Idar-Oberstein | Begleitetes Wohnen: Sicheres Gefühl für Vermieter

Michael Schunck, Geschäftsführer der Kreissiedlungsgesellschaft Birkenfeld (KSG) und Sabine Woike, Sozialdienst der Wohnungslosenhilfe der Stiftung kreuznacher diakonie

Michael Schunck, Geschäftsführer der Kreissiedlungsgesellschaft Birkenfeld (KSG) und Sabine Woike, Sozialdienst der Wohnungslosenhilfe der Stiftung kreuznacher diakonie

„Das Modell des begleiteten Wohnens der Diakonie ist für mich eine ideale Hilfe, um ungenutzten Wohnraum kurzfristig zu reaktivieren“, sagt Michael Schunck. „Als Vermieter brauche ich doch vor allem eines: ein gutes Gefühl.“ Michael Schunck weiß genau, wovon er redet: Seit drei Jahren ist er Geschäftsführer der Kreissiedlungsgesellschaft Birkenfeld (KSG) und als Kind selbst in einer KSG-Wohnung aufgewachsen. „In der KSG bieten wir soliden Wohnraum zu sehr günstigen Mietpreisen“, sagt der Immobilien-Fachmann. „Mit einem Angebot von rund 600 Wohnungen und einer geringen Fluktuation von nur 30 bis 40 Wohnungen pro Jahr, ist die Warteliste allerdings sehr lang.“

Viele Interessenten für günstigen Wohnraum

Dem geringen Angebot von günstigen und bezahlbaren Wohnungen auch für Menschen mit geringem Einkommen, stehen im Kreis Birkenfeld und in der Stadt Idar-Oberstein sehr viele Interessentengruppen gegenüber. Das zeigte zuletzt der „Fachtag bezahlbarer Wohnraum“, zu dem die Wohnungslosenhilfe Obere Nahe (WLH) der Stiftung kreuznacher diakonie eingeladen hatte. Neben Verantwortlichen aus Ämtern und Behörden, Vermietern und Maklern kamen zahlreiche Akteure von Beratungsstellen und Unterstützungsangeboten für Menschen mit geringem Einkommen. „Zentrales Anliegen der Aktiven im Kreis Birkenfeld ist es, bezahlbaren Wohnraum schaffen, um Menschen mit geringem Einkommen selbständiges Wohnen zu ermöglichen“, berichtet Sabine Woike, Sozialarbeiterin der Wohnungslosehilfe in Idar-Oberstein. So stellt sich die Frage nach Neubauten und entsprechender Wohnraumförderung. Michael Schunck kann dazu präzise Zahlen liefern. Die Einnahmen aus den Vermietungen der KSG reichen gerade für den Sanierungsbedarf des Wohnungsbestands, der überwiegend aus den 1950er und 1960er Jahren stammt. An Investitionen für Neubauten kann die Gesellschaft, deren Eigentümer neben dem Landkreis Birkenfeld auch die Verbandsgemeinden, zahlreiche Ortsgemeinden im Landkreis sowie die Kreissparkasse sind, nicht denken. „Das Verhältnis zwischen den enorm hohen Baukosten und den geringen Mieteinnahmen, die in unserem Bestand im Durchschnitt unter fünf Euro pro Quadratmeter liegen, lässt Neubauten nicht zu“, unterstreicht Schunck. Selbst wenn man die Förderungen des sozialen Wohnungsbaus in Rheinland-Pfalz nutzt, müssten mindestens zehn Euro pro Quadratmeter erzielt werden, um annähernd rentablen Wohnraum zu schaffen. „Auf der anderen Seite darf man nicht einmal sechs Euro verlangen – da beißt sich die Katze in den Schwanz.“

Sicherheit bieten, um Flächen zu reaktivieren

„Um zusätzlichen Wohnraum zu generieren, müssen wir andere Wege gehen“, sagt Sabine Woike, „zum Beispiel potentielle Vermieter motivieren, leerstehende Flächen zur Verfügung zu stellen.“ Die entscheidende Hürde hierbei ist – und auch davon berichtet Schunck aus eigener Erfahrung – den Vermietern die Angst zu nehmen, an die falschen Mieter zu geraten. „Vermieter zu sein bedeutet, Glauben und Vertrauen auf das Gute im Menschen“, schmunzelt Schunck. Auch er hat schon schlechte Erfahrungen gemacht und teuer dafür bezahlt. „Das könnte einen privaten Vermieter ruinieren.“

Mit ihrem Konzept des „Begleitenden Wohnens“ bietet die Wohnungslosenhilfe Idar-Oberstein ein überzeugendes Modell. „Bei geeigneten Klienten, mit denen wir den Schritt in ein selbstständiges Wohnen wagen können, betreuen wir die Person, genauso wie wir sie in einer stationären Einrichtung betreuen würden“, berichtet Sabine Woike. „Die Wohnungslosenhilfe ist Mieter und Vertragspartner für den Vermieter.“ Das bedeutet auch, dass die Sozialarbeiterinnen kontinuierlich Kontakt haben und sich dabei auch vom Zustand der Wohnung überzeugen können. „Diese Möglichkeit hat der Vermieter nicht“, sagt Michael Schunck, „sodass für uns häufig erst bei Auszug das böse Erwachen kommt.“

Mit dem Vorgehen hat die WLH lange Zeit gute Erfahrungen gemacht. „Seit einigen Jahren gibt es jedoch kaum geeignete Wohnungsangebote“, bedauert die erfahrene Sozialarbeiterin. KSG-Geschäftsführer Schunck befürwortet das Modell, weil die WLH genau die Punkte abdeckt, die für Vermieter wichtig sind. Als Mieter ist die Wohnungslosenhilfe zuverlässig – keine Mietausfälle und falls der Klient die Wohnung nicht übernimmt, sorgt sie für eine ordnungsgemäße Renovierung. „Auch wenn die Wohnung übernommen wird, können wir bei Unsicherheiten die Klienten ein weiteres halbes Jahr ambulant begleiten“, unterstreicht Sabine Woike.

Interessierte Vermieter mit freiem Wohnraum können sich gerne an die Wohnungslosehilfe Idar-Oberstein wenden, E-Mail: wlh-io@kreuznacherdiakonie.de, Telefon: 06781/ 5687360