Simmern | Liebevolle und individuelle Betreuung bis zum Lebensende

Mann und Frau lachen in die Kamera

Torsten Maltri zusammen mit Bewohnerin Gabriele Wendling

Was sich hinter den Fenstern und Türen eines Hospizes verbirgt, konnten die Besucherinnen und Besucher am Tag der offenen Tür im Aenne Wimmers Hospiz der Stiftung kreuznacher diakonie in Simmern sehen und erleben. Rund 150 Menschen sind vorbeigekommen, um das Hospiz besser kennenzulernen. Geprägt war der Tag von vielen guten Gesprächen, einem interessanten Austausch zwischen Pflegekräften, Besuchern und Bewohnern, Lachen und Weinen, und der Gewissheit, dass es den Menschen hier gut geht. „Unser Tag der offenen Tür war ein voller Erfolg. Es ist uns besonders wichtig, dass auch Menschen außerhalb des Hospizes unser Haus kennenlernen und wissen, wie schwerkranke Menschen bei uns leben und betreut werden“, erklärt Torsten Maltri, stellv. Leiter des Aenne Wimmers Hospiz.

Gabriele Wendling weiß sehr genau, wie das Leben in einem Hospiz abläuft. Oft sitzt sie auf ihrem roten Sessel in der Ecke ihres Zimmers und liest auf ihrem Tablet. Lesen hat ihr schon immer sehr viel Freude bereitet. Das Sprechen fällt ihr schwer – mal mehr und mal weniger, je nach Tagesverfassung. Durch das große Fenster wird das Zimmer von der Sonne lichtdurchflutet. Manchmal blickt Gabriele Wendling hinaus und schaut auf den gegenüberliegenden Fußballplatz, auf dem ihre Tochter zusammen mit ihrer Mannschaft Fußball spielt. Seit Ende 2022 lebt die 51-Jährige im Aenne Wimmers Hospiz. Vor sieben Jahren wurde bei der gebürtig aus Bell im Hunsrück stammenden Frau eine Multiple Systematrophie diagnostiziert. Dabei handelt es sich um eine neurodegenerative Erkrankung, die die Muskulatur steif werden lässt und so Bewegungsprobleme, einen Koordinationsverlust und Funktionsstörungen mit sich bringt. „Vor sieben Jahren merkte ich, dass etwas mit mir nicht stimmt. Meine Motorik und mein Feingefühl funktionierten plötzlich nicht mehr wie vorher. Ich ging zum Arzt und ließ mich untersuchen. Die Diagnose war ein großer Schock“, erklärt die Familienmutter. Von einen auf den anderen Tag wurde das Leben der Familie komplett auf den Kopf gestellt. Nachdem Gabriele Wendling sieben Jahre zuhause gepflegt wurde, stieß die Familie an ihre Grenzen und musste sich Hilfe suchen. „In Pflegeheimen ist für so junge Menschen wie mich kein Platz. Ich falle in ein Raster, dass häufig in Deutschland nicht adäquat versorgt wird. Für mich gibt es nicht die perfekte Einrichtung, da ich für ein Altersheim noch zu jung bin“, erzählt sie.

Nachdem sie im Herbst letzten Jahres für eine Woche in Kastellaun zur Kurzzeitpflege im Altersheim war, entschied sich die Mutter von drei Kindern ihre nur noch sehr begrenzte Lebenszeit im Aenne Wimmers Hospiz zu verbringen. „Immer wieder wurde mir gesagt, wie gut die palliative Versorgung in diesem Hospiz sein soll, wie nett alle Menschen sind und, dass dort eine Atmosphäre herrscht, die man in dieser Weise so schnell nicht wiederfindet. Ich kann diesen Eindruck nur bestätigen: Ich habe mich von Anfang an sehr wohl gefühlt und die Betreuung hier ist wirklich sehr liebevoll und engmaschig.“ Eines kann Gabriele Wendling trotz der tollen Pflege aber nicht leugnen: Und zwar, dass sie ihr Zuhause sehr vermisst. „Wenn mich meine Familie besucht oder wir gemeinsam Ausflüge machen, würde ich so gerne danach mit ihnen nach Hause gehen. Das wäre mein größter Wunsch. Natürlich versuchen wir die Zeit, die mir noch bleibt, so gut es geht zu nutzen, aber zu wissen, dass ich nicht erleben werden, wie meine Kinder aufwachsen und groß werden, ist für mich das schlimmste Gefühl“, so die Mutter. In solch schweren Momenten versuchen die Pflegekräfte ihr eine Stütze zu sein.

Was Gabriele Wendling am Hospiz besonders schätzt, ist die Individualität in der Betreuung. Sie selbst schläft zum Beispiel gerne auch mal aus, was hier überhaupt kein Problem ist. Ergotherapie und Krankengymnastik gehören fest zu ihrem wöchentlichen Programm. „Im Hospiz findet man jederzeit einen guten Ansprechpartner. Ganz egal ob es um private Anliegen, Fragen zur Therapie oder einen persönlichen Austausch geht – die Pflegekräfte sind immer für uns da. Gleichzeitig unterstützen sie mich bei allem, was ich selbst machen möchte – alles, was ich mir zutraue, probieren wir gemeinsam aus“, erklärt sie. Noch vor ihrer Krankheit ist die 51-Jährige gerne im Garten gewesen. Deshalb fühlt sie sich besonders auf der Terrasse des Hospizes sehr wohl, schaut zu, wie dort alles blüht und genießt die ersten Sonnenstrahlen.

„Im Hospiz wird nicht gestorben bis zum Ende, sondern viel mehr gelebt, bis zum Schluss. Deshalb tun wir alles, um unsere Hospizgäste in ihrer Individualität und Persönlichkeit wahrzunehmen und ihnen ein gutes und sicheres Gefühl zu geben“, resümiert Torsten Maltri.

Das Aenne Wimmers Hospiz besteht seit acht Jahren. Aktuell arbeiten in Simmern 21 hauptamtliche Mitarbeitende in Voll- und Teilzeit in der Pflege, der Sozialarbeit und Hauswirtschaft. Hinzu kommen Physio-, Ergo- und Klangtherapeuten, Seelsorger und zehn ehrenamtliche Mitarbeitende. Das Aenne Wimmers Hospiz ist Mitglied im Hospiz- und Palliativverband (HPV) Rheinland-Pfalz sowie Teil des Netzwerkes der spezialisierten ambulanten Palliativversorgung (SAPV) und des ambulanten Hospizdienstes der Region und bildet auch aus. Nähere Informationen zum Hospiz unter https://www.kreuznacherdiakonie.de/krankenhaeuser-und-hospize/hospize/aenne-wimmers-hospiz-simmern