Ein Besuch in der Kapelle zum stillen Gebet oder der Zwiesprache mit Gott gehört für Menschen mit christlichem Glauben zum Krankenhausalltag. Dies war für muslimische Patientinnen, Patienten und Mitarbeitende der Stiftung kreuznacher diakonie bisher nicht ganz einfach möglich. Das hat sich nun geändert: Seit Anfang Mai gibt es im Erdgeschoss des Diakonie Krankenhauses einen Gebetsraum, den Angehörige der zweiten großen Weltreligion als Rückzugsort für das Gebet nutzen können.
„Ein Krankenhausaufenthalt ist für vielen Menschen eine belastende Zeit. Beim Gesundwerden ist neben der medizinischen und pflegerischen Betreuung ein Gefühl von Trost und Geborgenheit, das im Glauben und durch das Gebet entstehen kann, ein wichtiger Faktor“, so die Erfahrung von Dr. Christoph von Buch. Der Ärztliche Direktor des Diakonie Krankenhauses ist dankbar, dass es im Krankenhaus nun einen weiteren Ort gibt, an den Mitarbeitende und Patienten sich zurückzuziehen können, um in Stille nachzudenken, zu beten und Ruhe zu finden.
Der neue Gebetsraum befindet sich zentral im Erdgeschoss in Nachbarschaft zur Kranken-hauskapelle und ist 24 Stunden geöffnet. Gebetsteppiche liegen bereit. Für Furkan Kutlar, der seit 2020 als Anästhesietechnischer Assistent im Diakonie Krankenhaus arbeitet und sich in den letzten Monaten für den Gebetsraum engagiert hat, ist dessen Errichtung ein Zeichen von guter Integration: „Ich bin den Verantwortlichen im Krankenhaus dankbar, dass Sie uns einen Raum zur Verfügung stellen, der schon jetzt täglich von rund 20 Kolleginnen und Kollegen genutzt wird.“
In der Stiftung kreuznacher diakonie arbeiten rund 6.800 Menschen, die in 97 unterschiedlichen Ländern geboren sind und 30 unterschiedlichen Religionsgemeinschaften angehören.
„Die Initiative zu einem muslimischen Gebetszimmer kam aus der Mitarbeiterschaft. Diesem Wunsch, sind wir sehr gerne nachgekommen,“ erklärt Pfarrer Wolfgang Baumann und ergänzt: „Die christliche Kapelle im Diakonie Krankenhaus steht allen offen, dennoch sind die Vorgaben für einen Gebetsraum für Musliminnen und Muslime hier nicht gegeben. Der Wunsch der Mitarbeitenden nach einem für ihre Gebetspraxis eingerichteten Raum ist daher verständlich. Für Christen ebenso wie für Muslime ist das Gebet ein wichtiger Ausdruck ihres Glaubens und vergewissert sie der Nähe Gottes. Insbesondere in Krisenzeiten und in der Sorge um die eigene Gesundheit gibt das Beten Menschen neue Kraft und Hoffnung.“
Gemeinsam mit dem Direktorium waren sich die Krankenhaus-Seelsorgenden daher einig, dass ein Gebetsraum ein wichtiger Baustein für eine kultursensible Kommunikation unter den Mitarbeitenden aber auch mit den Patienten ist. Denn auch die Angebote der Stiftung kreuznacher diakonie richten sich an alle Menschen, unabhängig von Geschlecht, Religion und Herkunft. Deshalb gibt es seit vielen Jahren Fortbildungsangebote sowie Handreichungen zu diesem Thema. Aktuell wird etwa in der stiftungseigenen Akademie eine Weiterbildung zu „Kultursensibler Pflege“ angeboten.