<p class="Flietext">MEISENHEIM. Entsetzen und Trauer herrschen im Bodelschwingh Zentrum in Meisenheim. Jonathan ist tot. Seit Sonntag, 31. Januar, als der große Junge seine Wohngruppe barfuß und ohne Jacke verlassen hatte, haben Mitarbeiter, Polizei, DLRG und Feuerwehr das Kind gesucht. Am gestrigen Montag wurde das Kind im Glan bei Odernheim tot aufgefunden. „Wir fühlen mit den Eltern, die auf tragische Weise ihr Kind verloren haben“, so Holger Griebel, Regionalleiter der Stiftung kreuznacher diakonie und zuständig für den Bereich Soziale Teilhabe im Bereich Hunsrück Glan. Die Eltern, wie auch die Mitarbeiter und Bewohner der Gruppe in Meisenheim, wo der autistische Junge seit 2015 gelebt hat, werden derzeit psychologisch und seelsorgerisch betreut.</p>
<p class="Flietext">Jonny war an dem Sonntagabend zwischen Abendessen und der Zeit, sich Bett fertig zu machen, aus dem Haus gelaufen. Innerhalb weniger Minuten fiel den Betreuern auf, dass der fast 1,90 Meter große Junge weg ist. Jonny vermisste während des Lockdowns die Schule, die sich auf dem Gelände befindet. So wurde vermutet, dass man ihn dort findet. Oder am Kiosk, der zu diesem Zeitpunkt aber geschlossen war. Doch dort wurde er nicht angetroffen. Direkt wurden Feuerwehr, Polizei und eine Suchhundestaffel eingeschaltet. Auch die Mitarbeitenden aus den anderen Wohngruppen drehten jeden Stein um. In der Stadt Meisenheim und am Ufer der Glan wurde bis weit in die frühen Morgenstunden nach Jonny gesucht. Unterdessen waren Jonnys Eltern im Saarland informiert worden. Man hoffte, dass der Junge aus irdendeinem Versteck wiederauftaucht. Doch mit jedem Tag schwand die Hoffnung das Kind lebend wiederzufinden. Deutliche Minusgrade, Hochwasser und einsetzende Schneefälle vorvergangene Woche ließen die schlimmsten Befürchtungen fast zur Gewissheit werden.</p>
<p class="Flietext">Sabine Richter, Theologische Vorständin der Stiftung kreuznacher diakonie, ist sprachlos: „Wir haben alle bis zuletzt gehofft, dass Jonny gefunden würde. Wir sind tief erschüttert über dieses Unglück. Jonny ist tot. Wir trauern mit seinen Eltern, seinen Freunden und Betreuern um ihn.“</p>
<p class="MsoNoSpacing">„Mir wird so oft klar, wie wichtig dieses eine Jahr für mich und mein Leben war. Wie mich die Teestube, ihre Mitarbeitenden und die Menschen geprägt haben und was ihr mir mit auf meinen Weg gegeben habt.“ Axel Mangat, der 1995/96 sein Freiwilliges Soziales Jahr in der Teestube der Stiftung kreuznacher diakonie absolviert hat und mittlerweile die Bahnhofsmission am Hamburger Hauptbahnhof leitet, ist noch immer mit Gabi Schitter, Leiterin der Teestube im Geschäftsbereich Soziale Teilhabe, verbunden – wie so viele der ehemaligen Freiwilligen und Ehrenamtlichen. Häufig konnten die jungen Leute hier ihre ersten Erfahrungen mit Menschen mit Beeinträchtigungen sammeln und von diesen Erlebnissen für ihr Leben profitieren.</p>
<p class="MsoNoSpacing">Im Oktober 1980 haben einige Bewohnerinnen und Bewohner mit Unterstützung des damaligen Shalom-Kreises vom Kirchenkreis an Nahe und Glan den geselligen und kulturellen Treffpunkt für Menschen mit und ohne Behinderung im Erdgeschoss von Alt-Bethanien nach langem Drängen endlich eröffnet. Zuvor fanden die Treffen bereits monatelang in anderen provisorischen Unterkünften oder im Gemeindezentrum in der Lessingstraße statt. Vor der Eröffnung erledigten interne und externe Freundinnen und Freunde sowie Mitarbeitende der Stiftung kreuznacher diakonie über mehrere Wochen alle anfallenden Arbeiten, um die Räume herzurichten. Nachdem die bürokratischen Hürden genommen waren, begann auch der erste Zivildienstleistende seinen Ersatzdienst in der Teestube. Ohne Ehrenamt und junge Menschen, die den Zivil- oder Freiwilligendienst absolvierten, wäre ein Großteil der Angebote wie Discos, Live-Konzerte, Spielabende und -Turniere, Bastelaktionen, Ausflüge, Grillfeste, Flohmärkte, Treffen mit Jugendeinrichtungen der Stadt und vieles mehr nicht möglich gewesen. „Normalerweise veranstalten wir fast jeden Monat Konzerte mit lokalen Rock-Bands oder Liedermachern“, erzählt Gabi Schitter. „Das sind Highlights für die Bewohnerinnen und Bewohner. Leider fallen diese Konzerte seit März dieses Jahres aus.“</p>
<p class="Flietext"><strong>Ehrenamt und Inklusion nicht nur Schlagworte</strong></p>
<p>Integration und Inklusion sind hier keine Schlagworte. Sie werden gelebt, wenn der eine Rollstuhlfahrer einem anderen Menschen im Rollstuhl seine Pizza anreicht, weil es der eine motorisch kann und gerne hilft und der andere auf diese Hilfe angewiesen ist. Eine Bewohnerin, die im Rollstuhl sitzt, hängt mit einer „Läuferin“ Plakate für ein Konzert auf, weil die eine es motorisch nicht kann und die andere eine Schwäche in der Orientierung hat. Ein externer Konzert-Besucher kommt an die Theke und holt für den Gast im Rollstuhl ein Getränk, weil dieser nicht durch die Menschenmenge kommt. „Ehrenamt zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte der Teestube“, berichtet Gabi Schitter. „Dahinter stehen menschliche Werte wie Wertschätzung, Anerkennung und Würde. Die Teestube ist ein lebendiger Treffpunkt für inklusives Leben in Bad Kreuznach.“</p>
<p>Auf eine Party zum vierzigjährigen Jubiläum mussten alle Freundinnen und Freunde der Teestube coronabedingt in diesem Jahr verzichten. „Wir holen das im kommenden Jahr nach“, verspricht Gabi Schitter.</p>
<p class="Flietext">MEISENHEIM. Für die Mitarbeitenden des Bodelschwingh Zentrums in Meisenheim (Kreis Bad Kreuznach) kam der Brief der Landrätin Bettina Dickes genau zum richtigen Zeitpunkt. Denn viele haben die Befürchtung, dass die COVID-19-Infektionen, die fast ausschließlich das Haus Am Schlossblick betreffen, dazu führen fast alle 900 Menschen aus der Einrichtung zu stigmatisieren. Erste Anzeichen dafür haben etwa der Teamleiter aus dem Haus An der Tanne, Peter Bahr, wahrgenommen: „Frau Dickes hat ihre Solidarität mit uns ausgedrückt.“ Andernorts erleben die Mitarbeiter, die in die in der überwiegenden Mehrzahl negativ getestet worden sind, dass man ihnen mit Misstrauen begegnet.</p>
<p class="Flietext">Meisenheims Stadtbürgermeister stellt sich auch an die Seite des Bodelschwingh Zentrums: „Die Stiftung hat immer mit offenen Karten gespielt und informiert. Es ist klar, dass jetzt nur im Haus Am Schlossblick die COVID-19-Infizierten untergebracht sind und die anderen Bewohner und Mitarbeitenden – auch in den Häusern in der Stadt – negativ getestet worden sind“, so der Apotheker. Er will seine Stadträte informieren und um Vertrauen für das Bodelschwingh Zentrum werben. „Es hat sich gezeigt, dass die Einhaltung der AHA-Regeln immens wichtig sind, wenn es darum geht, der Pandemie Herr zu werden.“</p>
<p class="Flietext">Regionalleiter Holger Griebel von der Stiftung kreuznacher diakonie sorgt sich um die Menschen im Haus Am Schlossblick. Zugleich ist er stolz auf seine Mitarbeiter, die seit Monaten im Alltag gemeinsam mit den Bewohnern gegen das Eindringen des COVID-19-Virus kämpfen. Ihn und Teamleiter Peter Bahr bedrückt es, wenn Kollegen und Bewohner ausgegrenzt werden: „Dass die Kollegen sich privat auch nicht mehr mit Freunden treffen – schon lange vor der Kontaktbeschränkung durch die Bundesregierung – ist nur ein kleiner Ausschnitt aus dem Engagement, das ich hier erlebe“, berichtet Bahr.</p>
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<p class="Flietext">„Die Arbeit mit den Bewohnern, die zum Teil Menschen mit geistiger Behinderung sind oder durch andere Einschränkungen besonders gefördert und betreut werden müssen, ist nicht einfach“, weiß auch Holger Griebel.</p>
<p class="Flietext">Mit hohem emotionalen, aber auch körperlichem Einsatz werde hier gearbeitet. Seit März mit Maske und Abstand, wo es nur geht. Immer in der Sorge um die Gesundheit und die emotionale Stabilität der ihnen anvertrauten Menschen. „Es gibt sicherlich weitaus leichtere Jobs, in denen man unter Pandemie-Bedingungen arbeiten kann“, stellt sich Holger Griebel vor seine „Leute“. </p>
<p class="Flietext">Insgesamt mehr als 800 negative Schnelltests machen die Mitarbeitenden stolz, gleichzeitig verfolgen sie, wie es den infizierten Menschen im Haus Am Schlossblick geht, das unter Quarantäne steht. Auch in den anderen Häusern wird jeder Fieber-Fall mit Sorge betrachtet und sofort getestet. Dr. Michael Sicker, Hygiene beauftragter Arzt im Geschäftsfeld Soziales der Stiftung kreuznacher diakonie, gibt am Dienstagabend eine Wasserstandsmeldung ab: „Die meisten haben keine bis milde Symptome, allerdings hat sich gezeigt, dass sich der Zustand der Patienten sehr schnell verändern kann. Zwei Bewohner sind in stationärer Behandlung.“ Ihn beeindruckt es, dass Mitarbeitende aus Solidarität mit den Bewohnern freiwillig in das unter Quarantäne stehende Haus einziehen, um ihre Bewohner nicht im Stich zu lassen. Mit Ron Budschat, Leiter der Corona Stabsstelle des Landkreises, ist Folgendes verabredet: „Nach dem regulären Quarantäne-Ablauf stimmen wir die weiteren Maßnahmen ab.“</p>
<p class="Flietext">Abwechslungsreich, praxisnah, gut strukturiert und zudem noch bezahlt – besser kann ein Studium wohl kaum laufen. „Wir empfehlen das Duale Studium ‚Soziale Arbeit‘ unbedingt weiter“, sind sich Carina Fleck-Porger, Lisa Görner und Salomé Walter einig. Im September haben sie ihr Studium „Soziale Arbeit“ an der Dualen Hochschule (DH) Villingen-Schwenningen beendet. Der Studienschwerpunkt der drei jungen Frauen lag im Bereich „Arbeit mit Menschen mit Behinderungen“. Die Praxisanteile, die sie in der Stiftung kreuznacher diakonie in den Geschäftsbereichen Arbeit und Qualifizierung sowie Soziale Teilhabe verbracht haben, waren daher goldrichtig. Nach jeweils drei Monaten an der Hochschule wechselten sie für das nächste Vierteljahr an ihre Praxisstelle in einem Wohnbereich oder in eine der Werkstätten für Menschen mit Behinderung. So gestaltete sich der Studienverlauf interessant und abwechslungsreich – die Lerninhalte von der Uni konnten sie unmittelbar in die Praxis übertragen und dort anwenden. „Die kleinen Lerngruppen an der Dualen Hochschule machten die Atmosphäre überschaubar und familiär“, berichten sie. „Und die Ausbildungsvergütung, die wir vom Praxisbetrieb bekommen haben, bedeutet ein gutes Polster für das Studium.“</p>
<p class="Flietext">Britta Schelian und Kerstin Krähe, Praxisanleiterinnen der Stiftung kreuznacher diakonie, gestalteten zum Abschluss im feierlichen Rahmen die Übergabe der Ausbildungszeugnisse. Auch für sie ist das praxisintegrierte Duale Studium die optimale Ausbildungsform: „Wir konnten alle drei als neue Kolleginnen gewinnen – Carina, Lisa und Salomé konnten den Arbeitsalltag gleich nach dem Studienabschluss fortsetzen und waren von Beginn an bestens eingearbeitet.“</p>
<p class="Flietext">Jedes Jahr bietet die Stiftung kreuznacher diakonie zwei Praxis- beziehungsweise Ausbildungsplätze in Kooperation mit der Dualen Hochschule Villingen-Schwenningen an, wo die entsprechenden Studienplätze reserviert sind. Für 2021 gibt es erst eine Bewerbung.</p>
<p class="Flietext">Kontakt: Kerstin Krähe (Fachdienst Teilhabe am Arbeitsleben), E-Mail <a href="mailto:kerstin.kraehe@kreunacherdiakonie.de">kerstin.kraehe@kreunacherdiakonie.de</a> oder Britta Schelian (Soziale Teilhabe), E-Mail <a href="mailto:britta.schelian@kreuznacherdiakonie.de">britta.schelian@kreuznacherdiakonie.de</a></p>
<p>Voller Sehnsucht hatten sie darauf gewartet, dass der Neubau auf der Asbacher Hütte, den das Geschäftsfeld Leben mit Behinderung der Stiftung kreuznacher diakonie in Auftrag gegeben hatte, endlich fertig wird – jetzt durften die Bewohnerinnen und Bewohner einziehen. Der Umzug dauerte drei Tage und wegen der kurzen Wege und bei schönem Wetter klappte alles reibungslos – zumal alle mit anpackten. Gemeinsam wurde nach dem besten Platz für das Hab und Gut in den neuen vier Wänden gesucht und alles bedarfsorientiert und liebevoll eingerichtet. Der Neubau war notwendig geworden, weil es auf der Asbacher Hütte keine barrierefreien Wohnplätze für älter werdende und zunehmend pflegebedürftige Menschen mehr gab. Außerdem sind zwei Wohnhäuser auf dem Gelände wegen massiven Sanierungsbedarfes nicht mehr bewohnbar. Die beiden Einrichtungsleiterinnen Silke Nörling und Julia Wittmann haben sich sehr über die motivierte und kollegiale Zusammenarbeit aller Mitarbeitenden und der ehrenamtlichen Helfer beim Umzug gefreut: „Es ist schön, dass unser Neubau nun mit Leben gefüllt ist und unsere Bewohnerinnen und Bewohner fühlen sich sehr wohl.“</p>
<p>Neben den 24 Plätzen in den drei Gruppen im Neubau stehen auf dem Gelände noch 18 weitere Wohnplätze zur Verfügung, die auf zwei Häuser verteilt sind. Die insgesamt sechs Wohngruppen am Standort unterscheiden sich in ihrer konzeptionellen Ausrichtung und haben unterschiedliche Arbeitsschwerpunkte, die an die Bedürfnisse der Menschen mit Behinderung angepasst sind. Im Bereich der Sozialen Teilhabe sind am Standort Asbacher Hütte derzeit rund 50 Mitarbeitende tätig. Insgesamt hat die Stiftung kreuznacher diakonie für den Neubau und weitere bauliche Maßnahmen wie beispielsweise eine neue Heizungsanlage rund 3,6 Millionen Euro am Standort Asbacher Hütte investiert. Nach dem Umzug werden nun das Waldhaus und das Haus Salem geräumt. Im Haus Salem beginnen im Herbst weitere Umbauarbeiten, weil am Standort ein Ersatz für das in die Jahre gekommene und sanierungsbedürftige Küchenhaus benötigt wird.</p>
<p class="Flietext">„Hoffentlich macht die Stadt bald wieder auf.“ Läden, Kiosk und Eisdielen bleiben zu und die Werkstätten der Stiftung kreuznacher diakonie an sieben Standorten sind geschlossen – verständlich, dass Bewohnerinnen und Bewohner der Einrichtungen der Stiftung kreuznacher diakonie gelegentlich seufzen und auf baldige Besserung hoffen. Der Alltag der rund 930 Menschen mit Behinderung, die in Wohngemeinschaften und -gruppen zwischen Meisenheim, dem Hunsrück und Bad Kreuznach betreut werden, hat sich durch die strengen Regelungen im Zuge der Corona-Prävention schlagartig verändert. „Der Besuch von Eltern oder Geschwistern ist derzeit nicht möglich“, erklärt Katja Hofmann, Einrichtungsleiterin in Bad Kreuznach. Das zum Schutz vor Infektionen verhängte Besuchsverbot der besonders gefährdeten Menschen mit Behinderung, die häufig unter chronischen Erkrankungen leiden, trifft diese und ihre Angehörigen gleichermaßen. „Momentan müssen wir mit Telefonaten improvisieren“, sagt die Sozialbetriebswirtin. „Leider fehlen uns Tablets zum Skypen, was im Normalfall ja auch nicht notwendig ist.“</p>
<p class="Flietext">In den Wohngruppen, wo sich die betroffenen Menschen nun überwiegend aufhalten, verstärken derzeit die Kolleginnen und Kollegen der gleichfalls geschlossenen Tagesförderstätten das Stammpersonal. So kann die Situation gemeistert werden – bislang glücklicherweise ohne Corona-Infektionen.</p>
<p class="Flietext">Viele Menschen mit Behinderung begreifen nicht genau, warum ihr Alltag so aus den Fugen geraten ist, aber sie spüren, dass die Situation ernst ist. „Das größte Manko, sowohl für die Bewohner als auch für Mitarbeitende ist die Ungewissheit, wie lang die angespannte Situation andauert“, so Katja Hofmann.</p>
<p class="Flietext"><strong>Seelsorge in Zeiten von Corona</strong></p>
<p class="Flietext">Als zuständige Pfarrerin für das Geschäftsfeld Leben mit Behinderung und stellvertretende Vorständin der Stiftung kreuznacher diakonie ist Sabine Richter derzeit viel unterwegs, um mit den Betroffenen und den Mitarbeitenden zu sprechen, zu trösten und Hoffnung zu machen. „Die Belastung wird als noch erträglich empfunden, weil es Verständnis für die Situation gibt“, so ihr Eindruck. Gravierend seien allerdings Phasen, in denen beispielsweise ein Bewohner eine Quarantäne einhalten muss oder wenn (Ehe)-Paare getrennt bleiben. So geht es gerade Carola Weinz, die im Haus Paulinum wohnt und die ihren Ehepartner über Wochen nicht sehen kann. „Mein Mann wohnt zwar nur ein paar Straßen weiter, aber ich darf ihn nicht besuchen, weil er sehr krank ist und zur Hochrisikogruppe gehört.“ Da bleibt nichts anderes übrig, als der Vernunft zu gehorchen und sich aufs Telefonieren zu beschränken. „Es ist beeindruckend, wie sich die Bewohnerinnen und Bewohner in Geduld und Rücksicht üben genauso wie sich Mitarbeitende auf die neue Situation – zum Beispiel an anderen Arbeitsplätzen – einlassen“, freut sich Sabine Richter.</p>
<p class="Flietext"><strong>Konflikte eher bei jungen Menschen</strong></p>
<p class="Flietext">Auch auf der Asbacher Hütte, wo Menschen mit Behinderung normalerweise in der Goldschmiedewerkstatt Schmuck polieren oder beim Füttern und in der Aufzucht der Hühner und Gänse helfen, herrscht Stillstand. Wo ansonsten morgens in aller Frühe der Wecker klingelt und Eile geboten ist, kann der Tag etwas ruhiger beginnen. Auch hier sind die Wohngruppen ganztags besetzt und Kolleginnen und Kollegen aus dem Werkstattbereich unterstützen die Pflegekräfte.</p>
<p class="Flietext">„Die Bewohner sind zum Teil verunsichert“, berichtet Silke Nörling, eine der beiden Leiterinnen der Wohnangebote im Hunsrück. „Die gewohnte Struktur fehlt, womit insbesondere Autisten nur schwer umgehen können.“ Schwierig wird es beispielsweise bei denjenigen, die normalerweise alle zwei Wochen zu den Eltern nach Hause fahren. Das geht nun nicht mehr – die Anspannung wächst und damit die Konflikte. Besonders schwierig empfinden die Jüngeren die derzeitigen Einschränkungen, selbst wenn es auf dem Dorf eigentlich einfacher ist als in der Stadt. „Da gibt es andere Probleme“, erklärt Nörling. „Das W-Lan ist überlastet oder die jungen Leute möchten raus und dürfen sich aber nicht mit ihren Freunden treffen.“ So gibt es vereinzelt Bewohner, die auf den Straßen im Ort unterwegs sind und sich nicht an Abstandsregeln halten. „Die Anspannung wächst allmählich und manchmal fehlt es an Einsicht“, berichtet Nörling. „Aber einsperren können und möchten wir natürlich niemanden – das Recht auf Selbstbestimmung gilt für jeden.“</p>
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