Saarbrücken | Praktische Tipps für 15 Auszubildende im Haus am Steinhübel

Es geht lebhaft zu im Schulungsraum für die Auszubildenden im Haus am Steinhübel, einer Einrichtung der Seniorenhilfe der Stiftung kreuznacher diakonie in Saarbrücken. Auf dem Dienstplan steht „Praxisanleitungstag“, und das ist ein Novum in der Ausbildung des Hauses. Jeder Mittwoch ist für die Schülerinnen und Schüler reserviert, die an diesen Tagen ihre theoretischen Kenntnisse in die Praxis umsetzen und dabei ganz lebensnahe Tipps und Tricks von Praxisanleiterin Martina Lenz erfahren. Fünf Auszubildende legen an diesem Tag Kompressionsverbände an. Das sieht einfacher aus, als es tatsächlich ist. Schließlich kommen zwischendurch immer wieder ganz praktische Fragen auf wie „kann ich mich eigentlich vor den Menschen knieen, wenn ich den Verband anlege, oder setze ich mich besser gegenüber auf einen Stuhl?“ oder „warum sollten die Fußsohlen vor dem Anlegen des Verbandes nicht mit einer fettenden Creme eingerieben werden?“ Dann gilt es für Esra Aslan, Julia Bühl, Benedikt Diederich, Sarah Hell und Annika Sander die richtigen Antworten zu finden. In der kleinen Gruppe kann sich an diesem Tag keiner verstecken und so haben schließlich alle einmal einen Verband angelegt.

In einer lockeren Atmosphäre hat keiner Angst, sich zu blamieren und sie unterstützen sich jederzeit gegenseitig, ohne dabei überheblich zu werden. Die meisten absolvieren den praktischen Teil dieser Ausbildung im Haus am Steinhübel, in dem derzeit 15 Azubis unter Vertrag sind. Für den Praxisanleitungstag schicken aber auch andere Träger ihre Auszubildenden in die Einrichtung der Seniorenhilfe.

Die Anleitungstage haben die Azubis schätzen gelernt: „Wir kriegen hier ganz praktische Tipps, die echt weiterhelfen“, sagen sie. „Ich hatte früher schon einmal in die Pflege reingeschnuppert. Dann habe ich zehn Jahr in einem Büro gearbeitet. Dass ich dabei nie Menschen helfen konnte, hat mir gefehlt“, erzählt Sarah Hell. Die Corona-Pandemie hat Julia Bühl auf die Idee gebracht, statt des begonnenen Studiums doch lieber in die Pflege zu gehen, weil sie lieber mit Menschen arbeiten wollte. „Ich bin quasi in der Pflege groß geworden, meine ganze Familie arbeitet in pflegerischen Berufen“, erzählt Annika Sander. Der Weg in die generalistische Ausbildung hin zur Pflegefachfrau fast schon genetisch vorbestimmt. Ähnlich erging es Julia Bühl. Ein einwöchiges Praktikum und gleich danach ein Freiwilliges Soziales Jahr im Krankenhaus festigten den Entschluss von Esra Aslan, auch die Ausbildung zu beginnen. Während die jungen Frauen im zweiten Jahr der generalistischen Ausbildung stecken, ist es für Benedikt Diederich das erste Ausbildungsjahr. Alle sind sich sicher, dass sie ihren Traumjob gefunden haben. Ihre Motivation, ihr Bestes zu geben, wird durch die Anleitungstage gestärkt. Abseits von Dienstplan und Schule können sie ihr bisheriges Wissen erproben und sich austauschen. Der Anleitungstag ist komplett ihnen gewidmet, keiner stört sie beim Lernen und am Ende des Tages ist keine Frage unbeantwortet geblieben. Diese Chance schätzen sie alle sehr.

Daher kommt die Antwort auf die Frage von Martina Lenz „woran sehe ich, ob ich den Verband richtig gewickelt habe?“ gleich von mehreren Seiten: „Wenn er auch nach dem Toilettengang oder in zwei Stunden noch hält.“ Neben der richtigen Wickeltechnik bekommen die Auszubildenden auch Tipps und Tricks mit auf den Weg, die von der jahrelangen Erfahrung ihrer Anleiterin zeugen. „Achten Sie immer darauf, dass genügend Material da ist und versuchen Sie niemals, mit nur einer Binde einen Kompressionsverband anzulegen. Sie brauchen ja sowieso eine zweite Binde, die entgegengesetzt gewickelt wird“, schärft Martina Lenz ihnen an diesem Vormittag ein.

An diesem Tag stehen neben Kompressionsstrümpfen und -verbänden noch die richtige Anwendung von Aufstehhilfen und dem Lifter auf dem Programm – genau wie Blutzuckermessung, deren Durchführung und die Besonderheiten, die es bei Diabetes mellitus zu beachten gilt. „Einfach ganz Praktisches“, wie Martina Lenz betont. Sie sieht ihre Auszubildenden immer in unterschiedlicher Konstellation. „Selten sind alle 15 auf einmal da – aber wenn das passiert, dann ist es schon sehr lebhaft hier“, sagt sie. Und man merkt, dass sie in ihrem Element ist. Wenn es in ein paar Tagen mit dem theoretischen Teil der Ausbildung in der Schule weitergeht, sieht sie die jungen Menschen einige Monate lang nicht. „Deswegen ist es uns so wichtig, gut mit den verschiedenen Schulen zusammenzuarbeiten.“ Für die Auszubildenden ist das in ihren Augen auch ein Gewinn, weil sie sich austauschen können und viel voneinander lernen.