Spaziergang mit dem Hund, wandern? – oder nach 100 Metern stehen bleiben. Krampfartige Schmerzen beim Gehen, die nur im Ruhezustand nachlassen, zwingen Betroffene oft zum Stehenbleiben und haben der „Schaufensterkrankheit“ ihren Namen gegeben. Hinter der harmlosen Bezeichnung verbirgt sich eine ernstzunehmende Erkrankung, die periphere arterielle Verschlusskrankheit (PAVK). Es handelt sich um eine Verengung in den Becken- und Beinarterien, die durch Ablagerungen von Kalk und Fetten entsteht und zu einem langsamen Verschluss der Blutgefäße führt. „Die Arterienverkalkung betrifft alle Gefäße des Körpers. Meist macht sie sich zuerst in den Beinen bemerkbar, im fortgeschrittenen Stadium auch in anderen lebenswichtigen Organen. Deshalb müssen Warnsignale, wie Schmerzen oder ein Kältegefühl in den Beinen ernst genommen werden“, erklärt Dr. Gunnar Proff, Chefarzt für Gefäß-, Allgemein- und Viszeralchirurgie am Diakonie Krankenhaus. Ohne Behandlung werden die Schmerzen immer schlimmer, Wunden heilen nicht mehr, schließlich stirbt das Gewebe ab und es droht eine Amputation.
In Deutschland leiden fast 4,5 Millionen Menschen unter einer arteriellen Verschlusskrankheit. Die Häufigkeit der Erkrankung steigt mit dem Lebensalter. Bei den über 65-Jährigen sind rund 20 Prozent betroffen. Besonders gefährdet sind Menschen, die rauchen. Aber auch Diabetes, Bluthochdruck, ein zu hoher Cholesterinspiegel und Bewegungsmangel sind Risikofaktoren, die es frühzeitig zu minimieren gilt, um Gefäßveränderungen vorzubeugen.
Früherkennung ist lebenswichtig
Der Gefäßspezialist bemerkt immer wieder, dass Betroffene Gefäßerkrankungen unterschätzen und zu spät einen Arzt aufsuchen. Dabei ist die Erkrankung leicht zu diagnostizieren: „Eine Ultraschalluntersuchung beim Hausarzt kann schnell Auskunft geben, ob eine Arterienverkalkung vorliegt. Wird die Schaufensterkrankheit rechtzeitig erkannt und behandelt, kann das Fortschreiten der Krankheit aufgehalten werden.“ Das ist auch deshalb wichtig, weil bei den meisten Erkrankten nicht nur die Arterien in den Beinen, sondern im ganzen Körper, also auch die Herz- und Hirngefäße betroffen sind. Das birgt ein erhöhtes Risiko für einen Schlaganfall oder Herzinfarkt.
Bei fortgeschrittener Erkrankung und Auffälligkeiten sollte die Durchblutungsstörung von einem Spezialisten untersucht und behandelt werden. Die Gefäßchirurgie im Diakonie Krankenhaus deckt das gesamte Spektrum der Eingriffe an Arterien und Venen ab, damit das Blut wieder fließen kann. Je nach Ort und Länge des Gefäßverschlusses kann eine Aufdehnung des betroffenen Gefäßes mit einem Ballon, das Einbringen einer Gefäßstütze (Stent), die operative Ausschälung einer verkalkten Arterie oder die Anlage einer Gefäßumleitung (Bypass) erfolgen.
Angiographie ermöglicht Diagnose und Therapie in Einem
In der Diagnostik und Therapie kommen modernste Untersuchungstechniken zum Einsatz, wie eine hochauflösende Angiographie-Anlage, mit der die Blutgefäße, also Venen und Adern, bildlich dargestellt werden können. Die Anlage ist mobil und kann in den verschiedenen Operationssälen eingesetzt werden. „Damit können wir nicht nur diagnostizieren und Gefäßverengungen oder Blutungen aufspüren“, verdeutlicht Dr. Gunnar Proff. Viele Gefäßprobleme, die im Zuge der Angiographie festgestellt werden, lassen sich gleich während der Untersuchung behandeln. In der Regel wird hierzu ein kleiner Schlauch, ein sogenannter Katheter, über die Leiste in die Arterie eingeführt und mit seiner Hilfe eine verengte Stelle aufgeweitet oder eine Verstopfung beseitigt. Umgekehrt können auch Blutungen durch das Verschließen von Gefäßen gestillt werden.
Der minimal-invasive Eingriff erfolgt im Regelfall ohne Narkose, sondern nur mit örtlicher Betäubung. „Das ist gerade für unsere älteren Patienten und Hochrisikopatienten wichtig, denn die Behandlung ist dadurch meist kürzer und schonender“, betont Dr. Proff und rät: „Nehmen Sie Schmerzen beim Gehen ernst und lassen Sie Ihre Gefäße regelmäßig untersuchen.“