Bad Kreuznach | Berufsbegleitende Ausbildung hat Kristin Prigge überzeugt

Kristin Prigge - Quereinsteigerin in den Erzieherberuf, Fachschule für Sozialwesen Stiftung kreuznacher diakonie

Kristin Prigge - Quereinsteigerin in den Erzieherberuf

Dass Kristin Prigge eine Ausbildung als staatlich anerkannte Erzieherin machen wird, stand lange nicht fest. Nach Abitur, Ausbildung im Groß- und Außenhandel, Erfahrungen in der Gastronomie und im Einzelhandel, Kindern und Elternzeit arbeitet die 49-Jährige als pädagogische Fachkraft an einer weiterführenden Schule und drückt nebenbei noch einmal die Schulbank – als Quereinsteigerin. Mit 24 weiteren Kolleginnen und Kollegen hat sie 2020 die berufsbegleitende Ausbildung als Erzieherin an der Fachschule für Sozialwesender Stiftung kreuznacher diakonie begonnen.

„Seit 2012 arbeite ich schon mit Schulkindern. Das ist genau das Richtige für mich. Mit dem Gedanken meinen pädagogischen Background mit einer zusätzlichen Berufsausbildung als Erzieherin zu vertiefen, hatte ich schon lange gespielt, aber eine Vollzeitausbildung, also fünf Tage Schule, kam für mich nicht in Frage“, stellt Kristin Prigge klar.

Ganz bewusst hat sie sich für die schulische Ausbildung in der Fachschule für Sozialwesen in Bad Kreuznach entschieden, die mit ihren zwei Tagen Unterricht perfekt zu ihrer Arbeits- und Lebenssituation passt. „20 Stunden pädagogisches Arbeiten an der Schule, zwei Tage Unterricht – natürlich brauch es ein gutes Zeitmanagement, aber so bin ich parallel noch im Beruf und verdiene Geld“, sagt die zweifache Mutter, die auch ihr Familienleben noch organisieren muss.

Theorie und Praxis eng verzahnt

Währen der zwei Unterrichtstage in Bad Kreuznach erhält sie die wissenschaftlichen Grundlagen, also das theoretische Rüstzeug, für ihren Beruf. An den Arbeitstagen an einer Schwerpunktschule kann sie das gleich in die Praxis umsetzen. Dort arbeiten Lehrer und pädagogische Fachkräfte Hand in Hand, um jedes Kind ganz individuell zu fördern.

Die enge Theorie-Praxis-Verzahnung sieht Prigge als enormen Vorteil: „Im Unterricht wird sich viel Zeit genommen, um Situationen aus dem Berufsalltag zu besprechen. Gemeinsam überlegen wir uns Strategien, wie herausfordernde Situationen gelöst werden können und können sie in unserem Alltag gleich erproben. So manchen theoretischen Ansatz versteht man einfach besser, wenn man ihn bei der täglichen Arbeit auch erlebt. Unsere Lehrer kommen alle aus der Praxis und geben uns dabei viele wertvolle Tipps.“ Auch bei den breit gefächerten Lernmodulen wird der Wechsel aus Theorie und Praxis sichtbar: Sport, Kunst, Musik oder Theaterpädagogik werden ganz praktisch unterrichtet, die Unterrichtseinheiten immer mit vielen Lernbeispielen untermauert.

Attraktiv für Quereinsteiger

Die berufsbegleitende Ausbildungsmöglichkeit ist für viele Quereinsteiger attraktiv, weiß auch Dr. Dietmar Weigel, Leiter der Fachschule für Sozialwesen, die auch weiterhin die rein schulische Erzieher-Ausbildung anbietet. Rund zwei Drittel der Schülerinnen und Schüler, die in Bad Kreuznach unterrichtet werden, haben sich jedoch entschieden, parallel in Teilzeit weiterzuarbeiten. „Wir ermöglichen Erwachsenen einen Zugang zu einem Beruf, der ihnen aber aus zeitlichen oder aus finanziellen Gründen bisher verwehrt war. Wir sprechen Menschen an, die über eine Umschulung nachdenken oder die nach einer mehrjährigen Familienpause einen Neubeginn wagen möchten“, sagt Weigel.

Die Ausbildung legt die Grundlagen, um in den unterschiedlichsten sozialpädagogischen Feldern zu arbeiten und Kinder und Jugendliche aller Altersgruppen zu begleiten. Neben der Betreuung von Kleinkindern in Krippen oder Kitas können Erzieherinnen und Erzieher auch mit Schulkindern, in Heimen oder mit Kindern und Menschen mit Behinderung arbeiten. Um auch diese Bereiche kennenzulernen hat Kristin Prigge zwei Praktika in einem Kindergarten und einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung gemacht.

Eigene Schwerpunkte einbringen

„Eine tolle Erfahrung, aber mein Herz schlägt für die Arbeit in der Schule“, sagt sie. „Als Erzieherin habe ich – genau wie Lehrer – einen Bildungsauftrag, aber gleichzeitig mehr Freiraum, den ich in die Beziehungsarbeit mit Kindern stecken kann, um ihnen zu helfen oder sie zu fördern.“ Besonders das gruppenpädagogische Arbeiten in ihren Schul-AGs machte Prigge große Freude: „Das wollte ich schon immer machen. Gleichzeitig kann ich meine eigenen Ideen, Fähigkeiten und Hobbies mit der Arbeit verbinden.“

Im Sommer wird Kristin Prigge ihre dreijährige Ausbildung mit einer Prüfung und einer Projektarbeit abschließen. Dann ist sie staatlich anerkannte Erzieherin und darf den Titel „Bachelor Professional in Sozialwesen“ tragen. Etwas wehmütig schaut sie schon jetzt zurück. „In meiner Ausbildungsklasse sind alle Altersklassen vertreten, von 20 bis 53 Jahren. Die Mischung aus Jung und Alt, Erfahrenen und Quereinsteigern, machen den Kurs und die Ausbildung so interessant und bereichernd. Alle wollten miteinander und voneinander lernen. Das empfinde ich als Privileg – ich werde den Unterricht und den Austausch vermissen.“

Um die Zukunft ist ihr aber nicht bange: „Der Bedarf an gut ausgebildeten pädagogischen Fachkräften ist groß. Die Aussichten für uns sind super. Um unsere Zukunft machen meine Mitschüler und ich uns keine Gedanken“, lacht Prigge.

Wer mehr über die pädagogische Ausbildung und die Fachschule für Sozialwesen erfahren möchte, schaltet am Donnerstag, 23.2.2023, Antenne Bad Kreuznach an. Um 16:30 Uhr ist Julia Schneider, Fachrichtungsleiterin und stellvertretende Schulleiterin im Interview zu hören. Gemeinsam mit einem Schüler und angehenden Erzieher informiert sie über Zugangsvoraussetzungen und Bewerbungsverfahren, Verdienstmöglichkeiten und Karriereaussichten.

Zusätzliche Info über Aufstiegs Bafög und Bildungsgutscheine

An der Fachschule für Sozialwesen ist die Ausbildung auch in Vollzeit möglich. Um finanziell besser über die Runden zu kommen, können Schülerinnen und Schüler ein sogenanntes Aufstiegs-Bafög von rund 900 Euro beantragen, das sie nicht mehr zurückzahlen müssen. Alle Ausbildungsgänge sind zudem AZAV-zertifiziert, so dass interessierte Umschüler/-innen, die mit Bildungsgutscheinen über die ARGE gefördert werden, herzlich eingeladen sind, sich an der Fachschule der Stiftung kreuznacher diakonie zu bewerben. Während der dreijährigen Ausbildungszeit erhalten sie weiterhin Arbeitslosengeld in voller Höhe.