Tagespflege des Wohnparks Sophie Scholl steht Menschen jeden Alters offen
Für Helga und Jürgen Pankatz beginnt die Woche immer mit einer kurzen Busfahrt zum Wohnpark Sophie Scholl, einer Einrichtung der Seniorenhilfe der Stiftung kreuznacher diakonie. Dort sind die beiden, die seit sagenhaften 62 Jahren miteinander verheiratet sind, Gäste in der Tagespflege. Er ist 87 Jahre alt, sie 84 und eine der Geschichten, die er gerne erzählt, ist die ihres Kennenlernens. Bei einer Opernfahrt nach Wiesbaden in „Carmen“ hat alles angefangen zwischen den beiden, bis heute verbringen sie so viel Zeit wie möglich miteinander – und wirken dabei nach wie vor verliebt. Nebeneinander frühstücken sie, wenn sie angekommen sind. Jürgen Pankatz genießt es sehr, wenn dabei aus der Tageszeitung vorgelesen wird. Helga Pankatz hat viel Freude am gemeinsamen Singen von Kirchen- und Volksliedern, bei denen sie sehr textsicher meist auch über die dritte Strophe hinaus unterwegs ist. Schließlich hat sie viele Jahre lang im Kirchenchor gesungen. Unterdessen zieht der Duft von frisch gebackenem Apfel-Zimt-Kuchen durch den Raum, in dem die Gäste der Tagespflege später auch die Vorbereitungen für das gemeinsame Mittagessen in der offenen Küchenzeile miterleben können.
„Schmackhaft und gut“, bescheinigt Jürgen Pankatz, der sich auch darüber freut, dass seine Frau Entlastung findet und daheim nicht mehr kochen muss. Ihre Tochter, Ute Dietz, ist gern in der Tagespflege zu Besuch, genießt, dass sich ihre Eltern ganz offensichtlich wohl fühlen. Sie hatte einen Demenzkurs im Wohnpark Sophie Scholl absolviert, in dessen Verlauf den Teilnehmern die Räumlichkeiten vorgestellt wurden.
Dann musste es bei ihr selbst plötzlich ganz schnell gehen: während eines Krankenhausaufenthaltes ihres Vaters musste für die an Alzheimer erkrankte Mutter eine Versorgungsmöglichkeit gefunden werden. „Gleich am darauffolgenden Freitag durfte sie hospitieren und von da an bis zum Besuch von Montag bis Freitag ging es ganz schnell“, schildert sie. Ähnlich flott lebte sich ihr Vater in der Gruppe ein und beide „wirken sehr integriert“. Mittlerweile bringt er von daheim Bücher mit, die in seinen Augen auch die anderen Gäste interessieren könnten. „Der regelmäßige Ablauf und die Kontinuität helfen beiden sehr“, weiß Ute Dietz. Dass sich die Familie entschlossen hat, trotz der relativ kurzen Entfernung den Fahrdienst in Anspruch zu nehmen, hält sie nach wie vor für einen guten Plan. „Das entlastet uns. Und wenn der Fahrdienst in den Ferien einmal eine andere, längere Strecke fährt, dann kann mein Vater voller Respekt davon erzählen, was die Nahe alles zu bieten hat“, erzählt sie. Man habe dann das Gefühl, als habe er an einer stundenlangen Kaffeefahrt teilgenommen.
Dass die Tagespflege des Wohnparks Sophie Scholl, Menschen jeden Alters offen steht, hebt deren Leiterin, Christina Anderson hervor. „Zu uns kann jeder kommen und ausprobieren, ob dieses Angebot zu den Bedürfnissen passt“, meint sie. Da genügend professionelles Personal zur Verfügung steht, können selbst Gäste, die auf Beatmungsgeräte oder Katheder angewiesen sind, in den Wohnpark Sophie Scholl kommen. „Nach Schlaganfällen oder Tumoren hatten wir schon öfter jüngere Gäste – das Klientel wird insgesamt ohnehin jünger“, beobachtet sie. 16 Gäste können unter der Woche in die Tagespflege kommen, die Teilnahme kann auch auf einzelne Tage beschränkt werden. Grundsätzlich ist das Angebot dazu gedacht, pflegende Angehörige zu entlasten.