Bad Kreuznach | Zwei Diakonissen begehen Jubiläum: zusammen 135 Jahre

Diakonissenjubiläum 2021 in der Stiftung kreuznacher diakonie

Pfarrerin Sabine Richter gestaltete den Gottesdienst des Diakonissenjubiläums der Schwestern Gertraude Feldmann und Gisela Kloos. Oberin Brigitte Lengert und Schwester Helga Gabelmann waren die ersten Gratulantinnen.

Ein feierlicher Gottesdienst und anschließend ein gemeinsames Mittagessen mit den Mitschwestern: Es war in diesem Jahr ein beschauliches Diakonissen-Jubiläum, das im Mutterhaus der Stiftung kreuznacher diakonie begangen wurde. Diakonisse Gisela Kloos trat vor 75 Jahren in die Schwesternschaft ein, bei Diakonisse Gertraude Feldmann jährte sich der Eintritt zum 60. Mal. Zusammen bringen es die beiden Jubilarinnen also auf 135 Jahre. Pfarrerin Sabine Richter und Oberin Brigitte Lengert nutzten die Gelegenheit, um auf die verschiedenen Stationen der beiden Schwestern zurückzublicken.

Schwester Gisela Kloos ist in Bad Kreuznach geboren, lebte nach der Scheidung ihrer Eltern in Stettin, wo sie das Examen zur Kindergärtnerin ablegte. „Nach einer schweren Typhuserkrankung 1945 wollte ich nach der Gesundung nur noch irgendwie Menschen helfen. Eine Gelegenheit dazu ergab sich 1946 durch die nähere Bekanntschaft mit dem Kreuznacher Diakonissenmutterhaus“, erzählt sie. Mit 22 Jahren trat sie hier ein. Es folgten Einsätze in allen Geschäftsfeldern der Stiftung kreuznacher diakonie: eine Ausbildung zur Krankenpflegerin im Krankenhaus, eine Station auf der Asbacher Hütte, wo sie die Arbeit mit Menschen mit Behinderung kennenlernte. Von 1954 bis 1961 leitete sie eine Gruppe im Evangelischen Kindergarten in Kirn. Anschließend arbeitete Gisela Kloos fünf Jahre als Gemeindeschwester in Bübingen, was ihr viel Freude bereitete. Weiter ging es mit einer Ausbildung zur Lehrschwester (mit Praktikum in Berlin) und 16 Jahre Tätigkeit als Lehrkraft in der Kinderkrankenpflegeschule. Von 1983 bis 1988 übernahm sie die Leitung des Herzog Wolfgang Hauses in Meisenheim – zu dieser Zeit ein Haus für Tagungen und eine Wohnstätte für Seniorinnen und Senioren. Als dieses Arbeitsfeld aufgelöst wurde, folgte eine Umrüstung des Hauses für die bevorstehende Aussiedlerarbeit, die Schwester Gisela ebenso engagiert begleitete wie zuvor die Gästearbeit im Herzog Wolfgang Haus. In Meisenheim zauberte sie bei ihren Gängen durch die Stadt automatisch ein Lächeln auf die Gesichter derer, die ihr begegneten, weil sie selbst immer froh zu sein schien. 1992 ging sie in den Feierabend, den die 96-Jährige im Elisabeth Jaeger Haus verbringt.

Schwester Gertraude Feldmann, geboren in Dresden, war elf Jahre alt, als sie bei der Bombardierung ihrer Heimatstadt 1945 in einem Keller verschüttet wurde und in dieser Nacht auch ihre Mutter verlor. Allein schlug sie sich zu Verwandten ins Erzgebirge durch, immer in der Hoffnung, dass auch ihre Mutter sich irgendwie zu diesem vereinbarten Treffpunkt retten konnte, was leider nicht geschah. Nach dem Krieg machte sich die 15-Jährige allein auf den Weg „möglichst weit weg.“ Sie kam schließlich an die Mosel, besuchte hier eine Haushaltsschule und wurde als Haustochter in ein Pfarrhaus vermittelt. „Ich wollte Krankenschwester werden und kam schließlich als Schülerin in die Diakonie“, erzählt sie. Als sogenannte Verbandsschwester war sie in Bad Kreuznach tätig, absolvierte ihre Ausbildung zur Krankenpflegerin und schloss diese mit dem Staatsexamen ab. Gertraude Feldmann wäre auch zu gern Diakonisse geworden – allein ihre Gesundheit spielte nicht mit. Das Leben der Schwestern in dieser besonderen Gemeinschaft hatte sie, die von Haus aus gar nicht religiös geprägt war, sehr beeindruckt. Daher war ihre Freude, als sie 1961 endlich die Grundausbildung zur Diakonisse im Mutterhaus beginnen konnte, riesig. Anschließend wechselte sie auf die Asbacher Hütte und begann berufsbegleitend die Ausbildung im Heilpädagogischen Seminar. Nach dreijähriger Arbeit in einer Gruppe von Menschen mit Behinderung in Neu Bethanien legte sie das Examen im Heilpädagogischen Seminar ab. Nachdem die Gemeindeschwestern nicht mehr überall tätig waren, führte sie in verschiedenen Gemeinden Seminare für häusliche Kranken- und Altenpflege durch. Von 1973 bis 1987 arbeitete sie als Unterrichtsschwester in der Krankenpflegeschule. Generationen von Schülerinnen und Schülern lernten bei ihr das nötige Handwerkzeug. „Die Arbeit mit den Kindern mit Behinderung und die Tätigkeit in der Krankenpflegeschule – das waren besonders schöne Zeiten“, berichtet sie. Seit 1988 war sie im Schwesternbüro tätig, leitete die Gästestation und wirkte bei Fortbildungen mit. Seit ihrem Ruhestand im Jahr 2003 lebt sie im Mutterhaus, wo sie viele Jahre lang die Küsterdienste in der Kirche übernommen hatte. Sie ist 87 Jahre alt. Pfarrerin Sabine Richter und den Mitschwestern der beiden gelang es, das besondere Jubiläum trotz der coronabedingten Einschränkungen würdig zu gestalten.