Bad Kreuznach | Internist: "Versorgung von Menschen mit Behinderung darf nicht weiter leiden!"

Hausbesuch eines Arztes bei einer Bewohnerin einer Wohngruppe Stiftung kreuznacher diakonie

Stephan Maxeiner macht einen Hausbesuch in einer Wohngruppe

Die Behandlung von Menschen mit Behinderung ist Stephan Maxeiner, Bad Kreuznacher Hausarzt mit der Spezialisierung auf Diabetologie, eine Herzensangelegenheit. „Der Umgang mit diesen Menschen ist eine sehr erfreuliche Tätigkeit“, erzählt er. Betriebswirtschaftlich darf und will er dabei nicht denken, wenn es um die speziellen Bedürfnisse von Menschen mit kognitiven Einschränkungen geht. Daher ist für ihn das MZEB der Stiftung kreuznacher diakonie ein essentieller Baustein bei der Gesundheitsversorgung von Menschen mit Behinderung.

Betreuerinnen und Betreuer einbeziehen

Stephan Maxeiner betreut Bewohner mehrerer Wohngruppen in Bad Kreuznach hausärztlich sowie etwa 30 Patienten mit Behinderung und Diabetes in Meisenheim. Die Arbeit mit Menschen mit Behinderung bietet einige Unterschiede zu der normalen hausärztlichen Tätigkeit: „Bei der Erhebung der Krankengeschichte und der Diagnosestellung ist die Kommunikation ein entscheidender Faktor. Bei Menschen mit Behinderung, die wir hier in Bad Kreuznach sehr oft sehen, ist aber die verbale und non-verbale Kommunikation nicht oder kaum möglich!“  Sein zweiter Punkt.: „Bei dieser Personengruppe ist es wichtig auch das Lebensumfeld der Patienten in die Behandlung einzubeziehen.“ Angehörige und Betreuer, die 24/7 mit dem Patienten zusammenleben, der nicht in einer Einrichtung wie der Diakonie lebt, brauchen bisweilen ebenfalls Unterstützung, damit sie weiter dauerhaft den Patienten versorgen und sein gewohntes Lebensumfeld erhalten können.“ „Viele dieser Patienten sind multimorbide. Der Fachbegriff beschreibt die komplexen Krankheitsbilder, die in der Gesamtheit betrachtet werden müssen: Zum Beispiel etwa Rollstuhlfahrer, die orthopädische Versorgung brauchen, gleichzeitig aber mit Spastiken, Epilepsien und den üblichen alters- oder ernährungsbedingten Krankheiten zu kämpfen haben.“

Daher ist für Stephan Maxeiner, das Netzwerk des MZEB (Medizinischen Behandlungszentrum für Erwachsene mit Behinderung bzw. schweren Mehrfachbehinderungen) Bad Kreuznach so wichtig. Nicht nur, dass hier eine Vielfalt an Fachleuten, die „zeitintensiven“ Patienten ganzheitlich betrachten: Diese Experten beraten und koordinieren in Zusammenarbeit mit den Angehörigen und externen Dienstleistern die Versorgung der Patienten mit den medizinisch notwendigen Therapien und Hilfsmitteln. Da die Kommunikation nicht über den Patienten erfolgen kann ist der Kontakt unter den Ärzten sehr wichtig, was gut funktioniert.“

Diabetes häufig bei Menschen mit Behinderung

Ein besonderes Anliegen ist ihm sein Spezialgebiet, die Diabetologie: „Menschen mit Behinderung erkranken häufiger an Diabetes als die restliche Bevölkerung. Die Behandlung des Diabetes erfordert üblicherweise eine Mitarbeit des Betroffenen: Essen, sich bewegen bis hin zur Ermittlung der Insulindosis vor der Mahlzeit, u.a. mit Hilfe des zuvor ermittelten Zuckerwertes. Das muss vom Pflegepersonal übernommen werden und hierzu sind Fortbildungen erforderlich. Im Gegensatz zu England findet das Thema „Behinderung und Diabetes“ in Deutschland nur wenig Resonanz.

Dem Hausarzt, der seit vielen Jahren Erfahrungen mit dem MZEB der Stiftung kreuznacher diakonie gemacht, ist es ein dringendes Anliegen, dass die Gesundheitsversorgung von Menschen mit Behinderung nicht durch zu eng gesteckte finanzielle Rahmenbedingungen personell und inhaltlich leidet. „Leider sind aufgrund der angespannten personellen Situation z.B. kurzfristige psychiatrische oder neurologische Interventionen nicht immer möglich.“ 

Er unterstützt Dr. Michael Sicker, Ärztlicher Leiter des Rehamedizinischen Dienstes und des MZEB: „Der Bedarf von Menschen mit Behinderung steigt. Wir sind derzeit in Verhandlungen, um die Kostenträger und die Politik für dieses drängende Problem zu sensibilisieren. Schon seit Jahren gibt es eine Beschränkung bei der Zahl der Fälle, die wir behandeln dürfen. Das wird aber der Realität, wie wir sie im Alltag erleben, schon lange nicht mehr gerecht.“

Das MZEB Bad Kreuznach versorgt Menschen nicht nur im Landkreis, auch die umliegenden Landkreise Birkenfeld, Kusel, der Rhein-Hunsrück-Kreis und die Randbereiche des Kreises Mainz-Bingen gehören zum Einzugsgebiet der zentralen Einrichtung in Bad Kreuznach.

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