Nach einem erfolgreichen Start im Klinikalltag wurde der neue hebammengeleitete Kreißsaal der Diakonie Kliniken Bad Kreuznach feierlich eröffnet. Mit dabei: Staatssekretärin Nicole Steingaß vom rheinland-pfälzischen Gesundheitsministerium, Landtagsabgeordneter Michael Simon, die Vorsitzende des Hebammenverbandes Juliane Müller, Landrätin Bettina Dickes und Oberbürgermeister Emanuel Letz. Gemeinsam mit zahlreichen Gästen setzten sie ein deutliches Zeichen für die Stärkung einer selbstbestimmten Geburt und bessere Arbeitsbedingungen für Hebammen.
Der Hebammenkreißsaal (HKS) hat sich bereits seit fünf Monaten in der Praxis bewährt und erweitert das geburtshilfliche Angebot der Diakonie Kliniken in der ganzen Region an der Nahe um ein innovatives Betreuungskonzept: Schwangere, deren Schwangerschaft komplikationslos verläuft, können ihre Geburt im HKS ausschließlich von Hebammen begleiten lassen – ganz ohne ärztliche Intervention, aber mit der Sicherheit, dass bei Komplikationen jederzeit das gesamte Sicherheitsnetz der Klinik und des Perinatalzentrums Level 1 zur Verfügung steht.
„Der Hebammenkreißsaal unterstützt die freie Wahl des Geburtsortes und rückt die Geburtsphysiologie in den Vordergrund. Wir wollen jeder Frau ein bestärkendes, ermutigendes Geburtserlebnis ermöglichen“, betont Hebamme und Projektleiterin Katharina Maucher. Für sie und ihre 32 Kolleginnen ist der HKS ein echtes Herzensprojekt.
Modell der Zukunft
Das Projekt wurde durch das rheinland-pfälzische Ministerium für Wissenschaft und Gesundheit gefördert. Insgesamt unterstützt das Land sechs Kreißsäle im Land – darunter auch die Diakonie Kliniken Bad Kreuznach und Simmern. Staatssekretärin Nicole Steingaß betonte in ihrer Ansprache die Bedeutung solcher Modelle für eine moderne und individuelle Geburtshilfe: „Hebammen spielen eine zentrale Rolle für eine sichere und selbstbestimmte Geburt. Ein hebammengeleiteter Kreißsaal ist Ausdruck einer Geburtshilfe, die auf Augenhöhe funktioniert, werdende Mütter stärkt und somit ein zukunftsweisendes Modell der Geburtshilfe in Rheinland-Pfalz darstellt.“
Juliane Müller, Vorsitzende des Hebammenverbands Rheinland-Pfalz, würdigte das Projekt auch aus berufspolitischer Sicht: „Der HKS stärkt nicht nur die Wahlfreiheit der Gebärenden, sondern schafft auch attraktive Rahmenbedingungen für Hebammen. Er ist ein wertvoller Lernort für die Hebammenstudierenden und ein Ort, an dem Hebammen gerne arbeiten - das ist gerade mit Blick auf den Fachkräftemangel ein starkes Signal.“
Verbesserungen für Personal und Patientinnen
Tatsächlich wurden rund um die Einführung des HKS zahlreiche Maßnahmen umgesetzt, um die Arbeitsbedingungen der Hebammen nachhaltig zu verbessern. „Wir haben unsere Prozesse optimiert, das Personal aufgestockt und Hebammen zurückgewonnen, die zuvor der klinischen Geburtshilfe den Rücken gekehrt hatten“, berichtet Pflegedirektorin Jutta Magmer-Melaas. 13 neue Kolleginnen wurden alleine im ersten Quartal in der Ringstraße eingearbeitet. Zusätzlich wurden Mitarbeitende für stationäre Aufnahme, Untersuchungen, CTG-Kontrolle und Nachsorge eingestellt – mit spürbarer Entlastung für die Teams im Kreißsaal. „Damit sind wir für die in diesem Jahr erwarteten 2000 Geburten bestens gerüstet“, so Magmer-Melaas weiter.
Erfreulich ist auch die Ausbildungssituation: Aktuell werden zwei Hebammenstudentinnen, zwei Auszubildende sowie zwei Hebammen aus der Ukraine im Anerkennungsverfahren in den Diakonie Kliniken betreut.
Ein Raum für Vertrauen und Sicherheit
Nicht nur das Personal, auch die Räumlichkeiten im siebten Stock wurden gezielt aufgewertet: Die Kreißsäle sind mit Unterstützung der Ossig-Stiftung umfassend renoviert und teilweise umgebaut, ein zusätzlicher Untersuchungsraum geschaffen und die organisatorischen Abläufe neu strukturiert worden – alles mit Blick auf eine persönliche, sichere und respektvolle Geburtserfahrung.
In der Startphase werden derzeit zehn hebammengeleitete Geburten pro Monat angenommen. Das Interesse ist groß, aber leider ist der Hebammenkreißsaal nicht für jede Frau geeignet. Voraussetzung ist eine unauffällige Schwangerschaft. Frauen mit Mehrlingsschwangerschaften, Gerinnungsstörungen oder drohender Frühgeburt werden weiterhin durch das interdisziplinäre Team im ärztlich geleiteten Kreißsaal betreut.
Ein starkes Signal für die Region
Mit dem neuen HKS wird das medizinische Angebot in Bad Kreuznach und die wohnortnahe Geburtshilfe gestärkt. Nicole Steingaß lobte das Engagement der Klinik: „Als Landesregierung ist es uns wichtig, ein differenziertes Angebot an geburtshilflicher Versorgung anzubieten. Die Diakonie Kliniken in Bad Kreuznach sind ein wichtiger Teil dieser Versorgung.“
Die offizielle Eröffnung war nicht nur ein Festakt, sondern auch ein Ausdruck der Wertschätzung für alle, die diesen besonderen Ort der Geburt möglich gemacht haben.
Foto (v.l.nr.r): Emanuel Letz (Oberbürgermeister von Bad Kreuznach), Staatssekretärin Nicole Steingaß, Michael Simon (MdL), Juliane Müller (1. Vorsitzende des Hebammenverbandes RLP, vorne), Jutta Magmer-Melaas (Pflegedirektorin), Ulrike Eschrich-Lengert (Hebamme und Projektleiterin HKS), Dr. Michael Kumbartski (Chefarzt Gynäkologie und Geburtshilfe), Iris Kruska (leitendes Hebamme), Katharina Maucher (Hebamme und Projektleiterin HKS), Manuel Seidel (Kaufmännischer Direktor), Bettina Dickes (Landrätin Kreis Bad Kreuznach), Dr. Christoph von Buch (Ärztlicher Direktor)