Stiftung kreuznacher diakonie wirkt Ärztemangel mit fairer Ausbildung entgegen
Junge Ärzte braucht das Land
Medizinstudenten im letzten Abschnitt ihres Studiums, dem Praktischen Jahr (PJ), klagen über schlechte Bedingungen in den Akademischen Lehrkrankenhäusern: Für ihre Arbeit in Vollzeit werden sie gar nicht oder nur geringfügig bezahlt, sie müssen fachfremde Aufgaben erfüllen, bei denen sie nichts relevantes für ihren späteren Beruf lernen, sie haben keinen Mentor, der sich um sie kümmert und dauernd fällt der Unterricht aus. Dabei hat die Medizin ohnehin mit einem Nachfolgeproblem zu kämpfen, die meisten Studenten möchten in Großstädte oder ins Ausland. Dort versprechen sie sich bessere Rahmenbedingungen und größere Chancen auf einen Job. Um dem Ärztemangel in ländlicheren Regionen entgegenzuwirken, hat die Stiftung kreuznacher diakonie ihr PJ-Programm in den Akademischen Lehrkrankenhäusern Diakonie Klinikum Neunkirchen, Diakonie Krankenhaus Bad Kreuznach und Hunsrück Klinik Simmern an die Bedürfnisse der angehenden Ärzte angepasst. Und das weit über die Standards hinaus. Das Diakonie Klinikum Neunkirchen wurde für sein faires PJ sogar zertifiziert. Wertschätzung der Nachwuchs-Mediziner steht im Zentrum der Konzepte. Sie werden in flache Hierarchien eingebunden, können ihr theoretisches Wissen direkt unter Aufsicht in praktische Fähigkeiten umsetzen, die Entlohnung orientiert sich am Höchstsatz und kann durch freiwillige Dienste, zum Beispiel bei Notarzt-Einsätzen, als Dozent an der Pflegeschule, oder mit Wochenend-Diensten, aufgebessert werden. In einem bundesweiten PJ-Ranking schneiden alle drei Krankenhäuser überdurchschnittlich ab und locken deshalb angehende Mediziner aus unterschiedlichen Teilen Deutschlands. Viele bleiben oder kommen wieder. Drei Mediziner in unterschiedlichen Karrierestufen erzählen von ihren Erfahrungen:
Konstantina Tserea kommt aus Neuwied und absolviert ein Tertial ihres PJs im Diakonie Krankenhaus Bad Kreuznach. Die 26-jährige Medizinstudentin weiß genau, warum sie sich für die Klinik der Stiftung kreuznacher diakonie entschieden hat: „Hier bin ich nicht eine von Vielen, darf nicht nur mitlaufen und zuschauen, sondern lerne konkret im Austausch mit den Kollegen.“ Eigentlich wollte die Mainzer Medizinstudentin Onkologin werden. Aber das PJ ist immer auch eine Orientierungsphase und so ist die geplante Spezialisierung auf Krebserkrankungen erst einmal in den Hintergrund getreten. Derzeit arbeitet sie auf der Kinder- und Jugendstation in Bad Kreuznach: „Das Team dort ist super, von der Altersstruktur her sehr gemischt. Es gibt viele junge Ärzte, aber auch erfahrene ältere Kollegen. Da darf ich nicht nur zuschauen, sondern – in Absprache – auch eigene Patienten betreuen. Deshalb überlege ich jetzt, ob ich nicht grundsätzlich in die Pädiatrie möchte“, erzählt die ausgebildete Rettungsassistentin.
Philipp Rauchschwalbe hat es von Darmstadt ins Saarland verschlagen. Zwei Tertiale hat er im Diakonie Klinikum Neunkirchen (DKN) absolviert – jetzt ist er als Assistenzarzt zurückgekehrt. Er arbeitet in der Anästhesie, wird mittlerweile auf der Intensivstation eingesetzt. Sein 3. Staatsexamen hat er mit der Note 1 bestanden. Am PJ im DKN hat er vor allem den engen Austausch mit den Medizinern und die fundierte Ausbildung geschätzt: „Die Ärzte waren immer greifbar, riefen uns zwischendurch an, wenn sie einen Fall hatten, bei dem wir was lernen konnten. Während der Frühbesprechung dachten sie uns gleich mit und überlegten, welche Fälle für uns interessant sind“, erzählt Rauchschwalbe. Während seines Studiums wollte er Chirurg werden, aber auch er hat sich während des PJs umorientiert und die Anästhesie für sich entdeckt: „Mein Plan war ursprünglich zwei Jahre in der Anästhesie zu arbeiten und dann in die Innere zu wechseln. Aktuell bin ich aber sehr zufrieden, sodass ich mir gut vorstellen könnte den Facharzt Anästhesie fertig zu machen.“
Dr. med. Michael Bohn hat nach seinem PJ an der Hunsrück Klinik Simmern eine medizinische Bilderbuchkarriere hingelegt: Als Medizinstudent absolvierte er 2010 sein Praktisches Jahr an der Hunsrück Klinik, heute ist er Oberarzt der Chirurgie am Simmerner Krankenhaus. „Unter dem damaligen Chefarzt Dr. med. Hans-Peter Mayer habe ich eine fundierte Ausbildung genossen und viel operiert. Es wurde immer großer Wert auf Selbstständigkeit gelegt.“, erzählt der Mediziner. Dies kam Bohn 2016 bei seinem Wechsel ins Bundeswehr-Zentralkrankenhaus Koblenz sehr zugute. „Egal in welchem Fachgebiet man tätig ist – jedoch ganz speziell als Chirurg – muss man den Schritt zu einem Krankenhaus der Maximalversorgung machen, um von anderen zu lernen und sich auch an anderer Stelle zu beweisen“, so Bohn. Als ihm sein ehemaliger Chef Hans-Peter Mayer das Angebot machte, als Oberarzt an die Hunsrück Klinik zurückzukommen, zögerte er nicht lange: „Dr. Mayer war für mich ein ganz besonderer Chef, Chirurg und auch Mensch. Ich wusste, was er hier aufgebaut hat und dass ich in ein toll funktionierendes System komme“