„Es ist wichtig, Frauen ernst zu nehmen“

Neue Brust aus Eigengewebe nimmt Patientin den Schmerz nach dem Krebs

Ihr Leidensweg war lang, fünf Jahre lang. Doch jetzt, eine Woche nach der letzten, achteinhalbstündigen Operation fühlt es sich gut an in ihrer Brust und Elke Weber (Name von der Redaktion geändert) schaut entschlossen nach vorn. Die 54-Jährige aus dem Hunsrück ist gewöhnt zu kämpfen, wenn es um ihre Gesundheit geht. Diabetes Typ 1 und eine schwere Darmerkrankung begleiten sie seit Kindesbeinen. „Ich komme klar mit körperlichen Schmerzen und Einschränkungen“, sagt sie. Aber der Brustkrebs war ein Gegner, der gefährlicher war als alles, was sie bisher zu schultern hatte. „Ich habe den Tumor in der linken Brust selbst getastet“, erinnert sie sich an das Jahr 2014. Mammografie und Gewebeuntersuchung bestätigten den Verdacht: Die Geschwulst war bösartig, die Diagnose lautete: Krebs.

Bei der ersten Operation wurde der Tumor – er wog 470 Gramm – entfernt; die Brust wurde komplett ausgeschält, erhalten blieben Haut und Brustwarze. Ein Implantat aus Silikon wurde noch während der Operation eingelegt, das Erscheinungsbild war zunächst recht harmonisch. Es folgte eine zweite OP, denn auch die Lymphknoten waren vom Krebs befallen. Dann Chemo in Simmern und einen Monat lang tägliche Bestrahlung in Koblenz. Die Chemo brachte Elke an ihre Grenzen, denn ihr durch die Vorerkrankungen geschwächter Körper rebellierte massiv gegen das Zellgift. Die Bestrahlung hat Elke besser verkraftet. Aber rund um das Brustimplantat und die Lymphknoten entwickelten sich harte, bindegewebsartige Verdickungen (Kapselfibrose), die ihr in den folgenden Jahren starke Schmerzen verursachen sollten. „Das schlimmste war, dass mir bei Kontrolluntersuchungen niemand geglaubt hat, das mit der Brust etwas nicht stimmt. Die Brust sehe doch gut aus, sagte ihr ihre heimische Gynäkologin.

Der lange Weg danach

„Es hat Jahre gedauert, bis ich durch eine Bekannte, die auch an Brustkrebs litt und im Diakonie Krankenhaus Bad Kreuznach eine neue Brust aus Eigengewebe erhalten hat, den Weg zu den Experten der Plastischen und Rekonstruktiven Chirurgie gefunden habe“, erzählt sie. „Ich habe zu den Ärzten gesagt: Entweder Sie glauben mir oder ich gebe auf.“ Chefarzt Dr. André Borsche und seine Oberärztin Dr. Petronella Monticelli-Mayer haben ihr geglaubt. „Wir haben das Implantat samt stark verdickter Kapsel, ausgedehnten Narben und stark ausgedünnter Haut entfernt und durch Eigengewebe aus der Flanke ersetzt“, berichtet die operierende Ärztin Monticelli-Mayer. „Das nennt man freie Lappenplastik und dient dem Wiederaufbau der Brust.“

Es war eine lange und aufwendige Operation, danach ging es zur Überwachung auf die Intensivstation. Aber eine Woche danach sieht alles gut aus, das Gewebe von der Flanke wird gut angenommen. „Die Brust ist warm und weich und wieder ein Teil von mir. Und ich habe keine Schmerzen mehr“, berichtet Elke, sichtbar glücklich und erleichtert. Das Kämpfen hat sich also gelohnt. Jetzt ist es an der Zeit, wieder zu leben. Was sie sich wünscht? „Das die Ärzte die Frauen ernst nehmen, wenn sie sagen, es ist etwas nicht in Ordnung“, sagt sie. „Und dass keine Frau, die die Diagnose Brustkrebs erhält, jemals aufgibt. Es lohnt sich zu kämpfen.“