Substanzielle Neuordnung in schwieriger wirtschaftlicher Situation

Mutterhaus Stiftung kreuznacher diakonie

Mutterhaus Stiftung kreuznacher diakonie

Die Stiftung kreuznacher diakonie befindet sich derzeit in einer schwierigen wirtschaftlichen Situation. Das Jahresergebnis 2018 weist einen Fehlbetrag von 10,2 Mio. Euro aus. Zum Defizit trug in besonderer Weise das Geschäftsfeld Krankenhäuser und Hospize bei. Aber auch die Seniorenhilfe sowie die Kinder-, Jugend und Familienhilfe erzielten negative Ergebnisse. Die Wohnungslosenhilfe und das Geschäftsfeld Leben mit Behinderung schlossen 2018 mit einem positiven Ergebnis ab, letzteres blieb aber hinter den Erwartungen zurück.

Für 2019 liegen noch keine belastbaren Zahlen vor. Auf Basis einer ersten Hochrechnung ist derzeit nur mit einer leichten Erholung zu rechnen. Im Geschäftsfeld Leben mit Behinderung greift ab 2020 mit dem Bundesteilhabegesetz zudem ein neuer rechtlicher Rahmen, dessen Auswirkungen auf die Erlöse abzuwarten sind.

„Für uns ist es ein absolutes Novum, dass wir als Gesamtstiftung ein negatives Ergebnis erzielen“, so Finanzvorstand Dr. Frank Rippel. Dass 2018 kein gutes Jahr werden würde, habe man erwartet, ein Minus in dieser Größenordnung nicht. „Trotz des massiven Deltas zwischen Kosten und Erlösen bewegt sich die Stiftung kreuznacher diakonie auf einer stabilen Grundlage. Aber ein ‚Weiter so‘ wird es nicht geben.“ Heißt konkret: Alle Dienstleistungen in der Krankenversorgung wie in den sozialen Geschäftsfeldern müssen sich künftig in der Gesamtheit eines Verantwortungsbereichs rechnen. „Leistungen für die wir keine kostendeckenden Erlöse erhalten, können wir nicht mehr anbieten“, so Rippel. 

Zudem müsse perspektivisch wieder eine angemessene Rendite erwirtschaftet werden, um notwendige Investitionen in Gebäude, innovative Technik und Personal vorzunehmen. „Wir wollen investieren und werden das auch tun, ungeachtet des unbefriedigenden Jahresergebnisses. Aber nicht nach dem Gießkannenprinzip. Vielmehr werden wir Prioritäten setzen und Stärken ausbauen. Beispielsweise durch den Bau von zwei neuen Herzkatheterlaboren im Diakonie Krankenhaus in Bad Kreuznach."

Dr. Dennis Göbel, Vorstand für die sechs Krankenhäuser der Stiftung sowie vier Hospize, verwies darauf, dass die ernste finanzielle Lage der Krankenhäuser ein bundesweit zu beobachtendes Problem sei. „Insbesondere kleinere Häuser haben es immer schwerer, die steigenden Kosten mit den Erlösen aus der Krankenversorgung zu decken. Bund und Länder hielten sich bei der Förderung von Investitionen zurück, erhöhten aber gleichzeitig die Anforderungen an die Versorgungsqualität. „Das ist unter Qualitätsgesichtspunkten zu begrüßen. Aber es muss wirtschaftlich abbildbar sein.“

Sozialvorstand Sven Lange sagte: „Die pauschalen Erhöhungen der Entgelte in den letzten Jahrzehnten deckten noch nicht einmal die allgemeinen Lohnkostensteigerungen. Wir werden mit unseren Vertragspartnern im Sozialsektor, insbesondere Landesamt, Kreisverwaltungen und Krankenkassen, in Gespräche eintreten, um zumindest kostendeckende Entgelte zu erzielen.“

Christian Schucht, Theologischer Vorstand, betonte, dass Wirtschaftlichkeit auch für Unternehmen in diakonischer Trägerschaft unabdingbar sei. Die Stiftung kreuznacher diakonie, die in diesem Jahr 130-jähriges Bestehen feiert, zählt mit 6.800 Mitarbeitenden zu den größten Trägern sozialer Einrichtungen in Rheinland-Pfalz und im Saarland.

Die Weichen sind gestellt

Das Jahresergebnis 2018 und die erste Hochrechnung für das Wirtschaftsjahr 2019 bestätigen aus Sicht des Vorstands die Entscheidung für die grundlegende strukturelle Neuaufstellung der Stiftung kreuznacher diakonie, die 2016 begonnen, 2018 forciert und 2019 umgesetzt wurde.

Die Erweiterung des Vorstands durch Dr. Dennis Göbel für die Krankenhäuser und Hospize zum 1. Juli 2018 und durch Sven Lange für die sozialen Geschäftsfelder zum 1. Mai 2019 stärkt die fachliche und strategische Kompetenz der Stiftung in der Führung des Unternehmens. Mit der Bündelung zentraler Aufgaben im neu gegründeten Service Center zum 1. Januar 2019 hat das Unternehmen die Voraussetzung für effizientere Verwaltungsstrukturen geschaffen. „Wir sind dabei, Prozesse zu standardisieren und die betrieblichen Abläufe zu optimieren. Die neue Organisationsstruktur funktioniert bei weitem noch nicht reibungslos. Dafür ist der Umbau zu grundlegend und dafür sind die Herausforderungen zu groß. Aber die Richtung stimmt und diesen Weg werden wir weiter fortsetzen“, so Finanzvorstand Rippel.

„Der Umbau der Stiftung bei laufendem Betrieb verlangt allen Mitarbeitenden ungeheuer viel ab. Dies ist uns bewusst. Wir sind dankbar für die Entschlossenheit, mit der sich unzählige Mitarbeitende dafür einsetzen, die Stiftung kreuznacher diakonie zukunftssicher zu machen“, so der Theologische Vorstand Christian Schucht.

Der Vorstand wird im August bei einer Klausurtagung ein Maßnahmenpaket als Konsequenz aus dem Jahresergebnis 2018 erarbeiten. Spätestens im Dezember wird er dem Kuratorium eine Strategie vorlegen, mit dem Ziel, Kosten und Erlöse wieder in Balance zu bringen.