Eine Schwangerschaft dauert in der Regel 40 Wochen. Kommt ein Baby vor der vollendeten 37. Schwangerschaftswoche auf die Welt, gilt es als Frühchen. Rund 60.000 Frühgeborene kommen jährlich in Deutschland zur Welt – das ist jedes elfte Kind. Lilli und Paul sind zwei von ihnen – sie wurden am 19. Juni 2022 in der 27. Schwangerschaftswoche im Diakonie Krankenhaus der Stiftung kreuznacher diakonie in Bad Kreuznach geboren. Der Start ins Leben ist immer etwas Besonderes, im Fall von Frühgeborenen aber eine andere Herausforderung. Darauf macht der Weltfrühgeborenentag am 17. November aufmerksam. Die Geschichte von Lilli und Paul zeigt, wie wichtig die Unterstützung von Pflegepersonal und Ärzteteam ist.
Nach einer komplikationslosen Schwangerschaft musste plötzlich alles ganz schnell gehen. „Ich kam wegen eines Ziehens im Bauch ins Krankenhaus. Normalerweise waren noch keine Kontrolltermine vorgesehen. Schnell war klar, dass Lilli über die Nabelschnur nicht mehr ausreichend versorgt wird“, erklärt Mama Eva Hemmes, die selbst als Ärztin in einer Kinderarztpraxis arbeitete. Das Team musste handeln: Drei Monate vor dem errechneten Geburtstermin wurden die Zwillinge Lilli und Paul mit einem Gewicht von 650 Gramm und 960 Gramm per Notkaiserschnitt geholt. Zusammen wiegen sie weniger als ein normal entwickeltes Kind in der 33. Schwangerschaftswoche alleine wiegt. „Uns war bewusst, dass unsere Zwillinge viel zu früh kommen werden. Trotzdem waren wir von der ganzen Situation letztendlich überrumpelt. Es war ein großes Glück, dass wir trotz aller Turbulenzen über jeden Schritt ganz genau informiert wurden. Obwohl wir viele Ängste und Sorgen hatten, haben wir uns nie allein gefühlt“, erzählt Papa Florian.
Perinatalzentrum Level 1 sorgt für höchste Sicherheit und optimale Behandlung
Das Diakonie Krankenhaus in Bad Kreuznach gewährleistet in Zusammenarbeit mit der Gynäkologie und Geburtshilfe die höchste Versorgungsstufe für Neugeborene jeden Reifealters. „Als Perinatalzentrum Level 1 sorgt unser Team der Intensivabteilung aus einem Oberarzt der Neonatologie, mehreren Assistenzärzten und insgesamt 31 Pflegekräften mit langjähriger Erfahrung und speziellen Weiterbildungen für eine optimale Behandlung. Pflegerinnen und Pfleger, aber auch das Ärzteteam arbeiten eng zusammen – und das rund um die Uhr, 365 Tage im Jahr“, erklärt Nicole Maurer, Stationsleitung der Kinderstation.
„Auch während der Geburt haben uns die Ärzte nie spüren lassen, dass dies gerade ein schwerer Eingriff ist. Sie haben uns immer ein gutes Gefühl gegeben. Mir als Vater wurde alles genau erklärt. Alle waren sehr entspannt und haben diese Ruhe auch ausgestrahlt“, sagt Florian Hemmes. Nach der Geburt ging es beiden Kindern den Umständen entsprechend gut. Sie erhielten die erste Zeit eine Atemunterstützung, aber zeigten einen eigenen Atemantrieb und wurden über eine Magensonde ernährt. Beide Kinder waren gut entwickelt, da sie bereits vor der Geburt eine Spritze zur Lungenreife bekommen hatten und somit schnell selbstständig atmen konnten.
Nachdem Eva Hemmes nach drei Tagen wieder entlassen wurde, verbrachten die frisch gebackenen Eltern jeden Tag im Krankenhaus. Morgens begann der Tag mit einem Anruf aus der Klinik. Und auch darüber hinaus hatten sich die Pflegekräfte tolle Ideen ausgedacht, um die Zeit in der Klinik zu überbrücken: Fußabdrücke der Kinder wurden gestempelt und jeder Gewichts-Meilenstein mit Luftballons und Wimpelketten gefeiert. „Egal, wie kompliziert es war, oder wie viel auf der Station los war, wir konnten jederzeit unsere Kinder sehen, sie streicheln, füttern oder auf den Bauch legen. Wir haben von den Pflegekräften und Ärzten unglaublich viel lernen können und Berührungsängste komplett verloren“, berichtet das Ehepaar.
Mit im Paket: Begleitende Nachsorge für die Frühchen
Die Wahl des Krankenhauses war für Familie Hemmes eine ganz bewusste Entscheidung. „Wir wussten von Anfang an, dass die Geburt unserer Kinder in einem familiären und kleineren Krankenhaus stattfinden soll. Außerdem haben wir im Bekannten- und Freundeskreis über das Diakonie Krankenhaus nur positives gehört. Auch der digitale Infoabend hat uns in unserer Entscheidung noch einmal bestärkt“, berichten die Zwillingseltern. Das Diakonie Krankenhaus ist als Perinatalzentrum Level 1 für Neugeborene jeden Reifealters mit der höchsten Versorgungsstufe auf Frühgeborene bestens vorbereitet und steht Eltern und Kind rund um die Uhr zur Seite. Im Jahr 2021 kamen im Diakonie Krankenhaus 30 Kinder mit einem Gewicht von weniger als 1500 Gramm zur Welt, 19 hatten sogar ein Gewicht weniger als 1250 Gramm.
Heute kann das Ehepaar mit einem Lächeln im Gesicht sagen, dass diese Zeit sehr schwer war, aber die Menschlichkeit und Fürsorge des Personals die Situation viel erträglicher gemacht hat. Nach elf Wochen Intensivstation und zwölf Tagen auf der Kinderstation durfte die Familie eine Woche vor dem errechneten Geburtstermin endlich nach Hause. Dort hat sich der Alltag zu viert langsam eingependelt: Es wird viel gekuschelt, fleißig getrunken und auch das Zunehmen klappt gut. Paul wiegt heute 5600 Gramm und Lilli 3900 Gramm - beide haben ihr Gewicht ungefähr versechsfacht. Dennoch merkt man auch heute noch, dass Eva und Florian Eltern von Frühchen sind: „Unser Alltag besteht aus vielen Arztbesuchen und unterstützenden Angeboten wie Physiotherapie. Bei der Nachsorge werden wir von einer Intensivkrankenschwester der Stiftung kreuznacher diakonie begleitet, die die Kinder beide kennt und zu uns nach Hause kommt. Dieses Betreuungsangebot ist wirklich super. Wir genießen die Familienzeit sehr. Manchmal wird einem erst im Nachhinein bewusst, was man alles geschafft hat“, fassen die glücklichen Eltern zusammen.