Ein so gut besuchter Gottesdienst wie schon lange nicht mehr, schönes Wetter für die letzten Arbeiten am frisch gepflanzten Maulbeerbaum vor dem Mutterhaus und hinterher ein voll besetzter Luthersaal: Beim Jahresfest der Stiftung kreuznacher diakonie passte einfach alles. Die Feier des 135-jährigen Geburtstages stand unter dem Motto „Vielfalt ist unsere Stärke“ und die Gäste ließen sich gern mit hineinnehmen in die Präsentation eben jener Vielfalt. „Wir brauchen Menschen, die Gesicht zeigen. Menschen, die sich verantwortlich fühlen für den Nächsten und auch für den Übernächsten“, so Pfarrer Wolfgang Baumann in seiner Predigt in der Diakonie Kirche. Dort waren im Altarraum große Collagen von Portraitfotos zu sehen – Gesichter von Menschen aus der gesamten Stiftung kreuznacher diakonie. Sie und ihr Wirken wurde auf diese Weise in den Mittelpunkt gerückt.
Die weiteste Anreise zum Jahresfest hatte Diakonin Claudia Rackwitz-Busse, Konviktmeisterin der Brüder- und Schwesternschaft des Rauhen Hauses: Sie war eigens aus Hamburg gekommen, um bei der Pflanzung des Maulbeerbaumes dabei zu sein und auch Grüße und Glückwünsche des Vorstehers Pastor Dr. Andreas Theurich zu überbringen. Denn dieser besondere Baum schlägt symbolisch die Brücke zwischen der Stiftung Rauhes Haus, die als eine der ältesten Einrichtungen der Diakonie in Deutschland gilt, und der Stiftung kreuznacher diakonie. Johann Hinrich Wichern hatte 1833 das Rauhe Haus gegründet, um Kindern in Not ein neues Zuhause zu bieten. 1847 bekam er 100 Maulbeerbäume geschenkt, die er pflanzte, um mit einer Seidenraupenzucht den Kindern eine Beschäftigung und Erwerbsquelle zu schaffen. Im kühlen Klima der Stadt überlebte nur ein einziger Baum und aus der Seidenraupenzucht wurde nichts. Aber obwohl die Stürme ihn sehr mitgenommen haben und er sogar auseinanderbrach, blüht dieser Baum jedes Jahr und trägt Früchte. „Ich habe Erde aus Hamburg mitgebracht. Sie möge beim Wachsen eures Baumes helfen“, so Claudia Rackwitz-Busse, bevor sie beherzt zur Schaufel griff und zusammen mit Diakonin Heike Gatzke aus der Stiftung kreuznacher diakonie weitere Erde auf die noch frei liegenden Wurzeln schüttete. Die beiden Diakoninnen kennen sich sehr gut aus ihrer gemeinsamen Vorstandsarbeit des Bundesverbandes evangelischer Diakoninnen und Diakone (VEDD).
Boccia-Spieler Markus Heidrich löste vom Rollstuhl aus zwei Blumen-Saatkugeln aus, die zielsicher in der Grube landeten, anschließend griffen die Vorstände der Stiftung kreuznacher diakonie, Andreas Heinrich und Michael Jung, zusammen mit der Vorsitzenden des Bewohnerrates der Behindertenhilfe, Michaela Seinsoth, zu den Schaufelstielen. Auch der neu ernannte Theologische Vorstand, Prof. Dr. Holger Böckel, der im Januar sein Amt antreten wird, packte gemeinsam mit der Bewohnerin des Elisabeth Jaeger Hauses, Brunhild Topp kräftig mit an. Diakonisse Schwester Helga Gabelmann, Markus Risch, Mitglied des Kuratoriums, der Älteste der Diakonischen Gemeinschaft Paulinum, Diakon Mario Klein, sowie weitere Gäste sorgten dafür, dass die Erde bald rund um den Baum verteilt war. Hortkind Mayari hatte ihre Gießkanne mitgebracht und so wurden auch die Wurzeln gleich mit dem nötigen Wasser versorgt.
Beim anschließenden Sektempfang im Luthersaal, der außen und innen mit gestrickten und gehäkelten Kunstwerken von Bewohnerinnen des Hauses am Bühl geschmückt war, sorgten die „Rolling Voices“, die Musikgruppe der tagesstrukturierenden Angebote, für musikalische Unterhaltung und luden die Gäste zum Mitsingen ein. Wer am Portrait-Fotoshooting vor einigen Wochen teilgenommen hatte, konnte sich damit auch an einer Tombola beteiligen – eine Aktion, die auf reges Interesse gestoßen war. Und so wurde auch die Verlosung beim Jahresfest mit Spannung erwartet. Der Hauptpreis: Ein Kirner Edelstahl-Grill aus der Nahe Manufaktur. Er ging an die völlig überraschte Beschäftigte Carola Weinz aus Bad Kreuznach.