Bad Kreuznach | Internationaler Tag des Ehrenamtes: "Die Menschen spüren unser da-sein"

Ingrid Oster unterstützt bei der Einweisung ins Tablet

Ingrid Oster ist Bildungsbegleiterin im Projekt "Digitale Bildung"

Viele ehrenamtlich engagierte Menschen, die sich im Ruhestand oder neben ihrem eigentlichen Job engagieren, sind glücklicher und können besser mit Stress umgehen. Das lässt sich darauf zurückführen, dass ehrenamtliches Engagement die sozialen Kontakte erweitert und gemeinsam eine wichtige Aufgabe erledigt wird. Ein tolles Gemeinschaftsgefühl bringt außerdem einen positiven Effekt mit. So belegen zahlreiche Studien, dass nicht nur Menschen, die durch ehrenamtliche Tätigkeiten unterstützt werden, sondern auch die Ehrenamtler selbst davon profitieren. Ganzjährig – und eben nicht nur am internationalen Tag des Ehrenamtes, dem 5. Dezember – bringen sich Menschen in den Einrichtungen der Behindertenhilfe, den Senioreneinrichtungen sowie den Krankenhäusern und Hospizen ein. Allein in der Behindertenhilfe der Stiftung kreuznacher diakonie sind an den verschiedenen Standorten mehr als 100 Ehrenamtler unterwegs. Sie bringen sich in den Tagesstrukturierenden Angeboten, bei bestimmten Projekten oder beispielsweise auch bei der musikalischen Begleitung von Andachten und Gottesdiensten ein. Die Grünen Damen wiederum sind in den Krankenhäusern unerlässlich – sie bringen – genau wie ihre Kolleginnen und Kollegen in den Hospizen – sich selbst und vor allem Zeit für die Patientinnen und Patienten mit. Ein offenes Ohr und die persönlichen Gespräche verkürzen die Wartezeit und bringen Abwechslung in einen ungewohnten Tagesablauf an einem fremden Ort.

Vielfältiges Ehrenamt im Elisabeth Jaeger Haus

Hinzu kommen all diejenigen, die sich ehrenamtlich in den Stationären Einrichtungen und den Ambulanten Diensten der Seniorenhilfe einbringen. Die Gründe, aus denen Menschen einen Teil ihrer Freizeit ehrenamtlich für andere einbringen, sind so vielfältig wie die Ehrenamtler selbst. Seit nunmehr zehn Jahren sind Doris Müller und Ingrid Oster im Elisabeth Jaeger Haus aktiv. Ingrid Oster hatte schwere gesundheitliche Probleme, die schließlich zur Frührente führten. Für sie ist das Ehrenamt „mein Dank an den Herrgott, dass ich wieder so fit bin“. Ursprünglich wollte sie zu den Grünen Damen ins Krankenhaus, aber weil ihre Einsatzzeiten immer unterschiedlich waren, kam sie ins Elisabeth Jaeger Haus. „Anfangs war ich nur im Besuchsdienst, dann aber habe ich eine Bastelgruppe aufgebaut, die ihre Arbeit hoffentlich nächstes Jahr wieder aufnehmen kann. Während der Corona-Pandemie habe ich zwischendurch auch den Pfortendienst übernommen. Schließlich darf niemand ohne negativen Test ins Haus“, schildert Ingrid Oster. Seit Beginn des großen Projektes zur digitalen Bildung von Menschen im Alter, an dem Bewohnerinnen und Bewohner des Elisabeth Jaeger Hauses beteiligt sind, ist sie auch eine der Bildungsbegleiterinnen. Eine Aufgabe, die sie sichtlich mit Stolz erfüllt. „Man lernt selbst noch viel dabei und es macht Spaß“, sagt sie. Den Menschen helfen zu können, sie lachen zu hören, das gibt ihr Kraft.

Doris Müller hat eine Freundin gepflegt, die mit Multipler Sklerose auf stationäre Pflege angewiesen war. Weil sie erlebte, dass diese Frau, die bereits mit 62 Jahren starb, außer ihr selbst gar keine regelmäßigen Besucher hatte, wuchs in ihr der Wunsch, sich im Elisabeth Jaeger Haus einzubringen. Seitdem betreut sie dort Bewohnerinnen und Bewohner. Was sie mit ihnen macht? „Das ist sehr unterschiedlich. Schließlich bleiben sie alle Unikate, einer wie der andere. Die Individualität überrascht mich immer wieder“, lächelt sie. Während die einen noch am Tagesgeschehen interessiert sind, spielen andere lieber Rommé oder andere Spiele. Wie wichtig Berührungen auch dann sind, wenn das Lebensende naht, habe sie bei einer Fortbildung gelernt und danach auch selbst Handmassagen bei den von ihr besuchten Bewohnerinnen angewendet. „Die Menschen nehmen wahr, wenn man sich bei ihnen niederlässt. Dieses da-sein spüren sie und das ist mir ganz wichtig.“

Beide bringen sich ein, weil ihnen durch ihre Arbeit mit den Menschen auch sehr viel zurückgegeben wird. Sie betonen, dass sich Ehrenamt für alle Beteiligten lohnt und möchten es nicht missen.

Annette Stambke, Ehrenamtskoordinatorin im Elisabeth Jaeger Haus und die Ehrenamtliche Ingrid Oster waren zu Gast im Nahe dran Talk bei Antenne 88,3 Bad Kreuznach. Hier finden Sie den Talk in der Mediathek.