Traben-Trarbach | Birgit Rämmler bleibt nach 39 Jahren „ein bisschen“ im Dienst

Für Birgit Rämmler fühlt es sich nicht so an, als wäre sie jetzt tatsächlich Rentnerin – dabei ist sie das laut ihrer Papiere sehr wohl. Weil sich die gelernte Krankenschwester mit ihren 64 Jahren immer noch fit fühlt, bleibt sie ihrer Arbeitgeberin, der Seniorenhilfe der Stiftung kreuznacher diakonie noch als Mini-Jobberin erhalten. Vier Stunden pro Woche unterstützt sie die Kolleginnen und Kollegen in der Diakonie Sozialstation Traben-Trarbach. Während der 39 Jahre, in denen sie die Klientinnen und Klienten in der Region versorgt hat, legte Birgit Rämmler schätzungsweise pro Jahr 20.000 Kilometer im Dienstwagen zurück. Bei Wind und Wetter kreuz und quer über den Hunsrück und an der Mosel entlang. Immer dabei: Eine Mappe mit Schlüsseln, die sie für ihre jeweilige Tour braucht. Diese Mappe bringt ein beeindruckendes Gewicht auf die Waage: Bis zu einem Kilogramm reine Schlüsselmasse. „Früher war eine verschlossene Tür eine Seltenheit. Heute leben die meisten Menschen allein – und dann brauchen wir die Schlüssel, um ins Haus zu gelangen – insbesondere, wenn ein Notfall vorliegt“, erklärt sie.   

Seit ihren Anfängen 1986 hat sich ihre Arbeit nicht nur in dieser Hinsicht verändert: „Wir hatten mehr Zeit für die Menschen, waren ganz anders getaktet.“ War ein Haus an der Mosel wegen Hochwassers nicht zugänglich, dann wurden – nicht selten mit Hilfe der Freiwilligen Feuerwehr und Booten – eben andere Wege gesucht, um einem Diabetiker sein Insulin zu spritzen oder bei einer Patientin den Verband zu wechseln. Datenschützer von heute hätten vor 39 Jahren sicher die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen, wenn sie gesehen hätten, dass die Übergabe von der einen Kollegin zur anderen in deren Privatwohnung stattfand, vermutet sie, und lächelt dabei. Anfang April startete ihr „Ruhestand“, aber „es fühlt sich eher so an, als wäre ich nur im Urlaub gewesen“, berichtet Birgit Rämmler. Dass sie den Kolleginnen und Kollegen erhalten bleibt, wissen beide Seiten sehr zu schätzen „Nach so einer langen Zeit der Zusammenarbeit, aus der auch eine enge Freundschaft entstanden ist, kann ich mir eine Sozialstation ohne Birgit noch gar nicht vorstellen. Gut, dass sie wenigstens noch ein bisschen bleibt“, sagt Anja Bindges, die Leiterin der Ambulanten Dienste der Seniorenhilfe der Stiftung kreuznacher diakonie. Klar ist jedenfalls auch, dass der Minijob die engagierte Frau aus Lötzbeuren nicht an ihren Hobbies hindern wird: Singen im Gospelchor, die Begleitung von Jugendfreizeiten, bei denen sie zusammen mit ihrem Mann den Küchendienst übernimmt und die Beschäftigung mit dem Enkelkind.