Kurs 0626-24

Delir und posttraumatische Belastungsstörungen

Delirium - „Die merken ja sowieso nichts!“ oder „Der Patient ist im Durchgang! Der ist total neben der Spur!"

Delirien treten bei Patienten auf Intensivstationen mit Prävalenzraten von 16% bis 86%, als sehr häufig vorkommende Komplikation auf. Besonders gefährdet sind hochaltrige Personen, die dann z.B. fälschlicher Weise als demenziel erkrankt eingeordnet werden.
Während Patienten mit hyperaktiven Verläufen die Aufmerksamkeit des Personals sicher ist, finden die hypoaktiven weniger Beachtung.
Vielmehr heißt es dann oft bei der Verlegung, dass die „süße Oma“, die stumm vor sich hinstarrt, ruhig und pflegeleicht ist. Was in diesem Menschen gerade psychisch Traumatisches geschieht, findet wenig bzw. keine Beachtung.

Delirante Patienten gut zu betreuen, bedeutet für Pflegende:

Großen Zeitaufwand und hohe Verantwortung, da sich die Patienten durch ihr Verhalten selbst gefährden / Die Gefahr für das Personal, von aggressiven Patienten verletzt zu werden / Hohe Stressbelastung für alle Beteiligten / Vernachlässigung der restlichen Patientengruppe und deren Zugehörigen

Insgesamt muss derzeit davon ausgegangen werden, dass etwa 30 bis 60% der Delirien unerkannt bleiben, weil sie als solche nicht wahrgenommen werden. In Folge kann sich eine postraumatische Belastungsstörung entwickeln, die die Lebensqualität der Patient:innen dauerhaft stark einschränken kann. Die Mortalität des postoperativen Delirs wird mit 10 bis 65% angegeben.

Posttraumatische Belastungsstörungen - „Auf einmal bist du nicht mehr der Regisseur in deinem eigenen Film!“

Der Moment, in dem aus einem selbst bestimmten, erwachsenen Menschen ein Patient auf einer Intensivstation wird, ist einschneidend.

Patient:innen, die im Krankenhaus extremen Situationen ausgesetzt waren, leiden zudem, wie neuste Studien belegen, sehr häufig unter „posttraumatische Belastungsstörungen“. Die Symptome sind denen ähnlich oder identisch, wie wir sie bei Kriegsheimkehrern vorfinden. Dazu gehören u.a. Albträume, Schlafstörungen und Angstzustände, die noch Jahre nach der intensivmedizinischen Behandlung auftreten können. In dieser Veranstaltung erfolgt u.a. eine intensive Auseinandersetzung mit der Situation von Menschen, die während eines Klinkaufenthaltes nur bedingt oder gar nicht verbal kommunizieren konnten und der Fragestellung:

„Was kann/muss das Personal einer Intensivstation tun, um die psychischen Folgeschäden und somit eine Verschlechterung der Lebensqualität der Patienten zu verhindern oder zumindest zu reduzieren?“

Inhalte:
- Risikofaktoren, die die Entstehung eines Delirs/einer PTBS begünstigen
- Folgen und Spätfolgen eines Delirs
- Möglichkeiten der Delirprävention
- Kognitive Tests (CAM-ICU/ RASS usw.)
- Einbindung der Angehörigen
- Bezugspflegesysteme/Umgebungsgestaltung
- Die „pharmazeutische Aufnahme“
- Bearbeitung von Fallbeispielen/Selbsterfahrung
- Raum zum Erfahrungsaustausch und Reflexion

Nutzen:
Diese Veranstaltung sensibilisiert und erhöht die Wachsamkeit Pflegender, für die Situation der Patient:innen und deren Zugehörige. Sie erhalten wertvolle, in der Praxis anwendbare Arbeitshilfen und profitieren vom Erfahrungsaustausch mit den Dozenten und Kollegen.

Seminarnummer:
0626-24
Ort:
Akademie, Bad Kreuznach
Teilnehmerzahl:
max. 16
Zielgruppe:
Mitarbeitende aus Pflege- und Betreuungsteams
Leitung:
Thomas Bollenbach, Dipl. Sozialpädagoge, Ex. Krankenpfleger und Lehrbeauftragter der Uni Kassel
Datum:
Wird noch bekannt gegeben (voraussichtlich zweite Jahreshälfte 2024).
Beginn / Ende:
9 Uhr - bis 16.30 Uhr
Teilnahmegebühr:
330,00 €  (für Mitarbeitende der Stiftung kreuznacher Diakonie)
380,00 €  (für Externe)
Anmerkungen:
Fortbildungspunkte für beruflich Pflegende : 10