Vom Patientenbett an den Schreibtisch – eine gute Idee?
Ausbildung in der Pflege, vielleicht sogar schon Berufserfahrung gesammelt – und dann? Es gibt viele Möglichkeiten sich weiterzubilden und Schwerpunkte zu vertiefen. Aber es ist nicht leicht zu wissen, wo die eigenen Talente verborgen sind und welche Aufgaben Spaß machen. Und es ist auch schwer, den Kittel abzulegen und die praktische Arbeit am Patienten gegen Schreibtischarbeit als Führungskraft zu tauschen.
Doch es ist möglich – auch ohne ins kalte Wasser zu springen. Die Stiftung kreuznacher diakonie bietet die Möglichkeit, ein Trainee-Programm für zukünftige Pflegedirektoren, Einrichtungsleiter und Pflegedienstleiter zu absolvieren. Die ersten, die diese Chance wahrgenommen haben, sind Oliver Zimmermann (40) in den saarländischen Krankenhäusern sowie Kira Bayer (25) und Franziska Fehrenbacher (29) im Stiftungsmanagement in Bad Kreuznach. Im Interview erzählen sie, mit welcher Motivation sie sich beworben haben und wie sie ihre neue Rolle wahrnehmen.
Welchen beruflichen Hintergrund haben Sie?
Bayer: Nach meiner Ausbildung als Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerin bei der Stiftung kreuznacher diakonie arbeitete ich auf der Kinderintensivstation. Gleichzeitig habe ich neben meiner Vollzeitbeschäftigung im Pflegebereich ein Studium mit dem Schwerpunkt Gesundheitsmanagement abgeschlossen.
Zimmermann: Ich bin ausgebildeter Gesundheits- und Krankenpfleger seit 2001. Anschließend habe ich mich auf verschiedenen Gebieten weitergebildet, als Fachpfleger für Intensivmedizin und Anästhesie und als Stationsleitung. Seit 2016 bin ich Diplom Pflegewirt.
Fehrenbacher: Nach bestandenem Examen arbeitete ich als Gesundheits- und Krankenpflegerin im Krankenhaus und habe parallel ein Vollzeitstudium im Bachelorstudiengang Pflege und Pflegemanagement absolviert. Darauf aufbauend habe ich den Master in Pflegewissenschaft erfolgreich abgeschlossen. Um die Pflegepraxis nicht aus den Augen zu verlieren, arbeitete ich neben meinem Vollzeitstudium weiterhin als Gesundheits- und Krankenpflegerin im Krankenhaus, jedoch nur in Teilzeit.
War es denn von Anfang an klar, dass Sie eine Führungsposition anstreben? Was reizt sie daran?
Zimmermann: Bei mir hat es sich einfach so ergeben, ich bin immer einen Schritt weiter gegangen. Pflege hat heutzutage eine neue Rolle, ein neues Selbstverständnis etabliert sich. Die geregelten Arbeitszeiten sind außerdem eine attraktive Aussicht. Für Familien oder Alleinerziehende ist es ein ausschlaggebendes Argument, die Schichtarbeit hat meine Kolleginnen und Kollegen vor große Herausforderungen gestellt. Manchmal denke ich zwar „Gebt mir meinen rosa Kittel wieder!“, aber ich kann hier einiges bewegen – und ich werde nie wieder arbeitslos.
Welche Aufgaben erledigen Sie momentan?
Bayer: Da sich meine Trainee-Stelle auf zwei Tätigkeitsbereiche aufteilt, Pflegedirektion und Referat Pflege und Hygiene, habe ich verschiedene Aufgabenfelder, die sehr abwechslungsreich sind. Durch die konzeptionelle Arbeit, wie das Erarbeiten von Schulungen im Referat Pflege und Hygiene, ergeben sich viele Schnittstellen innerhalb der Stiftung kreuznacher diakonie, beispielsweise im Bereich Leben mit Behinderung. Ich finde ich es besonders wichtig einen Gesamtüberblick über die Arbeit der Stiftung kreuznacher diakonie zu bekommen.
Zimmermann: Mein Schreibtisch wird nicht leer. Ich begleite einige Projekte, um unsere Pflegekräfte weiterzubilden und ihre Arbeitsbedingungen zu verbessern. Wir stoßen Neuerungen an und nehmen an Fallbesprechungen teil. Der Austausch mit den Pflegekräften ist mir wichtig und bringt enorm viel.
Welche Perspektive sehen Sie für sich?
Zimmermann: Die Spezialisierung in der Pflege nimmt zu und die Professionen profitieren voneinander. Ich kann mich nun inhaltlichen Dingen und Projekten widmen, um die Zukunft meines Berufsstandes zu verändern. Im Trainee-Programm finde ich im Trichterprinzip heraus, in welcher Disziplin ich der beste Akteur bin.
Fehrenbacher: Zuerst möchte ich meine Fähig- und Fertigkeiten, die ich aus dem Studium und aus meiner Berufserfahrung mitbringe, festigen und weiter entwickeln. Ich möchte die Chance im Traineeprogramm nutzen, die verschiedenen Settings kennen zu lernen, mich in der Praxis zu erproben, um nach dem zweijährigen Traineeprogramm die Entscheidung zu treffen, welchen beruflichen Weg ich anstrebe.
Allgemeine Infos:
Das Programm dauert 24 Monate. Ziel ist es, Nachwuchskräfte aufzubauen, die nach der Ausbildung in eine verantwortungsvolle Fach- oder Führungsposition in der Leitungsebene Pflege (Pflegedienstleitung, Einrichtungsleitung) einsteigen. Die Trainees übernehmen unter Aufsicht der Pflegedirektion erste Aufgaben im Bereich Personal, entwickeln unter Federführung des Referates Pflege und Hygiene Konzepte für die Weiterentwicklung der Pflege, nehmen an Fortbildungen teil und können durch Hospitationen andere Geschäftsfelder kennenlernen. Freie Trainee-Plätze werden rechtzeitig ausgeschrieben. Bewerber sollten einen akademischen Grad in Pflegewissenschaften oder einem vergleichbaren Studiengang mitbringen. Ein berufsbegleitendes Studium bietet die Stiftung kreuznacher diakonie bereits während der Ausbildung zur Pflegefachfrau/zum Pflegefachmann an. Aber auch nach dem Examen ist ein Studium möglich.