Wirbelsäulenoperation trotz vorgerückten Alters?

Elfriede Betz geht wieder aufrecht und schmerzfrei durchs Leben

Noch im Frühjahr letzten Jahres konnte Elfriede Betz aus Traisen kaum die paar Stufen zu ihrer Eingangstür erklimmen. Jeder Schritt, jede Bewegung bereiteten der 80-Jährigen starke Schmerzen. Epizentrum der Pein waren nicht Hüfte oder Knie: Der Rücken, genauer gesagt die Wirbelsäule, schränkte die eigentlich bewegungsfreudige Seniorin empfindlich ein. Ursächlich dafür war eine hochgradige Einengung des Wirbelkanals bei entsprechender Verschleißerkrankung (Wirbelgleiten).  Das führte zu einer ausgeprägten Einschränkung der Gehstrecke, die nur noch wenige Meter betrug.

Spritzen, die in vielen Fällen eine sehr wirksame Option bei Wirbelsäulenbeschwerden sind, reichten in diesem Fall nicht aus. „Meine Knochen sind zu porös, da half nur eine Operation an der unteren Wirbelsäule“, erinnert sich Elfried Betz an die ernüchternde Diagnose. Sie ist Patientin von Dr. Nils Irmscher, seit 1. Januar Chefarzt der Abteilung Wirbelsäulenchirurgie an den Standorten Bad Kreuznach und Kirn. Betz entschied sich, den Eingriff machen zu lassen, aber leicht fiel ihr das nicht. „Natürlich haben unsere Patienten Angst vor einer solchen Operation. Wir nehmen uns deshalb viel Zeit für ausführliche Gespräche, damit sie nachvollziehen können, was wir planen, um die Wirbelsäule zu stabilisieren beziehungsweise der Schmerzursache beizukommen“, erklärt der Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie. Letztlich ist es der Patient, der entscheidet, was getan wird. „Aber wenn die Schmerzen so massiv sind wie in diesem Fall, ist nicht nur die Angst groß, sondern auch der Leidensdruck“, weiß Irmscher aus vielen Begegnungen.

„Am Tag vor dem Eingriff hatten der Doktor und ich nochmal ein ausführliches Gespräch, das rechne ich Dr. Irmscher hoch an“, erinnert sich Elfriede Betz an diese bange Zeit. Bei der Operation wurden die zwei untersten Wirbel mit langen Schrauben stabilisiert. In den zwei Wochen danach kam die Patientin noch im Krankenhaus im wahrsten Sinne des Wortes wieder auf die Beine. Wenn sie sich bei Gehübungen auf dem Krankenhausflur trafen, sagte Irmscher, damals noch leitender Oberarzt, zu ihr: „Ich finde gut, dass Sie marschieren – aber immer langsam!“

Daran hat sie sich gehalten. Auch nach der Zeit im Krankenhaus. Jetzt, ein halbes Jahr nach der Operation, ist sie glücklich, denn sie kann „fast wieder alles machen“, Haushalt, Einkäufe, Besuche – das klappt, als habe es die schweren Einschränkungen nie gegeben. Nur das Bücken im Sitzen ist noch schwierig und Fahrrad fahren soll sie derzeit noch nicht: „Ich habe da auch ein bisschen Angst vor dem Fallen.“ Aber bis der Sommer kommt: Wer weiß?

Am Wochenende läuft die 80-Jährige durchaus sieben Kilometer am Stück. „Mein Mann sagt: ‚Du gehst jetzt viel gerader als vorher‘“, erzählt sie. „Das stimmt auch. Aber für mich ist noch viel wichtiger, dass ich jetzt wieder ohne Schmerzen durchs Leben gehe.“