Sohren | Stiftung Diakonie Hunsrück fördert Umsetzung des Böhm-Konzeptes im Pfarrer Kurt Velten Altenpflegeheim

von links: Pflegedienstleiterin Nadine Mei, Der Vorsitzende des Vorstandes der Stiftung Hunsrücker Diakonie, Einrichtungsleiter Carsten Bachert, Diakon Benedikt Schöfferle und Tim Schwarzenberg (beide Vorstandsmitglieder der Stiftung Hunsrücker Diakonie) und Daniel Parker, Regionalleiter des Geschäftsbereiches Seniorenhilfe der Stiftung kreuznacher diakoie.

Das Pfarrer Kurt Velten Altenpflegeheim in Sohren hat große Pläne: Ein Wohnbereich der Einrichtung der Seniorenhilfe der Stiftung kreuznacher diakonie mit insgesamt 18 Pflegeplätzen wird ein „Böhm-Bereich“. Das Pflegemodell nach Professor Erwin Böhm stellt die Biografie von Menschen im Alter in den Vordergrund. Wenn Menschen mit demenziellen Veränderungen in ein Altenheim kommen, reagieren sie oft stark auf die ungewohnte Umgebung: Sie sind unsicher, fühlen sich überfordert, kommen nur schwer mit der neuen Situation zurecht. Um sie aufzufangen, hat der Wiener Pflegewissenschaftler Erwin Böhm eine These aufgestellt: Menschen greifen mit zunehmendem Alter auf Strategien zur Bewältigung des Lebens zurück, die sie sich in den ersten 25 bis 30 Lebensjahren angeeignet haben. Greift man also auf die jeweilige Biografie zurück, lässt sich ein vertieftes Verständnis der Menschen entwickeln und man kann zielgerichtet mit ihnen umgehen.

„Man“ – das sind in diesem Fall die Pflege- und Betreuungskräfte des Hauses. Daher werden die einzelnen Schritte der Umsetzung des Böhm-Konzeptes auch nicht gleich zu sehen sein, weil erst die Mitarbeitenden entsprechend geschult werden müssen. 20 Mitarbeitende aus dem Pfarrer Kurt Velten Altenpflegeheim gehen bis zum Sommer kommenden Jahres bei den Experten „in die Lehre“, um zu erfahren, wie sie es am besten anstellen, den Fokus auf die ersten 25 Lebensjahre zu legen und an diese Zeit der stärksten emotionalen Prägung der Bewohnerinnen und Bewohner anzuknüpfen. „Wir kurbeln Lebenssinn und Lebensmotoren wieder an“, heißt es im Konzept. Ziele sind neben einer Linderung von Symptomen ohne oder mit nur wenig Einsatz von Psychopharmaka unter anderem die Vermeidung von freiheitsentziehenden Maßnahmen, die Erhöhung des Selbstwertgefühls und die Verbesserung der Pflegequalität.

Für den Leiter des Pfarrer Kurt Velten Altenpflegeheimes, Carsten Bachert, ist die Umsetzung des Böhm-Konzeptes ein weiterer, logischer Schritt auf dem Weg hin zu einer Facheinrichtung für Demenz. „Ich möchte durch die ENPP-Böhm Bildungs- und Forschungsgesellschaft zertifiziert werden. Deshalb beginnt gleich nach der Schulung der Mitarbeitenden in eine einjährige Praxisphase, die von der Gesellschaft begleitet wird“, erklärt er. Mit dem ENPP-Siegel hat das Pfarrer Kurt Velten Altenpflegeheim dann einen international gültigen Beleg dafür, dass der Wohnbereich 1 auf das Thema Demenz spezialisiert ist. Die Umsetzung des Konzeptes kostet insgesamt rund 63.000 Euro, dank einer Förderung in Höhe von 17.500 Euro von der Stiftung Diakonie Hunsrück ist die Finanzierung der Schulung der Mitarbeitenden gesichert. „Wir sorgen für Lebensqualität im Alter“ ist der Leitgedanke der Stiftung Diakonie Hunsrück, die sich satzungsgemäß für die Förderung der diakonischen Alten- und Krankenhilfe auf dem Gebiet des Kirchenkreises Simmern-Trarbach einsetzt. „Immer mehr alte Menschen erkranken an Demenz. Erkrankte und deren Familien brauchen professionelle Unterstützung in den Phasen dieser Krankheit. Wenn es zu Hause nicht mehr geht, ist es gut, eine spezialisierte Altenhilfeeinrichtung zu haben, in der die Menschen mit Demenz sicher aufgehoben sind“, sagt Arno Imig, Vorsitzender des Vortandes der Stiftung Diakonie Hunsrück. Neben ihm besteht der Vorstand der Stiftung Diakonie Hunsrück aus Tim Schwarzburg und Benedikt Schöfferle. Sie sind sich darüber einig, dass die Stiftung in den kommenden Jahren mit ihren Förderungen Impulse geben will, die die Altenhilfe auf dem Gebiet des Kirchenkreises Simmern-Trarbach weiterentwickeln und dazu beitragen, Innovationen zu ermöglichen, die mit den staatlichen Leistungen nicht zu finanzieren sind. „Dabei sehen wir uns als Partner der diakonischen Einrichtungen und kooperieren mit ihnen, um für Lebensqualität für Menschen im Alter zu sorgen“, ist sich der Vorstand einig.

Rein optisch versetzt das Pfarrer Kurt Velten Altenpflegeheim seine Bewohnerinnen und Bewohner schon seit geraumer Zeit zurück in ihre Jugend: Der Eingangsbereich und die gemeinsam genutzten Räume sind liebevoll und mit zahlreichen Requisiten im Stil der 50er Jahre gestaltet und doch beileibe nicht unmodern. Auch wenn beispielsweise ein Radio so aussieht, als stamme es von früher, so ist in seinem Inneren eine moderne Soundanlage untergebracht.