Bad Kreuznach | Berufsleben für Menschen mit Behinderung

Stiftung kreuznacher diakonie/Andrea Djifroudi

BAD KREUZNACH/KIRN/MEISENHEIM/BAD SOBERNHEIM/ASBACHER HÜTTE. Die Werkstätten der Stiftung kreuznacher diakonie werden 50 Jahre alt. Aber wieso, werden Viele fragen? In der Stiftung kreuznacher diakonie gab es doch schon immer “Beschäftigung” für Menschen mit Behinderung. Deutschlandweit blicken die Werkstätten in diesem Jahr auf ein Ereignis zurück, das auch den gesellschaftlichen Wandel repräsentiert. Die sieben Betriebe der Stiftung in Bad Kreuznach, Meisenheim, Kirn, Bad Sobernheim und auf der Asbacher Hütte (Kreis Birkenfeld), ihre Beschäftigten und die Mitarbeitenden feiern 2025 diesen Wandel, der längst noch nicht abgeschlossen ist.

Ein schmerzvoller Rückblick: Die Bewohner der Stiftung mussten in der mehr als 135-jährigen Geschichte für ihr Brot und ein Dach über dem Kopf arbeiten. Es waren zum Teil Zeiten der Verachtung, Verdrängung, Verfolgung und Vernichtung dieser Menschen. Erst nach dem 2. Weltkrieg setzte ein Umdenken in der Gesellschaft, der Politik und auch bei den Verantwortlichen der Stiftung ein, die damals noch “Diakonie Anstalten” hieß. Berufliche Teilhabe, 2. Lebensbereich, Inklusion und Selbst- und Mitbestimmung sind Stichworte, die noch heute die Diskussionen prägen.

1974 verabschiedete dann der Deutsche Bundestag für die Menschen mit Behinderungen die Werkstattkonzeption (BT-Drucksache 7/3999). Den damals rund 50.000 vorwiegend geistig schwerbehinderten Erwachsenen in den deutschen Werkstätten wurde damit eine sozialpolitische Grundlage für ihre berufliche und persönlichkeitsbildende Förderung zugestanden. 1975 erfolgte die Anerkennung der Werkstätten der Stiftung kreuznacher diakonie und damit der Startschuss für eine umfangreiche und wechselvolle Entwicklung. Der Weg, der damals begann, ist noch nicht abgeschlossen, aber: Es ist der richtige Weg – gerade für Menschen mit schwersten Mehrfachbeeinträchtigungen, die explizit in den Werkstätten der Stiftung kreuznacher diakonie Teilhabe am Arbeitsleben erfahren. Darin sind sich alle einig. Heute werden gemeinsam die individuellen Stärken, passgenaue Fördermöglichkeiten und Fähigkeiten herausgearbeitet. Ein multiprofessionelles Team an Mitarbeitenden begleitet die Beschäftigten in und durch das Arbeitsleben. Der Fokus liegt auf den Menschen und ihren Stärken, nicht auf der verwahrenden “Beschäftigung” früherer Zeiten. Die Werkstätten arbeiten mit professioneller Ausrüstung, entwickeln und fertigen Produkte. Seit Jahren sind die Werkstätten qualitätszertifiziert. Der Bereich Berufliche Bildung fördert durch lebenslanges Lernen die beruflichen Fortschritte. Hier können Führerscheine und andere wichtige Zertifikate erworben werden. Über das landesweit herausragende Inklusionsprojekt job|inklusivo schaffen viele Beschäftigte den Sprung auf den ersten Arbeitsmarkt. Die BT-Drucksache 7/3999 hat diese Entwicklungen angestoßen. Deshalb feiern die Werkstätten in diesem Jahr ihr 50-jähriges Bestehen – auch in dem Bewusstsein, dass der Wandel noch längst nicht zu Ende ist.

Die folgenden Werkstätten laden ein:

Donnerstag, 26. Juni, Tag der offenen Tür, Werkstatt Kirn, Carl-Simon-Straße 1, 55606 Kirn

Samstag, 28. Juni, Tag der offenen Tür, Werkstatt Bad Kreuznach, Hans-Schumm-Str. 10, 55543 Bad Kreuznach

Freitag, 05. September: Tag der offenen Tür, Werkstatt Asbacher Hütte, An der Landesstraße 160, 55758 Asbacher Hütte