Von Kontaktbeschränkungen, Corona-Fällen und Besuchsverboten sind zurzeit auch viele werdende Mütter und deren Familien betroffen. Im Kreißsaal und auf der Wochenbettstation des Diakonie Krankenhauses in Bad Kreuznach ist man erprobt, wenn Corona-positive Mütter entbinden. Aber was ist, wenn das Baby intensivmedizinisch betreut werden muss? Eine Corona-Infektion kann dazu führen, dass Mutter und Kind direkt nach der Geburt getrennt werden müssen. So erging es auch Dorota Jungmann, die vor Kurzem Zwillinge zur Welt brachte. Wie die Stiftung kreuznacher diakonie ihr in dieser schwierigen Corona-Lage half und wie ein Tablet ihrer Psyche half, berichtet die 4-fach-Mama gerne.
Von Anfang an war die Zwillingsschwangerschaft der 34-jährigen etwas ganz Besonderes, aber auch mit einem hohen Risiko verbunden: eineiige Zwillinge, die sich neben dem Mutterkuchen auch eine gemeinsame Fruchtblase teilten. Es bestand die Gefahr, dass sich die Kinder mit der Nabelschnur umwickeln oder es zu speziellen durchblutungsabhängigen Komplikationen kommt, die die optimale Versorgung der Kinder gefährden. „Ich musste jede Woche ein bis zwei Mal zum Arzt und wurde sehr engmaschig überwacht. Wir haben uns immer von Woche zu Woche gearbeitet. Das war für mich mit einem enormen psychischen Druck verbunden“, erklärt Mama Dorota. Dennoch habe sie immer die Gewissheit habt, dass alles gut werde. Darin habe sie ihr Glaube bestärkt. Aufgrund der Risikoschwangerschaft stand fest, dass die Kinder spätestens in der 32. Woche geholt werden müssen. Dabei war für Dorota Jungmann, die mit ihren Kindern und ihrem Mann Lukasz in Altlay im Hunsrück lebt, schnell klar, dass sie im Diakonie Krankenhaus in Bad Kreuznach entbinden möchten: „Die liebevolle und behutsame Art des gesamten Teams und die kompetente Beratung, hat mir direkt sehr gut gefallen. Ich habe noch keinen Tag bereut, diese Entscheidung getroffen zu haben“.
Nachdem die Familie Weihnachten noch zuhause verbringen durfte, folgte wenige Tage später der Schock: Trotz aller Vorsicht hatten sich ihre beiden Kinder und ihr Mann mit dem Corona-Virus infiziert. Das hatte zur Folge, dass Vater Lukasz nicht bei der Geburt dabei sein konnte. Der Kaiserschnitt verlief am 11. Januar ohne Komplikationen, das Team stand bereit und nahm die beiden Jungen Anton und Leon in Empfang. Da es sich um eine Frühgeburt handelte und die beiden Jungen nur ein Geburtsgewicht von 1810 Gramm und 1680 Gramm hatten, mussten sie zur Beobachtung auf die Kinderintensivstation. Als Perinatalzentrum Level 1 hat das Diakonie Krankenhaus in Bad Kreuznach für Früh-, Risiko- und Mehrlingsgeburten die höchste Versorgungsstufe in der Region. Aus Sicherheitsgründen wurde auch die Mutter direkt nach der Geburt von ihren Kindern Anton und Leon isoliert. Nachdem anschließend auch bei ihr eine Infektion diagnostiziert wurde, entschied sich Dorota Jungmann, gemeinsam mit der Familie zuhause in Quarantäne zu gehen. Bis zum ersten echten Wiedersehen zwischen der Mutter und ihren neugeborenen Kindern vergingen ab dann 18 Tage.
Das Team des Diakonie Krankenhauses weiß aber, wie wichtig gerade in den ersten Tagen der Kontakt zwischen Mutter und Kind ist. Deshalb wollten sie alles tun, um der Familie in dieser besonders schwierigen und belastenden Situation zu helfen. Deshalb entstand eine Idee, die sich bereits beim Projekt TeleHebamme bewährt hat. Das Besondere hierbei ist die sichere und verschlüsselte Verbindungssoftware, die einen geschützten Rahmen gewährleistet. Dr. med. Edmondo Hammond, Oberarzt auf der Neugeborenen- und Kinderintensivstation, und sein Team ermöglichten der Mutter, den Kontakt mit ihren Kindern virtuell über das Tablet aufzunehmen. „Wir haben nach einem Weg gesucht, wie Eltern und Kind zumindest digital in Verbindung treten können. Das Tablet wird hierbei auf den Inkubator gelegt, sodass die Familie ihr Kind auf einem anderen digitalen Endgerät sehen kann. Dabei werden die Bewegungen und Laute des Kindes eingefangen und die Mutter kann mit ihren Kindern sprechen. Dadurch stellen die Kinder einen ersten Bezug zur Stimme der Mutter her“, berichtet der Oberarzt. Denn gerade diese erste Zeit ist sehr prägend für Mutter und Kind und wichtig für die Entwicklung. Die Freude über diese Idee war bei Familie Jungmann riesengroß: „Ich war jeden Tag mit meinen Kindern digital verbunden und konnte mit ihnen sprechen. Die Schwestern und Ärzte waren unglaublich engagiert und haben alles versucht, mich zu unterstützen und über die Entwicklung meiner Kinder zu informieren. Sie führten sogar die Frühchen-Tagebücher, in denen alle Schritte festgehalten wurden. Auch für meine anderen beiden 2- und 3-jährigen Kinder war die Verbindung sehr wichtig – sie sangen ihren Geschwistern jeden Abend über das Tablet Gute-Nacht-Lieder vor“. Nach 18 langen Tagen waren die Mutter und ihre Kinder wieder vereint. Letztendlich hat der virtuelle Kontakt in dieser schwierigen Situation die Psyche der Mutter gerettet.