Digitale Teilhabe für Menschen mit Behinderung hat mehrere Dimensionen: einfacher und sicherer Zugang zu digitaler Hardware und Infrastruktur ist das Eine, die Entwicklung von Medienkompetenz, alternativen Zugangsmöglichkeiten zu gesellschaftlichen Bereichen via assistiver Technologien sowie Präsenz und Mitgestaltung in digitalen Medien sind weitere Aspekte. Die Stiftung kreuznacher diakonie hat - gefördert von Aktion Mensch – in verschiedenen Einrichtungen für Menschen mit Behinderung im Kreis Bad Kreuznach und im Kreis Birkenfeld das Projekt „Internet für alle“ umgesetzt.
Geschäftsbereichsleiter Holger Griebel erklärt: „Unser Ziel ist es, den Bewohnerinnen, Bewohner und Beschäftigten mehr Autonomie, mehr Wissen und Kompetenzen, mehr Vernetzung und mehr Partizipation zu ermöglichen. Mit dem erleichterten Zugang zu WLAN, Handy, Tablets und Co erleben sie die Digitalisierung – wie Jede und Jeder andere - als ein Mittel, das Teilhabe und Begegnung ergänzt.“
Neben der technischen Ausstattung auf der Asbacher Hütte im Haus Eben Ezer (Kreis Birkenfeld), im Haus Schlossblick, das zum BodelschwinghZentrum in Meisenheim gehört, in den Wohngebäuden „In den Weingärten“ und „Rheinsberger Straße“ (alle Kreis Bad Kreuznach) wurde auch in Schulungen investiert. Julia Milz, Bewohnerin der Einrichtung „Asbacher Hütte“ erklärt, was das bedeutet: „Es war super, dass wir viele Informationen bekommen haben. Besonders was wir im Internet beachten müssen. Wir haben gelernt unser Handy für uns einzustellen, damit zum Beispiel die Helligkeit und die Schriftgröße für uns passt.“
Spezielle Apps unterstützen das selbstbestimmte Leben
Welche Mobilitäts-Apps gibt es? Welche nutze ich? Und was sind die Funktionen der einzelnen Apps? Diese und viele andere Fragen hat das PIKSL Labor Kaiserslautern beantwortet, dessen Träger das Evangelische Diakoniewerk Zoar ist. PIKSL steht für „Personenzentrierte Interaktion und Kommunikation für mehr Selbstbestimmung im Leben“. Das Besondere dabei: Menschen mit Behinderung entwickeln sich dabei von Lernenden zu Lehrenden. Menschen mit Behinderung werden aktiv in alle Entstehungsprozesse mit eingebunden. Denn sie wissen am besten, worauf es ankommt, wenn Barrieren im Umgang mit digitalen Medien und Angeboten abgebaut werden sollen. Gemeinsam werden dann neue und universelle Lösungen entwickelt. Aufgrund dieses einzigartigen Wissens von Menschen mit Behinderung sind sie die wahren Expertinnen und Experten für Barrierefreiheit und Vereinfachung.
Julia Milz schildert ein gutes Beispiel dafür, wie sie mit Hilfe einer App selbstwirksam und selbstbestimmt zurechtkommt: „Wir haben ganz viele Funktionen gelernt. Uns wurde zum Beispiel eine App gezeigt, die Witze erzählt. Besonders an Tagen, an denen es mir nicht gut geht, hilft mir das sehr.“
Mit der Installation des flächendeckenden WLANs können die „User“ in den Einrichtungen der Stiftung kreuznacher diakonie nun den Internetzugang eigenständig oder mit Assistenz nutzen. Die Chancen und Risiken sind ihnen nun bewusst. Und das WorldWideWeb steht ihnen nun mit alle seinen Bildungsangeboten, Nachrichten und Bild – und Videoangeboten und Chat-Möglichkeiten offen. Saskia Zirker, ebenfalls Bewohnerin der Asbacher Hütte: „Man muss auf Gefahren aufpassen und sich an die Mitarbeiter wenden, wenn man Hilfe braucht.“
Investiert wurden insgesamt rund 27.000 Euro, von denen 25.000 Euro über Aktion Mensch für Hardware und Schulungen – gefördert wurden.