Auf der Tagesordnung der Sitzung des Stadtrats Idar-Oberstein stand Ende März die Abstimmung über die Fortführung des Kooperationsvertrages mit der Stiftung kreuznacher diakonie/Wohnungslosenhilfe Obere Nahe (WLH). Die WLH hatte die Fortführung des Kooperationsvertrages beantragt, in dem die Mitfinanzierung durch die Stadt geregelt ist. Der Kooperationsvertrag umfasst die ambulanten Hilfeangebote
Der Hauptausschuss hatte dem Antrag bereits zugestimmt und dem Stadtrat die Verabschiedung empfohlen.
Fachberatungsstelle zur Wohnraumsicherung
Die Fachberatungsstelle zur Wohnraumsicherung (FBS Wohnraumsicherung) ist eine präventive Hilfe, um Obdach- und Wohnungslosigkeit zu vermeiden. Sie arbeitet ambulant und nachhaltig, um einen drohenden Wohnungsverlust zu verhindern. Die FBS Wohnraumsicherung wird vom Ministerium für Arbeit, Soziales, Transformation und Digitalisierung in Rheinland-Pfalz gefördert. Die Stadt Idar-Oberstein trägt ein Viertel der Fördersumme bei, das sind 16.250 Euro von insgesamt 65.000 Euro. In 2024 wurden 575 Beratungen durchgeführt. Die Klienten kommen überwiegend aus eigener Motivation. Vermittlungen erfolgen zudem von Ordnungsamt, jobcenter, anderen sozialen Diensten oder über Bekannte. Im Unterschied zu Klienten der Wohnungslosenhilfe suchen auch Familien die Beratungsstelle auf. Etwas mehr als die Hälfte der Klienten hat noch einen Mietvertrag. Ein weiterer Teil lebt in einer Wohnung ohne Mietvertrag, im Fachjargon „Couch Hopping“ genannt. Diese Gruppe verfügt über keinen eigenen Mietvertrag und ist auf Freunde und Bekannte angewiesen, bei denen sie zeitweise unterkommen. Neben Miet- oder Energieschulden bestehen in der Regel weitere Problemlagen, die mit den Klienten zusammen bearbeitet werden. Aufgrund der vielfältigen Probleme, die zu einem drohenden Wohnungsverlust geführt haben, sind die Unterstützungsleistungen durch die FBS sehr vielfältig.
Tagesaufenthalt Horizont
Der Tagesaufenthalt ist Montag bis Freitag von 9 Uhr bis 13 Uhr geöffnet. Da sich arme Menschen in der Regel zurückziehen und in Gefahr sind, zu vereinsamen, ist der Tagesaufenthalt ein wichtiger Ort, um Menschen zu treffen, miteinander zu reden, nicht alleine zu sein. Besuchern bietet er einen niedrigschwelligen Zugang zur FBS Wohnraumsicherung. Täglich gibt es Frühstück und ein warmes Mittagessen gegen einen freiwilligen Kostenbeitrag. Eine Dusche, Waschmaschine und Trockner stehen zur Verfügung. Für die digitale Teilhabe stehen ein PC mit Drucker und die Tageszeitung bereit. Etwa 30 Besucherinnen und Besucher sind täglich im Tagesaufenthalt. Zwei Mitarbeitende im Tagesaufenthalt werden durch das Jobcenter Kreis Birkenfeld gefördert. Die WLH freut sich, wie in der Tafel, auch im Tagesaufenthalt auf ehrenamtliche Mitarbeit.
Straßensozialdienst
Der Straßensozialdienst (Streetworker) sucht Menschen auf den Straßen und Plätzen in der Stadt auf. Notwendig ist ein Vertrauensaufbau zu Menschen, die sich im öffentlichen Raum aufhalten, um die notwendige Unterstützung anbieten zu können. Häufige Hilfen sind die Begleitung zu Behörden, um die existenziellen Lebensgrundlagen sicher zu stellen. Die Menschen, die auf der Straße leben, zu motivieren, medizinische Hilfen anzunehmen, ist eine wichtige Aufgabe. In Zusammenarbeit mit dem Ordnungsamt versucht der Straßensozialdienst, Kontakt zu Menschen aufzubauen, gegen die eine Zwangsräumung ausgesprochen wurde. Leider ist die Zeitspanne vom Bekanntwerden einer Zwangsräumung oft zu kurz, um eine Wohnungslosigkeit zu verhindern. In 2024 wurden 16 Zwangsräumungen begleitet. Oft bleibt hier nur eine ordnungsrechtliche Unterbringung, bei denen der Straßensozialdienst das Ordnungsamt unterstützt.
Die Stadtratsmitglieder sprachen ihren Dank für die geleistete Arbeit aus und beschlossen die Förderung der vorgestellten ambulanten Hilfen der Wohnungslosenhilfe. Diakon Dieter Groh-Woike, Leiter der Einrichtung, ist erleichtert über die Beschlussfassung: „Bislang waren die Förderzeiträume auf jeweils drei Jahre, bei der Fachberatung auf zwei Jahre gedeckelt. Die dauerhafte Förderung erlaubt uns nun, unbefristete Arbeitsverträge zu schließen und dadurch hoffentlich einfacher qualifiziertes Fachpersonal zu rekrutieren.“