Die schlechte Nachricht zuerst: Darmkrebs ist die zweithäufigste Todesursache in Deutschland. Über 60.000 Menschen erkranken jedes Jahr neu daran und. Damit ist Darmkrebs die zweithäufigste Krebserkrankung, nach Brustkrebs und vor Prostatakrebs und Lungenkrebs. Und nun die gute Nachricht: Gegen Darmkrebs gibt es hervorragende Vorsorge-Möglichkeiten.
Anlässlich des Darmkrebsmonats nimmt Dr. Wolfgang Rimili, Chefarzt der Abteilung Innere Medizin und Gastroenterologe der Hunsrück Klinik, sieben Mythen unter die Lupe und erklärt, warum die Darmkrebsvorsorge nicht nur Früherkennung, sondern echte Prävention ist:
1. Darmkrebs bekommen nur alte Menschen
Richtig ist, dass das Risiko an Darmkrebs zu erkranken ab dem Alter von 50 Jahren deutlich steigt. Jedoch kann der Krebs auch schon in jüngeren Jahren auftreten, z.B. wenn es Darmkrebs in der Familie gibt. Bereits bei einem Fall erhöht sich das Darmkrebsrisiko aller naher Verwandten um das Zwei- bis Dreifache. Die Familienanamnese ist daher wichtig.
2. Eine Darmspiegelung ist nur bei Symptomen nötig
Das ist falsch und gefährlich: Darmkrebs macht lange Zeit keine Beschwerden. Darmkrebs entsteht aus kleinen Polypen, die nicht weh tun und nur selten bluten. Auch Darmkrebs tut in frühen Stadien nicht weh und verursacht keine Symptome. Deswegen sollte jeder die Vorsorge-Darmspiegelung wahrnehmen, um die Frühstadien zu erkennen. Der Gesetzgeber unterstützt dies: Krankenkassen zahlen bei Männern ab 50 Jahren und bei Frauen ab 55 Jahren die Darmspiegelung. Ab dem 50. Lebensjahr kann ein Stuhltest beim Hausarzt, Frauenarzt oder Urologen durchgeführt werden.
Echte Alarmzeichen sind beispielsweise Blut im Stuhl, Bauchkrämpfe, veränderte Stuhlkonsistenz und -gewohnheiten, Gewichtsabnahme, Nachtschweiß und Fieber. Hier sollte möglichst schnell eine Diagnostik erfolgen.
3. Darmpolypen sind immer Krebs
Nein, als Darmpolypen werden Wucherungen der Darmschleimhaut bezeichnet. Meist sind sie noch gutartig, aber bei 5 Prozent können sich daraus auch bösartige Krebstumore entwickeln. Diese Vorstufen von Darmkrebs können bei der Darmspiegelung entdeckt und endoskopisch abgetragen werden. Je größer der Polyp, umso höher ist die Wahrscheinlichkeit einer Entartung.
4. Eine Darmspiegelung ist schmerzhaft und gefährlich
Das ist nicht richtig. Eine Koloskopie, wie der Fachausdruck heißt, ist heute eine Routine-Untersuchung. Sie dauert rund 10 bis 15 Minuten und wird von einem ausgebildeten Experten, dem Gastroenterologen, ambulant durchgeführt wird. Dank moderner Technik und Medikamente ist es möglich, dass der Patient oder die Patientin von der Untersuchung nichts bemerkt. Zudem verwendet die Hunsrück Klinik CO2 statt Raumluft, um den Darm zu entfalten. Das verhindert in der Folge schmerzhafte Blähungen und Bauchkrämpfe. Die Zahl auftretender Komplikationen liegt im Promillebereich. Wenn überhaupt handelt es sich um Blutungen nach der Entfernung von Polypen.
5. Darmkrebs heißt immer OP
Das ist nicht ganz richtig. Bestimmte frühe Formen von Darmkrebs können während der Spiegelung endoskopisch, d.h. mit der Schlinge oder mit speziellen Messern über das Endoskop entfernt werden.
In spät erkannten Fällen, die die komplette Darmwand betreffen oder die zu groß für eine endoskopischen Abtragung sind, müssen moderne, krebsspezifische Operationsverfahren angewandt werden, um im besten Falle eine Heilung zu erzielen.
6. Darmkrebs ist eine Männerkrankheit
Das stimmt nur teilweise. Männer erkranken häufiger an Krebs und im Schnitt fünf Jahre eher an Darmkrebs als Frauen. Das liegt sowohl an Vererbungsfaktoren, als auch am Lebensstil. Rauchen, Alkoholkonsum, mangelnde Bewegung und ballaststoffarme Ernährung erhöhen das Risiko an Darmkrebs zu erkranken. Hinzu kommt, dass es bei Männern größere Hemmungen gibt, die Krebsvorsorge wahrzunehmen.
7. Darmkrebs ist immer tödlich
Nein, Darmkrebs ist ein Krebs, dessen Heilungschancen bei früher Erkennung bei über 90 Prozent liegen und selbst bei fortgeschrittenen Stadien Heilungschancen bestehen. Das liegt daran, dass nicht nur die wissenschaftlichen Erkenntnisse rasant gestiegen sind, sondern auch an den Fortschritten in der Diagnostik sowie in der medikamentösen, strahlentherapeutischen und operativen Medizin.