Niederwörresbach | CDU-Bundestagsabgeordnete Julia Klöckner zu Besuch

v.l.n.r.: Jennifer Möllers, Geschäftsbereichsleiterin Kinder-, Jugend-, Familien- und Wohnungslosenhilfe, Andrea Kunert, Einrichtungsleitung KJF Niederwörresbach und Julia Klöckner, CDU-Bundestagsabgeordnete

v.l.n.r.: Jennifer Möllers, Geschäftsbereichsleiterin Kinder-, Jugend-, Familien- und Wohnungslosenhilfe, Andrea Kunert, Einrichtungsleitung KJF Niederwörresbach und Julia Klöckner, CDU-Bundestagsabgeordnete

Bei strahlendem Wetter und vor dem Hintergrund der im Hochseilgarten kletternden Kinder und Jugendlichen, die dort den freien Brückentag genossen, besuchte Julia Klöckner, heimische CDU-Bundestagsabgeordnete und wirtschaftspolitische Sprecherin der Unionsfraktion, die Kinder-, Jugend- und Familienhilfe (KJF) der Stiftung kreuznacher diakonie in Niederwörresbach. „Bei meinen Terminen im Wahlkreis Bad Kreuznach/Birkenfeld besuche ich viele Einrichtungen, und schaue, wo aktuell der Schuh drückt. Mir ist der Austausch mit den Mitarbeitenden wichtig. Zu hören, wie und ob Politik unterstützen kann, ist mein Augenmerk“, so Julia Klöckner.  

KJF Niederwörresbach breit aufgestellt

Einrichtungsleiterin Andrea Kunert und Jennifer Möllers, Geschäftsbereichsleiterin der Kinder-, Jugend-, Familien- und Wohnungslosenhilfe, stellten Klöckner die verschiedenen Hilfeformen von den ambulanten Hilfen über niedrigschwellige Angebote in Schulen, Hilfen in Familien, Eltern-Kind-Gruppen bis zu den stationären Gruppen vor. „Wir sind froh, alle Felder der Jugendhilfe integriert zu haben“, sagte Kunert. „So können wir - wenn Probleme im häuslichen Umfeld auftreten - sehen, wo die Familien stehen und die Kinder möglichst früh unterstützen.“

In der KJF Niederwörresbach sind die Stellen auf 120 Mitarbeitende verteilt, die häufig flexible Arbeitszeitmodelle nutzen. Im Gegensatz zu Fachpersonal im Kita- und Grundschulbereich arbeiten in den Gruppendiensten der stationären Jugendhilfe auch viele männliche Erzieher und Sozialpädagogen. „Insgesamt drückt uns aber ein massiver Fachkräftemangel“, berichtete Jennifer Möllers. Fachkräfte fehlen in nahezu allen Bereichen, und die Lage hat sich im vergangenen Jahr noch verschärft.“ „Bundesweit konnten mehr als 630.000 Stellen mangels Bewerber nicht besetzt werden. In ländlichen Gegenden wie dem Rhein-Hunsrück-Kreis und der Nahe-Region ist dies ganz besonders zu spüren“, berichtete Julia Klöckner.  

Möllers machte die Politikerin auf einen besonderen Umstand in der stationären Hilfe aufmerksam: In den Gruppen ist in der Regel ein fünf- bis sechsköpfiges Team beschäftigt, das sich in 24-Stunden-Diensten abwechselt. Die Nachtstunden werden als Nachtbereitschaft abgeleistet. „Das Arbeitszeitgesetz berücksichtigt diesen Umstand nicht ausreichend, sodass es schwierig ist, die Dienste regelkonform abzubilden.“ Das Leben der Kinder und Jugendlichen in den Wohngruppen läuft als Wohngemeinschaft so „normal“ wie möglich ab. Ziel ist es, die Jugendlichen zu größtmöglicher Selbstständigkeit zu erziehen. Das gemeinsame Kochen und Essen in den Gruppen bereitet auf die selbstständige Haushaltsführung vor, strukturiert den Tag und gibt – wie in der Familie auch - viele Anlässe für Alltagsgespräche.

Schwerpunkt junge weibliche unbegleitete Flüchtlinge

Ein Schwerpunkt in Niederwörresbach ist schon seit mehr als dreißig Jahren die Betreuung unbegleiteter minderjähriger Flüchtlinge. Als Kooperationspartner des Schwerpunktjugendamts Trier besitzt die KJF einen großen Erfahrungsschatz insbesondere in der Begleitung von Mädchen und jungen Frauen, die alleine nach Deutschland gekommen sind. Aber auch männliche Jugendliche bis 12 Jahre werden in den Gruppen aufgenommen. Die jungen Leute werden bis zur Selbstständigkeit, zum Teil auch über das 18. Lebensjahr hinaus, begleitet. Zurzeit hemmt häufig der Wohnraummangel, der mittlerweile auch im ländlichen Raum anzutreffen ist, den Auszug der jungen Menschen.

Sozialpädagogin Andrea Kunert erläuterte, dass Selbstbild und Ziele vieler afrikanischer junger Frauen von den unsrigen abweichen. Ihre Erziehung und ihr Rollenverständnis fordern, dass sie früh Kinder kriegen: „Da sie erst als Jugendliche hierherkommen, ist es schwierig, hier einen schnellen kulturellen Wandel hinzubekommen.“ Hier sei noch viel zu tun, betonte Julia Klöckner, denn die jungen Frauen können sich in unserer Gesellschaft nicht auf die Mutterrolle konzentrieren: „Wir müssen sie unterstützen, ermutigen und ihnen frühzeitig einen Weg in den Arbeitsmarkt ebnen. Denn es ist wichtig, dass sie selbst in die Rentenkasse einzahlen, um Ansprüche für die Rente zu erwerben.“

Insbesondere an der Grenze zwischen Jugendhilfe und der Selbstständigkeit, die unweigerlich kommt, wenn die Jugendlichen, gleich welcher Herkunft, 18 Jahre alt werden, treten häufig Probleme auf. „Für die sogenannten ‚Careleaver‘ brauchen wir besondere Modelle – hier greift die Jugendhilfe zu kurz“, gab Möllers der Politik ein wichtiges Anliegen mit. Gleichzeitig wies sie darauf hin, dass der Anteil der jungen Wohnungslosen unter 25 Jahren in den vergangenen Jahren stark gestiegen ist. Bundestagsabgeordnete Julia Klöckner, die von der Arbeit der KJF sehr beeindruckt war, sagte zu, die aufgeworfenen Fragestellungen aufzugreifen und mit in die relevanten Gremien nach Berlin zu nehmen.