Elf Wochen zu früh und mit einem Geburtsgewicht von 1120 Gramm kam der kleine Oliver im Diakonie Krankenhaus zur Welt. Er ist eines von 149 Frühgeborenen, 28 davon mit einem Geburtsgewicht von weniger als 1500 Gramm, die seit Januar in Bad Kreuznach entbunden wurden. Von einer Frühgeburt spricht man, wenn die Entbindung vor der vollendeten 37. Schwangerschaftswoche stattfindet. Das Perinatalzentrum des Diakonie Krankenhauses unterstützt jährlich rund 150 bis 180 Babys bei ihrem Frühstart ins Leben.
„Schon während der Schwangerschaft hat sich angedeutet, dass Oliver wahrscheinlich vor dem errechneten Geburtstermin geboren werden muss, weil die Versorgung durch die Gebärmutter nicht ausreichend war. In solchen Fällen sprechen wir mit den Eltern über einen geplanten Kaiserschnitt, um die sehr empfindlichen Kinder nicht noch zusätzlichen Risiken auszusetzen“, erklärt Chefarzt Dr. Michael Kumbartski. Seine Geburtshilfeabteilung bildet gemeinsam mit der Kinder- und Jugendmedizin das zertifizierte Perinatalzentrum Level 1. Das bedeutet die höchste Qualitätsstufe in der Versorgung von Mutter und Kind.
Am 12. Juni, in der 29. Schwangerschaftswoche, geht es für Mutter Alica in den Kreißsaal. Um mögliche Anpassungsstörungen, die unreif geborenen Kindern häufig wenige Minuten nach der Geburt entwickeln können, zu vermeiden, entscheidet sich das Perinatal-Team dafür, erstmals den neuen Geburtstisch einzusetzen. Dieser ermöglicht es, dass die Nabelschnur nach der Geburt nicht sofort durchtrennt werden muss, sondern erst in Ruhe auspulsieren kann. Die zusätzlichen fünf bis sieben Minuten schenken dem kindlichen Kreislauf die Zeit, sich an das neue Leben außerhalb des Mutterleibs anzupassen. Der Concord Birth Trolley (con cord = mit Nabelschnur) verfügt über alle Geräte, die für die intensivmedizinische Unterstützung benötigt werden und wurde im Sommer dank einer großzügigen Spende der Ossig-Stiftung an den Förderverein der Kinderklinik e.V. angeschafft.
Der fahrbare Concord Birth Trolley wird über dem Bauch der Mutter platziert. So kann das Team aus Geburtshelfern und Neonatologen, Mutter und Kind gleichzeitig untersuchen und behandeln, während beide noch über die Nabelschnur verbunden sind. „Dadurch war Oliver auch nach der Geburt noch mit allem versorgt, was er brauchte. Während wir ihn untersucht, Atmung, Sauerstoffsättigung und Kreislauf kontrolliert und stabilisiert haben, waren die Eltern ganz nah dabei und konnten sehen, wie es ihrem Kind geht“, erklärt Kinderarzt und Neonatologe Dr. Edmondo Hammond, der die Geburt begleitet hat.
Oliver kam für einige Tage auf die Kinderintensivstation und dann auf die Säuglingsstation. Als er nach vielen Wochen und immer noch 31 Tage vor dem errechneten Geburtstermin mit seinen Eltern das Diakonie Krankenhaus gesund und munter verlässt, war das nicht nur ein Glückstag für die Familie. Auch Dr. Hammond liebt an solchen Tagen seinen Beruf besonders: „Babys, die zwischen der 28. und 31. Schwangerschaftswoche auf die Welt kommen, haben heute mit der richtigen medizinischen Betreuung sehr gute Chancen, den Frühstart ohne Komplikationen zu überstehen. Wir freuen uns, wenn wir ihnen ein sicheres und sanftes Ankommen im Leben ermöglichen können und sie bei ihrem Start ins Leben begleiten dürfen.“
Heute wiegt der fünf Monate alte Junge sechs Kilogramm und hat sich – auch wenn er gerade von Dr. Hammond wegen eines Atemwegsinfekts behandelt wird – gut entwickelt und schon jede Menge aufgeholt.
Um auf die besonderen Bedürfnisse von Frühgeborenen und ihren Familien aufmerksam zu machen, wird weltweit jedes Jahr am 17. November der Weltfrühgeborenentag begangen. Auch im Diakonie Krankenhaus, in dem jährlich rund 1.400 Kinder zu Welt kommen, wird dieser Tag am Freitag, 17. November, von 11 bis 16 Uhr gefeiert. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.