Meisenheim | „Soziales“ hatte Azubi Raffaele nie „auf dem Zettel“

Foto: Stiftung kreuznacher diakonie/Andrea Djifroudi

MEISENHEIM. IT, Kommunikations- und Medientechnik oder ein Handwerk – Raffaele Guidoccio hat alles ausprobiert. Doch bei einem Freiwilligen Sozialen Jahr merkte er, dass die Arbeit und der Kontakt mit Menschen mit Beeinträchtigung genau sein Ding sind. Inzwischen ist er im dritten Ausbildungsjahr zum Heilerziehungspfleger am Bodelschwingh Zentrum in Meisenheim. Warum Raffaele hier arbeitet und wie sein Alltag in der Tagesförderstätte aussieht, erzählt der 25-Jährige uns im Interview:

Wolltest Du nicht eigentlich in die IT? Wie kommt es, dass Du in der Tagesförderstätte mit schwerstmehrfach beeinträchtigten Menschen Deine Ausbildung machst?

Raffaele Guidoccio: „Ja, ich habe an der TU in Kaiserslautern angefangen zu studieren. Ich dachte, ich sei introvertiert. Dass es genau mein Ding ist, mit Menschen zu arbeiten und etwas „Soziales“ zu machen, hatte ich überhaupt nicht auf dem Schirm. Aber ich kann jedem, dem es so geht wie mir, nur empfehlen, es einfach mal auszuprobieren. Es hat mich verändert. Seit ich hier arbeite, sagen mir viele aus meinem Umfeld, dass ich viel offener geworden bin.“

Wie sieht Dein Alltag aus?

Raffaele Guidoccio: „In der Tagesförderstätte bieten wir vor allem Menschen, die aufgrund ihrer schweren Mehrfachbeeinträchtigung auf dem so genannten ersten Arbeitsmarkt oder auch in einer unserer Werkstätten nicht arbeiten können, einen Arbeitsplatz. Das gibt ihrem Alltag Struktur und fördert ihre vorhandenen Fähigkeiten. Das gibt Selbstvertrauen. Die Menschen können sich weiterentwickeln und erhalten mehr Teilhabe. Das Miteinander in einer Gruppe wird ebenfalls unterstützt. Sie haben Förderziele, die wir gemeinsam erarbeiten und erreichen. Neben der Arbeit hier in der Tagesförderstätte sind wir auch viel draußen in der Natur – etwa auf unserem Außengelände am Bauwagen, wo wir mit Holz arbeiten und auch Bienenstöcke haben.“  

Was ist für Dich das Schönste an Deiner Arbeit?

Raffaele Guidoccio: „Ich bekomme viel zurück - Umarmungen, Lachen. Anders als in anderen Berufen ist vielleicht vieles nicht messbar. Die Fortschritte, die die Menschen machen, wirken von außen betrachtet, vielleicht sehr klein. Aber wenn ich sehe, dass wir unsere Förderziele umsetzen können, erfüllt mich das am Ende des Tages. Diese Erfüllung hatte ich vorher nicht. Wie gesagt, es hat mich geprägt. Ich bin viel offener geworden.“

Info: Samstag, 1. Februar, 10 bis 13 Uhr, Tag der offenen Tür den Berufsbildenden Schulen der Stiftung kreuznacher diakonie (Schulen für Gesundheits- und Pflegeberufe sowie Fachschule), Ringstr. 65, Bad Kreuznach. Hier wird nicht nur über die schulische Ausbildung informiert. Fachkräfte aus der Behindertenhilfe sind an diesem Tag vor Ort, um die Besucherinnen und Besucher über die Arbeit im Alltag und Praktikumsmöglichkeiten zu informieren.

Noch bis zum 15. Februar kann man sich für die Ausbildung zum Heilerziehungspfleger bewerben (fs@kreuznacherdiakonie.de)