Kirn | ZUG Zukunft Gesundheitsnetzwerke Rheinland-Pfalz

KIRN. „Rheinland-Pfalz gestaltet die Gesundheitsversorgung der Zukunft. Wir setzen auf zeitgemäße Strukturen, um den Menschen in allen Teilen des Landes auch in Zukunft den Zugang zu bestmöglicher Medizin und Pflege zu sichern. Dazu gehört, die Vorteile der Digitalisierung sinnvoll einzusetzen und dem medizinischen Fortschritt und dem Wandel der Gesundheitsberufe Rechnung zu tragen“, begrüßten Ministerpräsidentin Malu Dreyer und Gesundheitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler die Ergebnisse des Projektes „ZUG – Zukunft Gesundheitsnetzwerke Rheinland-Pfalz“ für die Modellregionen Saarburg und Kirn.

Ministerpräsidentin Malu Dreyer hob hervor, dass es in diesem Projekt auch um die Zukunft der Krankenhäuser auf dem Land geht: „Rheinland-Pfalz ist das Land der kleinen Krankenhäuser. Mit diesem Projekt zeigen wir, dass viele dieser Krankenhäuser weiterhin wichtige Rollen für die Daseinsvorsorge der Menschen in unserem Land spielen werden.“

Das Projekt ZUG

In dem Ende 2019 gestarteten Projekt arbeiten Experten des Gesundheitsministeriums gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern der gesetzlichen Krankenkassen so wie der rheinland-pfälzischen Krankenhausgesellschaft zusammen. Gemeinsam wurden Gestaltungsoptionen für zeitgemäße Versorgungsstrukturen entwickelt, die nun mit den Krankenhäusern und weiteren regionalen Akteuren in den Modellregionen umgesetzt werden.

Dabei adressiert das Projekt ZUG viele Chancen und Herausforderungen unserer Zeit:

•      Unser Gesundheitswesen befindet sich in einem grundlegenden Wandel, der vom medizinischen Fortschritt und der Digitalisierung getrieben ist.

•      Hochleistungsmedizin findet heute in spitzenmedizinischen Zentren statt, an    Universitätskliniken und an Kliniken der Maximalversorgung. Die Qualität        komplexer medizinischer Behandlungen ist dort besser, wo sie in größerer Zahl        vorgenommen werden.

•      In ländlichen Regionen finden immer weniger niedergelassene Ärztinnen und Ärzte beim Übergang in den Ruhestand eine Nachfolge für ihre Praxis.

•      Viele kleine Krankenhäuser in Rheinland-Pfalz stehen vor wirtschaftlichen        Schwierigkeiten.

„Das Zukunftsnetzwerk bietet aus Sicht der gesetzlichen Krankenversicherung die Chance, die Gesundheitsversorgung von morgen innovativ und sektorenübergreifend zu gestalten. Es ist im Sinne der Menschen in der Region und daher zu begrüßen, dass in zwei Modellregionen Konzepte erarbeitet, gemeinsam weiterentwickelt und umgesetzt werden. Denn Qualität in der Versorgung und die Sicherheit der Patientinnen und Patienten - das hat für die gesetzlichen Krankenkassen und ihre Verbände in Rheinland-Pfalz die höchste Priorität“, sagte Dr. Martina Niemeyer, Vorstandsvorsitzende der AOK Rheinland-Pfalz/Saarland – Die Gesundheitskasse, in Vertretung für die gesetzliche Krankenversicherung in Rheinland-Pfalz.

„Wir danken Ministerpräsidentin Malu Dreyer und Ministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler für ihr klares Bekenntnis zum Erhalt der bewährten Strukturen der Gesundheitsversorgung in der Fläche auch mit kleinen Krankenhäusern“, so Bernd Decker, Vorsitzender der Krankenhausgesellschaft Rheinland-Pfalz. Die Ergebnisse der Modellprojekte müssten nun bewertet werden, ob das Ziel der Sicherstellung der qualitativ hochwertigen Versorgung der Patientinnen und Patienten durch die Vernetzung sowohl des Krankenhausbereiches als auch sektorenübergreifend erreicht werden kann. Kleinere Krankenhäuser auf dem Land seien das Rückgrat der medizinischen Versorgung der Menschen. Einige der in den Modellprojekten diskutierten Ansätze bedürften noch einer Finanzierungsregelung, die auf Bundesebene zu schaffen sei. „Wir wissen die Ministerin bei diesem Bestreben an unserer Seite“, so Decker.

Projektergebnisse

Im Saarburger Kreiskrankenhaus St. Franziskus und im Kirner Diakonie-Krankenhaus Kreuznacher Diakonie wird erstmals das Konzept „ZUG Zukunft Gesundheitsnetzwerke Rheinland-Pfalz“ umgesetzt. Dabei werden die Krankenhausstandorte zu modernen Gesundheitscampus weiterentwickelt. Aus ihnen heraus werden regionale Netzwerke mit Partnerkrankenhäusern der Schwerpunkt- und Maximalversorgung, niedergelassenen Ärzten und vielen weiteren Akteuren des Gesundheitssystems aufgebaut.

Die Modellprojekte sollen Pate stehen für viele weitere vor allem ländlich geprägte Regionen in Rheinland-Pfalz und sie sollen Perspektiven für eine dauerhaft verlässliche Gesundheitsversorgung aufzeigen.

„Alles, was machbar sein könnte, lag in der Projektgruppe auf dem Tisch und wurde sorgfältig reflektiert. Dadurch ist quasi ein Baukasten entstanden, der uns in enger Zusammenarbeit mit den Akteuren vor Ort in die Lage versetzt, sehr unterschiedliche Modelle umzusetzen – je nach spezifischer Situation in den jeweiligen rheinland-pfälzischen Regionen. Bei aller Unterschiedlichkeit ist allen Modellen eines gemeinsam: Sie bauen durchgängig auf besser vernetzten Strukturen auf und orientieren sich konsequent an den Bedürfnissen der Patientinnen und Patienten“, betonte Gesundheitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler.

„Wir sind dem Ministerium sehr dankbar für die Plattform, die mit dem Projekt ZUG geschaffen wurde. Dies hat uns als Krankenhausträger die Chance eröffnet, jenseits der etablierten Verhandlungsstrukturen gemeinsam mit den beteiligten Partnern die Gesundheitsversorgung in der Region Saarburg neu zu denken. Wir sind überzeugt, dass das nun vorliegende Konzept eines sektorübergreifenden Gesundheitscampus, die Bedürfnisse der Menschen in der Region aufnimmt und in der Zusammenarbeit mit den Maximalversorgungskliniken in Trier und den niedergelassen Ärzten sehr gute und wohnortnahe Versorgungsangebote bereitgehalten werden können“, so der Geschäftsführer des Kreiskrankenhauses Saarburg Dr. Gerald Gaß.

Dr. Dennis Göbel, Vorstand der kreuznacher diakonie, die Träger des Diakonie Krankenhauses in Kirn ist, betonte: „Es ist gerade der transsektorale Ansatz, der dieses Modellprojekt sowohl für die Bevölkerung als auch für das Krankenhaus so interessant macht. Wir versprechen uns neben einer qualitativen Verbesserung der bestehenden Versorgungsstrukturen auch einen nachhaltigen Schritt in Richtung Zukunftssicherung des Krankenhausstandortes.“

MODELLPROJEKT SAARBURG

Am Krankenhausstandort Saarburg entsteht bis zum Jahr 2026 ein moderner und vernetzter Gesundheitscampus inklusive eines Neubaus. Für diesen Standort wurde ein „Zielbild“ entwickelt, das unter anderen folgende Aspekte umfasst:

Der Gesundheitscampus ist an den Bedürfnissen der Patienten ausgerichtet.

So entsteht beispielsweise ein Koordinierungs- und Beratungszentrum, das die komplexen Behandlungsabläufe chronisch kranker Patienten steuert und sie auf ihrem Behandlungsweg zu den unterschiedlichen Akteuren des Gesundheitsnetzwerks begleitet: z. B. niedergelassene Fachärzte, Krankenhaus, Reha-Angebote, ambulante Pflege. 

Zuverlässige stationäre Grund- und Notfallversorgung.

Das Kreiskrankenhaus Saarburg ist für die Grundversorgung in den Fachgebieten Innere Medizin (inkl. Geriatrie), Chirurgie sowie Psychiatrie zuständig.

Medizinische Spitzenleistungen auch in der Fläche.

Für komplexere Behandlungen bestehen enge Kooperationen mit den Maximal- und Schwerpunktversorgern der Region beispielsweise in den Fachgebieten Onkologie, Urologie und Kardiologie, die weiter ausgebaut werden. So wird für Patienten in Saarburg der Zugang auch zu spitzenmedizinischen Angeboten gesichert. Als Partnerkrankenhäuser unterstützen das Mutterhaus Trier und die Barmherzigen Brüder Trier außerdem in Fragen der Personalgestellung sowie beim Wissenstransfer (Aus-, Fort- und Weiterbildung).

Der Gesundheitscampus bietet mehr Möglichkeiten, zeitgemäß ambulant zu behandeln.

Dafür entsteht ein ambulantes OP-Zentrum und tagesklinische Angebote in den Fachgebieten Innere Medizin, Schmerztherapie sowie Gerontopsychiatrie werden ausgebaut.

Unterstützung bei Engpässen in der haus- und fachärztlichen Versorgung.

In Abstimmung mit den niedergelassenen Ärzten übernehmen Ambulanzen sowie ein Haus- und Facharztzentrum auf dem Campus die haus- und fachärztliche Versorgung, wenn diese nicht anderweitig sichergestellt werden kann.

Wohnortnahe und lückenlose Versorgungsangebote.

Am Krankenhausstandort Saarburg gibt es zukünftig eine Kurzzeitpflege für Menschen, die nach einem Krankenhausaufenthalt kurzzeitig gepflegt werden müssen. Ab 2026 können Menschen mit bestimmten Diagnosen im Anschluss an einen Krankenhausaufenthalt auch stationäre Reha-Angebote wahrnehmen und müssen nicht die Region verlassen. Durch reibungslosere Abläufe kann damit auch Behandlungsdauer verkürzt werden.

Regional und digital.

Es entsteht ein regionales Gesundheitsnetzwerk, in dem das Krankenhaus, niedergelassene Ärztinnen und Ärzte, Pflegeanbieter, Physiotherapeuten, Logopäden etc. auch digital miteinander vernetzt sind, um so die Patientenversorgung zu verbessern.

Attraktiv für Fachkräfte.

Das vernetzte Arbeiten innerhalb solch innovativer Versorgungsmodelle wie dem Gesundheitscampus Saarburg ist ein wichtiger Attraktivitätsfaktor für angehende Fachkräfte sowie für Berufserfahrene. Darüber hinaus wird die Pflegeschule am Campus ausgebaut. 

Darstellung der Modellregion Saarburg im Internet: www.zukunft-gesundheitsnetzwerke.de/saarburg

MODELLPROJEKT KIRN

Der Krankenhausstandort Kirn entwickelt sich bis 2026 zu einem modernen Gesundheitscampus –patientenorientiert und vernetzt. Das Zielbild umfasst u.a. folgende Aspekte:

Krankenhausstandort dauerhaft gesichert.

Die stationäre Krankenversorgung in den Fachgebieten Innere Medizin, Chirurgie, Orthopädie und Wirbelsäulenchirurgie sowie die Notfallversorgung bleiben im jetzigen Status erhalten.

Regionale Kooperationen.

Enge Zusammenarbeit mit dem Verbundkrankenhaus in Bad Kreuznach u. a. in den Bereichen Diagnostik, Therapie und Personalgestellung.

Mehr Möglichkeiten für ambulante Behandlungen.

Dafür entsteht u. a. ein ambulantes Operationszentrum, in dem in enger Kooperation mit dem Verbundkrankenhaus in Bad Kreuznach Eingriffe durchgeführt werden, die keinen stationären Krankenhausaufenthalt erfordern.

Zusätzliche diagnostische Angebote.

Es wird angestrebt, eine niedergelassene radiologische Praxis (mit MRT und CT) am Gesundheitscampus anzusiedeln.

Innovative Versorgungsangebote für geriatrische Patienten.

Mit dem Konzept ANITA werden Versorgungslücken für alte und multimorbide Patientinnen und Patienten geschlossen, die noch nicht oder nicht mehr im Krankenhaus behandelt werden müssen, aber noch nicht über ausreichende Kompetenzen zur Alltagsbewältigung verfügen. Für sie gibt es unterstützende Angebote wie koordinierte Physio- und/oder Ergotherapie, gemeinsame Mahlzeiten, Unterhaltungs- und Freizeitangebote, soziale Beratung und Fahrdienste u.v.m.

Arbeitsplatzattraktivität durch regionalen Weiterbildungsverbund.

Durch Stipendien, Unterstützung bei der Suche nach passenden Stellen, bei der Wohnungssuche in der Region oder bei der Betreuung von Kindern und pflegebedürftigen Angehörigen soll auch zukünftig die Besetzung freier Arztstellen in der Region gesichert werden. Dafür soll ein Aus- und Weiterbildungsverbund unter der Schirmherrschaft der Universitätsmedizin Mainz entstehen, in dem neben der Landesärztekammer und der Stiftung Kreuznacher Diakonie viele weitere regionale Akteure vertreten sind.

Darstellung der Modellregion Kirn im Internet: www.zukunft-gesundheitsnetzwerke.de/kirn 

Ausführliche Informationen über das Projekt ZUG –Zukunft Gesundheitsnetzwerke finden Sie auf der Internetseite www.zukunft-gesundheitsnetzwerke.de

Quelle: Pressestelle der Staatskanzlei Mainz