Bad Kreuznach | Wendo-Training stärkt Frauen mit Beeinträchtigung

Wendo-Trainerin Anke Thomasky beim Training in der Werkstatt der Stiftung kreuznacher diakonie. Foto: Stiftung kreuznacher diakonie/Andrea Djifroudi

BAD KREUZNACH. Gerade hat das Bundeskriminalamt (BKA) seine neuesten Zahlen vorgelegt: „Die Zahlen und Fakten zeigen, dass Hass und Gewalt gegen Frauen ein zunehmendes gesellschaftliches Problem sind“, erklärte der BKA-Vizepräsident Michael Kretschmer. Auch Frauen mit Beeinträchtigungen kennen das Problem. Sie haben oft das Problem, dass sie auf potentielle Täter schwach wirken. Dass das nicht so sein muss, zeigen die Teilnehmerinnen des Wendo-Kurses der Bad Kreuznacher Werkstatt der Stiftung kreuznacher diakonie. Selbst Rollstuhlfahrerinnen mit Spastiken hauen hier schon mal mit einem Handkantenschlag ein dickes Brett durch.

Seit 1996 bieten die Werkstätten der Stiftung kreuznacher diakonie solche Stärkungskurse für Frauen an. Angelia Oberkirch, Mitarbeiterin im Begleitenden Dienst und Deeskalationstrainerin, hat damals diese Art der Frauen- und Mädchenarbeit initiiert und später auch auf Männer mit Behinderung ausgeweitet: „Wir bekommen immer wieder in den Gesprächen mit unseren Beschäftigten mit, dass sie unangenehme Situationen erleben. Wir wollen ihre innere Haltung stärken, damit sie sich verbal aber auch körperlich zur Wehr setzen üben.“

Anke Thomasky aus Gensingen kommt deshalb seit mehr als 15 Jahren immer wieder in die Werkstätten und übt mit den Frauen, wie sie sich mit Sprache, Gestik, aber im Ernstfall auch mit dem Rollstuhl gegen Übergriffe wappnen können. „Wendo“ ist übersetzt der Weg der Frauen und beinhaltet auch Aufklärungsarbeit und stärkt die Frauen.

Die Frauen in der Werkstatt üben fleißig. Ihnen ist bewusst, dass Übergriffe zumeist eher vom nahen Umfeld als von dem großen unbekannten Fremden drohen. Deshalb werden auch Gespräche nachgestellt, die die Frage beantworten, was kann ich tun, wenn mir der Onkel auf der Familienfeier anzüglich die Hand auf den Oberschenkel legt. Die Prämisse ist immer: Ich bestimme, wer mich anfassen darf – auch wenn der andere es vermeintlich nur gut meint.

Das Training setzt ungeahnte Ressourcen frei – sowohl körperlich, als auch mental. Das ist wichtig, wenn sie als selbstbewusste und selbstbestimmte Frauen ihren Weg gehen wollen.