Saarland | Kontinuierliche Optimierung der Patientensicherheit

„Als Außenstehender unterschätzt man oft, welch hohe Anforderungen auch an erfahrenes Fachpersonal in der Patientenversorgung gestellt werden. Um Patienten sicher durch eine lebensbedrohende Situation zu bringen, muss bei den Helfern ein gewisser Automatismus her“, erklärt Christian Lechthaler, Fachpfleger für Intensivpflege und Anästhesie. Damit diese Routine regelmäßig einstudiert wird, haben die Diakonie Kliniken Saarland der Stiftung kreuznacher diakonie ein neuartiges hausinternes Fortbildungsprogramm auf die Beine gestellt. Mitarbeitende aus Medizin und Pflege der Intensivstationen am Diakonie Klinikum Neunkirchen (DKN) und dem Evangelischen Stadtkrankenhaus (EVK) werden dabei geschult. Einmal im Tertial wird die Praxis im Patientenzimmer nachgestellt und die Mitarbeitenden bearbeiten verschiedene Themenblöcke mit Experten aus dem jeweiligen Bereich, zum Beispiel aus der Hygiene, der Physio- oder Logopädie sowie aus verschiedenen Bereichen der Intensiv- und Notfallmedizin. „Unsere Mitarbeitenden können im geschützten Raum Arbeitsabläufe einstudieren, auffrischen und offen Fragen stellen. Dabei entstehen häufig nützliche Diskussionen und ein ganz wichtiger Austausch unter Kollegen. Manche Notfälle treten auch eher selten auf und in der Schulung können die Kollegen sich dafür eine Routine aneignen, ohne dass ein Fehler gleich Konsequenzen hätte. Durch das erlernte Wissen sitzt dann in der Praxis jeder Handgriff und die Kollegen bewahren auch in angespannten Situationen die Ruhe und Übersicht“, erklärt Lechthaler, der die Intensivstation im DKN leitet. „Dafür haben wir ein dreistufiges Modell zum Einstudieren der Handhabungen entwickelt. Es ist ein sehr aufwändiges und umfangreiches Konzept, das in der Form normalerweise nur in größeren Kliniken möglich ist, da für die Einrichtung eines Simulationszentrums auch die räumliche Situation nachgestellt und gewisse Geräte vorgehalten werden müssen.“

Ein Vorteil, den die Diakonie Kliniken Saarland haben und nutzen: 2016 wurden die Innere Medizin am DKN und dem Fliedner Krankenhaus Neunkirchen (FKN) zusammengelegt und die Abteilung zog ins DKN. Im FKN blieb eine leere Intensivstation, die nun in der Corona Pandemie reaktiviert wurde, um im Krisenfall Patienten mit schweren Verläufen aufzunehmen. Glücklicherweise kam es dazu nie. Doch nun sind die perfekten Rahmenbedingungen für ein Simulationszentrum in praxisnaher Umgebung gegeben. Die Verantwortlichen der Kliniken haben aus der Not eine Tugend gemacht und das Fortbildungsprogramm geschaffen. So konnte von den Mitarbeitern schon ein Hygieneparcours erfolgreich absolviert werden und spezifische Schulungen der Notfallteams folgen demnächst. Der Ärztliche Direktor des DKN, Dr. Marc Wrobel, begleitet das Fortbildungsprogramm. Er ist Notfallmediziner, hat langjährige Fachexpertise in medizinischer Simulation und hat für seine Arbeit bereits den saarländischen Hochschulpreis und den F.W. Ahnefeld-Preis erhalten.

Lechthaler sieht darin einen großen Fortschritt für Mitarbeitende und Patienten: „Von dem Programm profitieren nicht nur unsere jungen Mitarbeiter, sondern auch die erfahrenen. Manche Abläufe müssen schnell gehen und von den Akteuren möglichst ohne nachzudenken oder zu zögern sicher durchgeführt werden. Indem wir diese Abläufe oft wiederholen und ins Gedächtnis rufen, verbessern wir kontinuierlich die Patientenversorgung und -sicherheit, stärken unsere Mitarbeiter und ihr Selbstvertrauen.“