Bad Sobernheim | job|inklusivo vermittelt Arbeitsplatz im Heimatmuseum Bad Sobernheim

Mann arbeitet an einem Computer in einem Büro

Thomas Knichel hat im Heimatmuseum einen Arbeitsplatz gefunden, der ihm viel Freude bereitet

2009 hat sich Deutschland der UN-Behindertenrechtskonvention angeschlossen. Seither ist viel geschehen in Sachen Inklusion. Doch wie können mehr Menschen mit Behinderung auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt Fuß fassen? Darauf hat Gerhard Lötsch, der seit 2021 job|inklusivo der Stiftung kreuznacher diakonie leitet, eine Antwort: „Menschen mit Behinderung stoßen bei der Arbeitssuche auf viele Barrieren. Oft sind sie gut ausgebildet, Arbeitgeber scheuen jedoch den Schritt zum inklusiven Arbeiten. Unsere Aufgabe ist es, Unternehmen zu ermutigen, Menschen mit Behinderungen einzustellen und ihnen beratend zur Seite zu stehen. Die Erfahrungen und Rückmeldungen von Arbeitgebern, die diese Entscheidung getroffen haben, sind durchweg positiv.“

Die Stiftung kreuznacher diakonie hat 2002 mit job|inklusivo eine Abteilung geschaffen, um den Weg auf den allgemeinen Arbeitsmarkt zu erleichtern. Ein Beispiel hierfür ist Thomas Knichel aus Wallhausen bei Bad Kreuznach. Seit Februar 2021 arbeitet er im Heimatmuseum der Stadt Bad Sobernheim. Thomas Knichel ist gelernter Kaufmann für Bürokommunikation und konnte aufgrund einer leichten Autismus-Spektrums-Störung (ASS) nach seiner Ausbildung auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt nicht Fuß fassen. „Viele Arbeitgeber sind skeptisch, einen Menschen mit Behinderung einzustellen“, weiß Gerhard Lötsch. So kam Thomas Knichel im Januar 2020 zu job|inklusivo. In der Abteilung Service-Center Immobilen und Technikder Stiftung kreuznacher diakonie konnte er sich übergangsweise bewähren und zeigen, was er kann. „Herr Knichel hat hier einen super Job gemacht. Die Kollegen wollten ihn nur sehr ungern gehen lassen“, lobt Gerhard Lötsch, den Mann, der alles daransetzt, gute Arbeit zu leisten und sein eigenes Geld zu verdienen. „An dieser Stelle greift job|inklusivo. Wir sprechen Arbeitnehmer an, zeigen ihnen die Vorzüge vom inklusiven Arbeiten mit Hilfe von Beratungsgesprächen auf, klären Vorurteile und behalten dabei gleichzeitig immer die Interessen unserer Klienten im Auge. Letztendlich konnten wir für Thomas Knichel das Heimatmuseum in Bad Sobernheim als Arbeitgeber finden“, erklärt Andrea Weber, Job-Coach bei job|inklusivo.

Seit über zwei Jahren arbeitet der gebürtige Wallhäuser nun in Bad Sobernheim. „job|inklusivo hat mich bei der Arbeitssuche sehr gut unterstützt. Ich bin froh, im Heimatmuseum in einem so tollen Team arbeiten zu dürfen. Dabei steht mir mein Job-Coach jederzeit bei Fragen zur Verfügung und hilft mir, wenn es mal Schwierigkeiten gibt“, erzählt Thomas Knichel. Im Museum unterstützt er bei der Digitalisierung der Exponate und der Pflege des Veranstaltungskalenders sowie der Homepage. Auch die Bestandsaufnahme ist Teil seines Aufgabengebietes. Da das Heimatmuseum der Stadt Bad Sobernheim gehört, arbeitet er bei Veranstaltungen mit. Hier hilft er bei der Abendkasse, verteilt Flyer und unterstützt bei der Buchhaltung. „Meine Arbeit macht mir unglaublich viel Spaß. Ich kann hier über mich hinauswachsen und Dinge erledigen, die ich zuvor noch nie gemacht habe. Im Heimatmuseum kann ich mein Hobby zum Beruf machen“, berichtet Thomas Knichel, der sich in seiner Freizeit für die Erdgeschichte, die Entwicklung von Ländern, aber auch die Namensforschung interessiert oder gerne etwas mit Freunden unternimmt und auf Veranstaltungen geht.

„Behindert“, das ist oftmals ein leichtfertig aufgedrücktes Label. Tatsächlich aber lebt fast jede zehnte Person in Deutschland mit einer schweren Behinderung, also einem Grad der körperlichen, seelischen oder geistigen Einschränkung von über 50 Prozent – das sind 7,9 Millionen Menschen. Nur ein geringer Teil davon, rund drei Prozent, hat die Einschränkungen ererbt oder durch ein Geburtstrauma erworben. Mit Abstand die meisten Beeinträchtigungen bekommen die Menschen erst im Lauf ihres Lebens, etwa in Folge einer schweren Krankheit wie Schlaganfällen, Krebserkrankungen oder verschiedenen Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Unfälle sind nur in einem Prozent der Fälle die Ursache. 78 Prozent der Betroffenen sind älter als 55 Jahre. Das heißt auch: Eine Behinderung kann jeden treffen.

Seit 2023 ist Thomas Knichel nun bei der Stadt Bad Sobernheim über das Budget für Arbeit als sozialversicherungspflichtiger Mitarbeiter angestellt. Das bedeutet, er befindet sich nun nicht mehr in einem geschützten Beschäftigungsverhältnis wie bisher. „Der Weg von job|inklusivo auf den ganz normalen Arbeitsmarkt ist für viele Arbeitnehmer nochmal eine neue Herausforderung. Hierbei stehen wir zur Seite, übernehmen die Nachbetreuung und lassen dem Menschen jederzeit die Option, wieder zurückzukehren“, erklärt Andrea Weber, Job-Coach bei job|inklusivo.

Die Arbeitslosenquote von Menschen mit Behinderung ist nach wie vor mit 11,2 Prozent mehr als doppelt so hoch wie bei Menschen ohne Behinderung. Das Inklusionsmanagement job|inklusivo der Stiftung kreuznacher diakonie gibt es seit 20 Jahren - es bietet viele Vorteile: Es erleichtert die Zusammenarbeit mit vielen wichtigen Stellen und Lebensbereichen und schafft gute Übergänge zwischen Werkstatt und dem allgemeinen Arbeitsmarkt. Nähere Infos unter https://www.kreuznacherdiakonie.de/arbeit-und-qualifizierung/fuer-beschaeftigte/jobinklusivo-allgemeiner-arbeitsmarkt/