1981 haben Frauen den 25. November zum Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen ins Leben gerufen, um auf Misshandlung, Schläge, Ausgrenzung, sexuelle Gewalt und Femizide aufmerksam zu machen. Die geschlechtsspezifische Gewalt betrifft auch mehr als vierzig Jahre später Frauen aus allen sozialen Schichten, weiß man im Café Bunt, der Anlaufstelle für Frauen in Not der Stiftung kreuznacher diakonie. Laut Information des Bundesfamilienministeriums wird etwa jede dritte Frau mindestens einmal Opfer körperlicher oder sexueller Gewalt.
„Im Café Bunt haben wir es täglich mit Frauen zu tun, die Gewalt erfahren haben und bei uns Schutz suchen“, erklärt Doris Häfner-Kairo, Leiterin der Einrichtung in Bad Kreuznach. Betroffenen Frauen bietet das Café Bunt täglich Aufenthaltsmöglichkeiten und Notunterkunftsplätze. „Als Schutzraum für Frauen würden wir es gerne sehen, wenn sich unser Angebot langfristig erübrigen würde – aber das Gegenteil ist der Fall.“ Daher sind die engagierten Frauen des Café Bunt im Rahmen der Aktionen rund um den Internationalen Gedenktag aktiv: Am 23. November vertritt Häfner-Kairo das Café Bunt bei einer Lesung der Autorin Ahima M. Beerlage („Riss in der Zeit“) um 19 Uhr in der Evangelischen Kirchengemeinde Bad Kreuznach, am 24. November wird sie bei Antenne 88,3 beim Talk „Nah dran“ um 8.30 Uhr Rede und Antwort stehen und beim Aktionstag am 25. November ist das Café Bunt zwischen 8 und 12 Uhr auf dem Kornmarkt vertreten. Der Regionale Runde Tisch (RRT) gegen Gewalt in engen sozialen Beziehungen in Bad Kreuznach verteilt dort Papier-Taschentücher mit dem Motto „Wir haben die Nase voll von Gewalt.“
Café Bunt - mit Geduld den Erlebnissen begegnen
Immer wieder wird Häfner-Kairo nach Tipps gefragt, wie sich Frauen gegen Gewalt schützen können: „Die Frage ist falsch gestellt“, erklärt sie, „denn dieses Denken bedeutet, dass Frauen zumindest Mitschuld haben an gegen sie gerichtete Gewalt.“ Die Mission ihrer Kolleginnen und ihr ist, die Gesellschaft so zu sensibilisieren, dass Übergriffe gegenüber Frauen nicht passieren.
„Betroffene Frauen erleben Gewalt nicht nur in Form von sexuellem Missbrauch und Schlägen, auch psychische Gewalt wie Demütigung, Drohungen, soziale Isolation oder wirtschaftlicher Druck gehören dazu“, berichtet sie. Gewalterfahrung sind vor allem schambesetzt. „Wir bieten den Betroffenen zunächst einen sicheren Rückzugsraum und Hilfe für die Dinge des täglichen Bedarfs oder bei Arzt- und Behördengängen an.“ Um den Erlebnissen zu begegnen, ist vor allem eins nötig: viel Geduld. „Häufig verdrängen die Frauen die traumatischen Erlebnisse, um nicht ständig Angst und Scham ausgesetzt zu sein. Hier ist viel Fingerspitzengefühl gefragt“, betont die Leiterin des Café Bunt.
Runder Tisch „Gewalt in engen sozialen Beziehungen“
Der Regionale Runde Tisch Bad Kreuznach gegen Gewalt in engen sozialen Beziehungen (RRT GesB) ist einer von 22 Runden Tischen in Rheinland-Pfalz, in dem sich regionale Akteure wie das Frauenhaus, das Café Bunt, die Polizei und viele weitere engagieren.
Das RIGG – Rheinland-Pfälzisches Interventionsprojekt gegen Gewalt in engen sozialen Beziehungen – wurde im Oktober 2000 gegründet. Ziel ist es, ein umfassendes Präventions- und Interventionskonzept gegen Gewalt in engen sozialen Beziehungen zu entwickeln und umzusetzen.
Am Donnerstag, 24. November 2022, ist Doris Häfner-Kairo zu Gast bei Antenne Bad Kreuznach. Im Talk Nahe dran von 8.30 bis 9.30 Uhrinformiert sie über die Arbeit mit von Gewalt betroffenen Frauen im Café Bunt.