Bilder öffnen das Fenster zur Seele
Der Pinsel taucht tief in das satte Feuerwehrrot, schwebt einen langen Moment in der Luft bis er sich auf dem Papier breit auffächert und die Farbe zu einer breiten Linie aufs Papier streicht. Gabriele Wenger ist eine der Beschäftigten in den Werkstätten der Stiftung kreuznacher diakonie, die hier neben ihrer Arbeit immer auch in der Malwerkstatt ihre Kreativität auslebt. Im Diakonie Krankenhaus Bad Kreuznach läuft derzeit eine Ausstellung mit dem Titel „Menschen mit Behinderung malen!“, die das Landesamt für Soziales, Jugend und Versorgung jedes Jahr organisiert und nun bis zum 27. September zu sehen ist.
Angelia Oberkirch, Mitarbeitende im Bereich Gesundheits- und Persönlichkeitsförderung, leitet immer freitags in Bad Kreuznach Beschäftigte der Werkstatt im Betrieb 1 an, Gedanken und Gefühlen Ausdruck zu verleihen und innere Bilder Realität werden lassen. Gleiches passiert auch in anderen Werkstätten der Stiftung etwa der Asbacher Hütte oder in Meisenheim, Kirn und Bad Sobernheim. „Kunst ist eine Möglichkeit, Menschen die Chance zu geben, sich auszudrücken“, so Oberkirch.
In Bad Kreuznach sind an diesem Freitagmorgen in der Malwerkstatt sechs Frauen und Männer an den Tischen im Raum verteilt. Sanfte Musik lädt dazu ein, die Gedanken schweifen zu lassen: Was und wie bringe ich etwas zu Papier oder auf die Leinwand? In der Kalenderausstellung des Landesamtes 2023 werden Bilder aus vielen Einrichtungen in ganz Rheinland-Pfalz gezeigt, die unter dem Titel „Mein schönstes Erlebnis“ stehen.
Julia Fournells Bild ist in Kirn mit Fineliner und Buntstiften entstanden und heißt „So viele Vögel am Himmel“. Guido Quint (Asbacher Hütte) hat seinen ersten Tag in Amerika gemalt – ein Pärchen, das sich vor der Golden Gate Brücke im Arm hält und nur Augen für sich hat.
Kunst kennt keine Schubladen: An diesem Vormittag tupft eine Frau den Farbpinsel auf ihre Finger. Das Blau fühlt sich seifig an. Auf dem Blatt entstehen große blaue Tupfer. Die Bilder können das Fenster zur Seele sein oder ein Spiegel der Welt. Sie lassen jeden teilhaben an der Welt des Malers – der Umwelt, aber manchmal auch der inneren Welt. Angelia Oberkirch fördert diese Form der Inklusion und hofft, dass noch viele Bilder aus der Malwerkstatt sichtbarer werden, entweder über die nächste Kalenderausstellung oder einfach nur an den Wänden im Flur der Werkstatt.
Die Kalenderausstellung im Foyer des Diakonie Krankenhauses Bad Kreuznach ist täglich noch bis zum 27. September zu besichtigen.