislang ist noch kein Kunde abgesprungen“, berichtet Rüdiger Schneiß, Geschäftsbereichsleiter für alle Werkstätten der Stiftung kreuznacher diakonie. In der Abwesenheit der Beschäftigten haben Mitarbeitende die Aufträge abgearbeitet, andere haben Kolleginnen und Kollegen in den Wohnbereichen bei der Tagesbetreuung der Menschen mit Behinderung unterstützt. Was das laufende Jahr betrifft, fällt eine langfristige Planung derzeit schwer. „Sicher wird noch das ganz Jahr von Corona betroffen sein“, vermutet Schneiß. „Die Kostensätze für die Beschäftigten sind bis Ende Mai garantiert und den Mehraufwand für die präventiven Maßnahmen können wir derzeit noch abfangen.“ Wie genau es dann ab Juni weitergeht, ist noch nicht absehbar.