Bad Kreuznach | Mit Krimiautor Schorlau von Kreuzberg nach Kreuznach

Krimiautor Wolfgang Schorlau

Zu Gast beim Bündnis für Wohnen: Bestsellerautor Wolfgang Schorlau

. „Wohnen ist eine der großen sozialen Fragen geworden.“ Autor Wolfgang Schorlau, bekannt durch seine detailliert recherchierten Polit-Krimis mit Privat-Ermittler Georg Dengler als Hauptfigur, griff in der Konzertlesung seines jüngsten Werks „Kreuzberg-Blues“ in der Pauluskirche in Bad Kreuznach ein topaktuelles Thema auf.

Eingeladen hatte das Bündnis für Wohnen Bad Kreuznach unter Beteiligung der Wohnungslosenhilfe der Stiftung kreuznacher diakonie. Was ist eigentlich los in unseren Städten? Wieso sind Wohnungen ein Luxusgut? Was ist in den vergangenen Jahren passiert, dass die Mieten so explodiert sind? „Kreuzberg Blues“ ist der zehnte Fall des ehemaligen BKA-Ermittlers Dengler und wurde bereits verfilmt. In Kreuzberg geht es im „Berliner Häuserkampf“ um einen Immobilienhai, der offenbar Mieter eines Altbaus mit illegalen Mitteln rausekeln möchte, um neu und teuer bauen zu können. In die Ermittlung um kriminelle Maßnahmen, um Mieter loszuwerden, und den Mord am Chef einer Immobiliengesellschaft sind die Fondsgesellschaft „Blackhill“, angelehnt an den weltgrößten Vermögensverwalter BlackRock und die „Deutsche Eigentum AG“, die der Gesellschaft „Deutsche Wohnen“ entspricht, eingebunden. Der ganze Plot entwickelt sich vor dem Hintergrund der aktuellen Diskussion um den Volksentscheid zur Enteignung von Immobilienkonzernen in Berlin und die Einführung des Mietendeckels.

Neben der Lesung von zentralen Szenen seines Werkes gab Schorlau vertiefende Einblicke in seine Recherche im Berliner Immobilienmilieu. So habe nach seiner Berechnung der Berliner Senat Anfang der 2000-er Jahre Wohnungen aus städtischen Wohnungsbaugesellschaften zum Preis von 6.500 Euro pro Stück verscherbelt. Mit anschließenden Mehrfachverkäufen, parallel steigenden Mieten bei gleichzeitiger „No-invest“-Strategie entstehen heruntergekommene Wohnblöcke, die gezielt „entmietet“ werden.

Berliner Verhältnisse gibt es in Bad Kreuznach noch nicht. Dennoch hat das vor drei Jahren entstandene „Bündnis Wohnen Bad Kreuznach“ den 10. Dezember als „Tag der Menschenrechte“ zum Anlass genommen, um auf das Recht zu Wohnen und die vielschichtige Problematik von fehlendem, bezahlbarem Wohnraum in der Stadt aufmerksam zu machen. Doris Häfner-Kairo von der Wohnungslosenhilfe der Stiftung kreuznacher diakonie, Susanne Syren von „Aktiv für Flüchtlinge“ und Petra Wolf vom Frauenhaus Bad Kreuznach wiesen anhand der Diskrepanz von üblichen Mieten auf dem Kreuznacher Wohnungsmarkt und der von der Arbeitsagentur akzeptierten maximalen Miethöhe auf die kritische Situation für viele Bevölkerungsgruppen hin. „Uns ist es wichtig, dass in dieser Situation die bedürftigen Gruppen wie Geflüchtete, Wohnungslose, von Gewalt bedrohte Frauen, aber auch Alleinerziehende oder junge Erwachsene ohne Wohnung nicht gegeneinander ausgespielt werden“, so die Sprecherinnen des Bündnisses. „Es muss gebaut werden in Bad Kreuznach und sozialer Wohnungsbau muss in allen Wohngebieten in Stadt und Kreis stattfinden“, lautet eine zentrale Forderung, die nicht nur an die beiden anwesenden Vertreter aus der Politik, Oberbürgermeisterin Heike Kaster-Meurer und den Landtagsabgeordneten der SPD Michael Simon, gerichtet ist.

Die „Werner-Dannemann- beziehungsweise Dengler-Blues-Band“ aus dem Raum Stuttgart begleitete die Lesung von Wolfgang Schorlau, der schließlich selbst zur Blues-Harp griff und den Abend mit groovendem Südstaaten-Sound ausklingen ließ.

Die Konzert-Lesung in der Pauluskirche wurde unterstützt von der Stadt Bad Kreuznach und der Evangelischen Kirchengemeinde Bad Kreuznach. Weitere Informationen zum Bündnis für Wohnen finden sich unter www.buendnis-wohnen.de

Weitere Informationen zur Wohnungslosenhilfe der Stiftung kreuznacher diakonie