„Die Wiedereröffnung des Stammhauses in Niederwörresbach zeigt, dass wir die Vergangenheit achten, aber auch die Zukunft im Blick haben. Es ist ein Ort, an dem Tradition und Innovation zusammenkommen und an dem weiterhin Menschen unterstützt werden, die Hilfe brauchen.“ Vorstand Pfarrer Prof. Dr. Holger Böckel blickte zurück auf 180 Jahre Jugendhilfe am Traditionsstandort im Hunsrück und schaute gleichzeitig zuversichtlich in die Zukunft. „Hätten diese mutigen Anfänge nicht stattgefunden, dann wäre die Stiftung kreuznacher diakonie nicht das, was sie heute ist.“
Nach einer rund zwei Jahre dauernden Kernsanierung des Fachwerkhauses aus dem Beginn des 18. Jahrhunderts, die mit der Unterstützung von Fördermitteln bewältigt wurde, steht das Gebäude künftig als Begegnungsstätte und Ort für Gemeinschaftsveranstaltungen sowie für Kinder- und Jugendbildungsangebote zur Verfügung.
Die Wiedereröffnung und die Jubiläumsfeier fanden bei strahlendem Wetter mit Live-Musik, Streetfood, alkoholfreien Cocktails und zahlreichen Gästen auf dem Campus der Kinder-, Jugend- und Familienhilfe Hunsrück/Glan in Niederwörresbach statt. Gekommen waren Landrat Miroslav Kowalski, Ortsbürgermeister Ralf Juchem, der ehemalige Landrat Wolfgang Hey, zahlreiche Vertreterinnen der kooperierenden Jugendämter, Kolleginnen und Kollegen aus Jugendhilfeeinrichtungen sowie zahlreiche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus der Jugendhilfe der Stiftung kreuznacher diakonie.
Hervorgegangen ist die Einrichtung aus dem Elternhaus des ehemaligen Herrsteiner Pfarrers Friedrich Adolf Koch, der 1845 ein „Mädchenrettungshaus“ gründete, um der Not der Menschen im Hunsrück zu begegnen. Seit dieser Zeit ist Niederwörresbach ohne Unterbrechung ein Platz für Mädchen - später wurden hier auch Jungen und zeitweise Seniorinnen, Senioren sowie Menschen mit Behinderung untergebracht und begleitet.
„Die Jugendhilfeeinrichtung in Niederwörresbach ist die älteste Einrichtung der gesamten Stiftung“, betonte Einrichtungsleiterin Diakonin Andrea Kunert nicht ohne Stolz. „Mit unseren diversifizierten Angeboten - von stationären Wohngruppen über Tagesgruppen bis zu ambulanten Hilfen oder auch Beratung für Pflegeeltern - haben wir unsere Dienstleistungen ständig aktuell gehalten und sind damit kontinuierlich fachlicher Ansprechpartner für die Jugendämter der Region.“
Gute Zusammenarbeit mit Ortsgemeinde Niederwörresbach
Bei Führungen durch das renovierte Fachwerkhaus bekamen die Gäste einen Einblick in die neue Begegnungsstätte: Alle Zimmer sind hell gestrichen und freundlich möbliert. Eine voll eingerichtete Küche sowie mehrere Zimmer und Bäder stehen zur Verfügung. Damit finden Eltern im Rahmen des „begleiteten Umgangs“ eine Unterkunft, wenn sie ihre Kinder in der Einrichtung besuchen und sich gegebenenfalls auf eine Rückführung in die Familie vorbereiten möchten. „Die Sanierung hat sich gelohnt – die Niederwörresbacher sind stolz auf das ortsbildprägende Haus an der Hauptstraße“, unterstrich Ortsbürgermeister Ralf Juchem. Er und Andrea Kunert freuen sich über die gute Kooperation und haben weitere Pläne geschmiedet: Neben dem Stammhaus soll ein Boule-Platz als gemeinsamer Treffpunkt entstehen.
Im Mai plant die Einrichtung ein Frühlingsfest auf den Campus, zu dem auch die Eltern und Erziehungsberechtigten sowie Bürgerinnen und Bürger aus Niederwörresbach herzlich eingeladen sind.
Gefördert wurde die Sanierung des Stammhauses durch den Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raumes (ELER), durch das Land Rheinland-Pfalz im Rahmen des LEADER-Ansatzes, des Entwicklungsprogramms „Umweltmaßnahmen, Ländliche Entwicklung, Landwirtschaft, Ernährung (EULLE)“, mitfinanziert durch Bund und Land im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes“ (GAK), sowie durch die „Glücksspirale“.