Die Geschichte vom Schneewittchen kennt jeder: Auf der Bühne im Bodelschwingh Zentrum in Meisenheim gibt es die hübsche Prinzessin, die böse Stiefmutter und die sieben Zwerge, den Spiegel und das übliche Tohuwabohu mit gutem Ende. 500 Menschen haben an zwei Tagen die Theateraufführungen in der Einrichtung für Menschen mit Behinderung der Stiftung kreuznacher diakonie miterlebt. Doch was vor und hinter der Bühne stattfand, hat wahrhaft jede Vorstellung erfüllt.
Denn eigentlich ist die böse Stiefmutter – gespielt von Conny Hazel – schrecklich gerührt. Sie hat Tränen in den Augen, wenn sie gefragt wird, ob die Auftritte bei der Behindertenhilfe der Stiftung kreuznacher diakonie etwas Besonderes sind. „Wir kommen jedes Jahr hierher, seit die Dinos geboren sind“, erzählen Astrid und Vincent Hofmann von der Technikcrew des Theatervereins der Stadtwerke Frankfurt am Main e.V., die wirklich schon seit Jahrzehnten ihre Schlussvorstellung der Theatersaison hier auf die Bühne bringen. Conny Hazel kann nicht antworten, aber am Ende des Nachmittags versteht jeder, warum die Antwort wie ein Kloß im Hals stecken geblieben ist.
Enge Verbundenheit und das Highlight des Jahres
Es ist die Verbundenheit mit dem Publikum, das vor, während und nach der Vorstellung sich um die Prinzessin, die sieben Zwerge, die Stiefmutter und die ganze Theatercrew kümmert. Pia Schönfeld, Teamleiterin vom Bereich Teilhabe Freizeit Bildung, weiß: Für unsere Bewohnerinnen und Bewohner ist der Besuch der Theatergruppe das Highlight des Jahres“. Katalin Ritter, die Regisseurin, behauptet das Gleiche: „Für unsere Crew ist es das absolute Highlight herzukommen. In anderen Vorstellungen bezahlen die Gäste und erwarten dafür eine entsprechende Gegenleistung. Hier bekommen wir von den Zuschauern viel, viel mehr als Applaus.“
„Nein, nein“ gellt es durch die Turnhalle, wenn sich auf der Bühne ein Unheil ankündigt. Mit den 18 Darstellerinnen und Darstellern wird gequatscht, gefragt wie es geht und welche Geschichten am Schönsten sind. Man entdeckt gemeinsame Hobbies und die Crew will beim nächsten Mal Stoffreste mitbringen, damit die Bodelschwinghsche Theatergruppe auch neue Kostüme nähen kann. Es wird sich gedrückt und der Tumult vor der Bühne nach der Vorstellung gleicht einem roten Teppich einer Filmpremiere in Berlin oder Cannes. Mittendrin steht Jan vor der Königin und ihrem „Spiegel“. Er fragt, was das Allerwichtigste überhaupt ist. Die Antwort gibt der Junge gleich selbst: „Glück muss man haben, nicht wahr?“
Der Auftritt des Theatervereins war für die Gäste, die aus dem ganzen Landkreis nach Meisenheim kommen, kostenfrei. Allerdings wurde zu Spenden aufgerufen, mit denen der Bereich Freizeit für die Bewohnerinnen und Bewohner weitere Angebote organisiert. 930 Euro sind so zusammengekommen.