Bad Kreuznach | Kreative Begegnung mit und ohne Handikap

Menschen mit und ohne Handikap malen und basteln gemeinsam

Inklusives Schulprojekt führt Menschen mit Behinderung und Grundschüler zusammen

„Das gemeinsame Malen und Basteln hat mir richtig viel Spaß gemacht. Nächstes Jahr möchte ich so etwas unbedingt wieder machen“, freut sich die 8-jährige Jil-Mae, die gerade mit strahlenden Augen ihr Bild fertig malt. Ihre Hände sind voller Farbe. Jil-Mae ist eine von sechs Schülerinnen und Schülern der zweiten bis vierten Klasse der Grundschule Dörrebach/Seibersbach, die eine Wohngruppe für Menschen mit Behinderung der Stiftung kreuznacher diakonie im Haus Paulinum für eine Woche besuchte. Das Ziel: Begegnungen mit Menschen mit Behinderung schaffen – ein Spaß und ein Erlebnis für alle Beteiligten.

Gemeinsam gestalten sie farbenfrohe Leinwände und Plakate, basteln und bemalen Masken aus Pappmache und verschönern und bepflanzen Blumentöpfe im Kreativraum auf der Wohnetage 1 im Haus Paulinum. Eine ganze Woche lang verbringen die Kinder Zeit mit Menschen mit Behinderung, sind zusammen kreativ und essen gemeinsam in den Wohnräumen auf dem Diakonie Gelände in Bad Kreuznach. Unterstützt werden sie dabei von Mitarbeitenden der Behindertenhilfe, Eltern und Lehrkräften der Schule.

Die Idee entstand bei der Planung der Projekttage der Grundschule, die unter der Überschrift „Verschönerung der Schule“ stand. Zum ersten Mal wurde ein Projekt in dieser Form angeboten. Die Resonanz war super – es wollten so viele Kinder mitmachen, dass letztendlich gelost werden musste, wer mitdurfte. Yvonne Voß, Pädagogische Fachkraft im Haus Paulinum, hat die Projektidee zusammen mit ihren Kolleginnen und Kollegen entwickelt. Ihre Tochter geht in Seibersbach zur Schule: „Inklusion sollte nicht nur im Kopf stattfinden, sondern auch im Alltag gelebt werden. Da ich tagtäglich mit Menschen mit Behinderung zusammenarbeite und Kinder voller Mut, Neugier und Toleranz stecken, wollte ich diese beiden Gruppen zusammenzubringen. Ziel war es sich und die unterschiedlichen Lern- und Lebenssituationen besser kennenzulernen, gemeinsam etwas zu erschaffen und mögliche Befangenheiten abzubauen“, erklärt Yvonne Voß, die begeistert ist von dem Ergebnis des Projektes. „In Zukunft möchten wir diese Verbindung aufrecht halten und noch mehr zusammen mit unseren Bewohnerinnen und Bewohnern und den Kindern machen. Für beide Seiten war die Zeit eine tolle Erfahrung.“

Auch Schulleiterin Carola Schmitt-Cordes zieht ein positives Fazit und lobt die Zusammenarbeit mit der Stiftung kreuznacher diakonie: „Die Idee wurde von den Kindern und Eltern direkt positiv aufgenommen. Der Zuspruch war extrem hoch. Auch wir als Schule wollen einen Beitrag dazu leisten, das Thema Inklusion greifbarer zu machen, Kindern Einblicke zu geben und Berührungsängste abzubauen.“ Die Schulleiterin ergänzt: „Der Austausch und das Miteinander waren für alle Beteiligten bereichernd. Es muss in unserer Gesellschaft noch viel mehr verankert werden, wie wichtig ein Recht auf Teilhabe ist und wie sehr wir alle von den Stärken und Talenten eines jeden Einzelnen profitieren und lernen können. Der Schlüssel zum Erfolg zeigt sich in dem, wie wir einander begegnen – im besten Fall mit gegenseitiger Wertschätzung, Offenheit und Respekt.“

Beim Schulfest am letzten Tag der Projektwoche durften alle gemeinsam ihre Werke in Seibersbach vorstellen. Mit dabei waren die sechs Schülerinnen und Schüler und zwei Bewohner aus dem Haus Paulinum. Ein Teil der neuen Schmuckstücke wird in Zukunft die Gänge der Grundschule verschönern. Der andere Teil wird im Flur der Wohnetage einen Platz finden und die Bewohner noch lange an die gelungene Zusammenarbeit erinnern.