Younes Bakhada nimmt eine lange Anfahrt in Kauf, um die praxisintegrierte Ausbildung zum Heilerziehungspfleger (HEP) an der Fachschule für Sozialwesen der Stiftung kreuznacher diakonie zu absolvieren. „Ich bin seit elf Jahren in Deutschland und habe zunächst als Produktionshelfer gearbeitet“, erzählt der 40-jährige. „Später als Busbegleiter beim Transport von Kindern mit Beeinträchtigungen habe ich gemerkt, dass mir die Arbeit mit Menschen und im sozialen Bereich großen Spaß macht.“
AZAV-Zertifizierung für alle Ausbildungsgänge
Der Vater einer achtjährigen Tochter ist ein gutes Beispiel dafür, wie Umschulung, beruflicher Neubeginn oder ein Wiedereinstieg nach mehrjähriger Familienpause gelingen können. Ein essentieller Baustein, der diese Quereinstiege für Menschen mit Lebenserfahrung ermöglicht, ist die Zertifizierung der Bildungsgänge nach der Akkreditierungs- und Zulassungsverordnung Arbeitsförderung (AZAV). „Die Zertifizierung ist Voraussetzung, um Bildungsgutscheine über die Jobcenter zu erhalten,“ erläutert Julia Schneider, stellvertretende Schulleitung der Fachschule. „Alle unsere Bildungsgänge sind entsprechend zertifiziert.“
Nachdem das Jobcenter Bakhadas Weiterqualifizierung mit einem Bildungsgutschein befürwortete, bewarb er sich erfolgreich für die Ausbildung bei der Lebenshilfe. Jeweils montags und dienstags fährt er nun nach Bad Kreuznach, wo er gemeinsam mit 16 angehenden HEPs zwischen 18 und 56 Jahren den vielfältigen Unterrichtsmodulen folgt. In seinem Praxisalltag von Mittwoch bis Freitag betreut er erwachsene Menschen mit Behinderung in der Förder- und Kreativgruppe. „Es tut den Menschen mit häufig mehrfachen Einschränkungen einfach gut, in der Gruppe beisammen zu sein, miteinander zu reden und kleine Jobs und Aufgaben zu übernehmen“, begeistert er sich für seine Arbeit.
Rahmenbedingungen werden kontinuierlich Anforderungen angepasst
Weil der pädagogische Nachwuchs so gefragt ist, bemüht sich die Fachschule, Interessenten dort abzuholen, wo sie in ihrer jeweiligen Situation stehen und die Ausbildungsgänge entsprechend kompatibel zu gestalten. „Die Schülerinnen und Schüler kommen mit unterschiedlichen Voraussetzungen an Zeit und finanziellen Möglichkeiten. Entsprechend müssen wir uns einrichten“, berichtet Julia Schneider. Die Vollzeit-Erzieherklasse besuchen viele Mütter mit Kindern. „Hier machen wir den nächsten Schritt und passen zum kommenden Schuljahr den Stundenplan an, sodass dieser familienfreundlicher wird.“ Mütter oder Väter mit entsprechenden Verpflichtungen können ab Schuljahr 2024/25 ihre Kinder vor dem Unterricht zu Kita oder Schule zu bringen und sie anschließend pünktlich wieder abzuholen. Der Unterricht für die Erzieher-Vollzeitklasse wird erst um 8.45 Uhr beginnen und endet spätestens um 13 Uhr.
Auch für Menschen, die nicht die Voraussetzung für Bildungsgutscheine erfüllen, gibt es häufig Förder-Alternativen: Für sie kann das Aufstiegs-Bafög in Frage kommen. Das gilt unter anderem für Absolventen mit dem Abschluss als Sozialassistent. Das Aufstiegs-Bafög ist eine Förderung zum Lebensunterhalt, die nicht zurückgezahlt werden muss und fällt mit rund 950 Euro – plus gegebenenfalls Zuschlägen - üppiger aus als das Schüler-Bafög. „Fast alle unsere Schülerinnen und Schüler, die keinen Bildungsgutschein haben, beziehen Aufstiegs-Bafög“, sagt Julia Schneider. Ein weiterer Trumpf der pädagogischen Arbeitsfelder sind die gestiegenen Gehälter für die pädagogischen Fachkräfte. Das Einstiegsgehalt für eine junge Berufsanfängerin als Erzieherin oder Heilpädagogin liegt bei rund 3.500 Euro brutto, Auszubildende der Heilerziehungspflege verdienen zwischen rund 1.300 im ersten bis etwa 1.480 Euro im dritten Ausbildungsjahr.
Wer mehr über die pädagogischen Ausbildungsgänge und die Fachschule für Sozialwesen erfahren möchten, kann sich am Donnerstag, 14.3.2024, bei Antenne Bad Kreuznach zuschalten. Um 16.30 Uhr ist Julia Schneider, Fachrichtungsleiterin Sozialpädagogik und stellvertretende Schulleiterin in der Sendung „Arbeitgeber des Monats“ zu hören. Sie informiert über Zugangsvoraussetzungen, Bewerbungsverfahren, Förder- und Verdienstmöglichkeiten und Karriereaussichten.