Bad Kreuznach | Wahl-Hindernisse machen Menschen mit Behinderung Sorgen

Stiftung kreuznacher diakonie/Andrea Djifroudi

BAD KREUZNACH. Jeder Mensch hat das Recht zu wählen. Dieses Grundrecht auf politische Teilhabe ist in Artikel 29 der UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK) festgeschrieben und gilt seit 15 Jahren in Deutschland. Die tatsächliche Umsetzung des inklusiven Wahlrechts wird jedoch weiterhin durch immer noch fehlende Zugänglichkeiten zu barrierefreien Informationen erschwert. Das weiß auch Michaela Seinsoth, Bewohnerrätin und aktive Wahlhelferin am Sonntag, 23. Februar, im Wahllokal „Luthersaal“ auf dem Campus der Stiftung kreuznacher diakonie.

Die 55-Jährige Bad Kreuznacherin setzt sich dafür ein, dass jede und jeder auch sein Recht auf eine Stimmabgabe bei der Bundestagswahl wahrnimmt. Sie möchte Politikern den Rücken stärken, die sich für die Umsetzung der gesellschaftlichen Teilhabe einsetzen. Ihre Sorge ist, dass bereits erreichte Fortschritte wieder zurückgenommen werden. Michaela Seinsoth engagiert sich seit vielen Jahren für mehr Mitbestimmung und Inklusion von Menschen mit Beeinträchtigungen und weiß, dass noch ein langer Weg gegangen werden muss, um die Ziele der Behindertenrechtskonvention Realität werden zu lassen.

Die Stolpersteine liegen nicht nur darin, für Rollstühle zugängliche Wahllokale einzurichten. „Informationen über die Inhalte der Parteiprogramme sollten in Leichter oder Einfacher Sprache für alle zugänglich gemacht werden“, erklärt Seinsoth. Gerade für Menschen mit Beeinträchtigungen braucht es Unterstützung, schon wenn die Wahlbenachrichtigung kommt. Es müsse nicht nur die Frage besprochen werden, wie man etwa mit einem E-Rolli am Wahltag zum Wahllokal kommt, sondern auch welche weitere Unterstützung die wahlberechtigte Person braucht. Zur politischen Bildung von Menschen mit Beeinträchtigungen werden in den Werkstätten der Stiftung kreuznacher diakonie regelmäßig Bildungsangebote gemacht und Exkursionen – etwa in den Mainzer Landtag – organisiert. Auch in den Wohneinrichtungen wie etwa auf dem Hüttenberg in Bad Sobernheim bieten die Mitarbeitenden Unterstützung an.

Michaela Seinsoth, die sich auch regional für das Thema Mitbestimmung einsetzt, macht sich derzeit große Sorgen, ob und wie das Thema Teilhabe und Inklusion künftig vorangetrieben wird: „Das Schlimmste wäre, wenn jetzt hart erkämpfte Errungenschaften wieder zurückgedreht werden.“