BAD KREUZNACH/ASBACHER HÜTTE. Die Tanzgruppen „Colorado“ und „The Fighters“, sind so vielfältig wie Menschen eben sind. Bewohnerinnen, Bewohner und Beschäftigte in den Tagesförderstätten und Werkstätten der Einrichtungen der Stiftung kreuznacher diakonie für Menschen mit Behinderung treffen sich regelmäßig zum gemeinsamen Tanzen.
Was sich nach einem gemütlichen Damen-Kränzchen mit Walzer und Tango anhört, ist musikalisch und tänzerisch deutlich flotter. Tünde Csillag, Heilerziehungspflegerin im Freizeitbereich auf dem Campus in Bad Kreuznach, hat ihren Lautsprecher im Luthersaal aufgestellt, und spornt die Truppe aus Alt und Jung an. Jeder darf seine Musik mitbringen – egal ob Metal oder Hardrock – softer wird es maximal mit Helene Fischer. „Colorado“ heißt die Gruppe, die auch schon auf dem Kornmarkt in der Bad Kreuznacher Innenstadt aufgetreten ist.
Die Mischung macht´s – genau wie bei der berühmten Gummibären- und Lakritz-Zusammenstellung. Hier ist jeder und jede willkommen und darf seinen eigenen Geschmack, seinen eigenen Rhythmus und sein eigenes Feeling haben. Die Ziele: Spaß und Bewegung! Zeigen, was man kann und mag. Den eigenen Körper wahrnehmen! Sich in der Gruppe zurechtfinden! Grenzen – eigene und fremde – kennenlernen und respektieren!
Integriert in die Bildung-, Qualifizierungs- und Gesundheits- Angebote der Werkstatt Asbacher Hütte leiten Bianca Leonhard-Werner und Eva-Maria Bloem die „The Fighters“. Sie ergänzen sie, was aus heilpädagogischer Sicht noch hinter den Angeboten steckt: Klar, werden auch hier Bewegungsmuffel motiviert und animiert. Es geht aber auch um Musik und das soziale Miteinander. Viele der Beschäftigten sind schon lange Jahre Teil der Gruppe.
Die „Kämpfer“, so die deutsche Übersetzung des Gruppennamens, sind zuletzt beim Tag der offenen Tür der Asbacher Hütte im September aufgetreten. Für ihre Auftritte üben sie einmal pro Woche, über einen Zeitraum von 6 Monaten in einer Formation zu tanzen und innerhalb der Show zu performen. „Die Koordination verschiedener Bewegungsabläufe ist das eine, die Merkfähigkeit der Schrittfolge und Choreografie das Andere!“, erzählen die beiden Expertinnen.
„Wir suchen gemeinsam die Lieder aus auf die wir tanzen, allerdings wählen wir die Musik so, dass es einen Takt gibt, auf den man sich gut bewegen kann“, erklärt Bianca Leonhard-Werner. Ebenso ist es ihr wichtig, dass die Lieder deutschsprachig sind, damit die Tänzer den Text verstehen und ihre Gefühle im Tanz wiederspiegeln können. Die Verfolgung klarer pädagogischer Ziele spielen für Eva-Maria Bloem und Bianca Leonhard-Werner eine große Rolle.
Wer den „Colorados“ und „Fighters“ zuschaut, erlebt, dass es hier vor den Auftritten große Aufregung und Vorfreude gibt. Da sind die Ehrgeizigen, die voll konzentriert alles perfekt machen wollen, und die, die Spaß haben, aber lieber weiter hinten ihren Rhythmus finden. Es gibt die, die ganz vorne stehen, die Show lieben und das Publikum mitreißen, und es gibt die, die dabei sind, weil sie dabei sein wollen – egal, was der Takt vorgibt. Ganz gleich wo die TänzerInnen stehen, der Erfolg und der Stolz nach jedem Auftritt ist unermesslich.
Tünde Csillag, Eva-Maria Bloem und Bianca Leonhard-Werner, erklären: „Durch das Tanzen in der Gruppe werden die sozialen Fähigkeiten der Teilnehmenden verbessert.“ Darin unterscheidet die Menschen also nichts von jeder anderen Tanzgruppe, ob im Sportverein oder auf größeren Bühnen in Berlin oder Hamburg. Sie wissen: „Das Selbstbewusstsein und die Selbstdarstellung spielen eine große Rolle.“
Was sich alle wünschen? Mehr Auftritte, denn den Spaß, den sie haben, teilen sie gerne mit ihrem Publikum.