Ab Dezember können sich Schwangere in den Krankenhäusern der Stiftung kreuznacher diakonie für eine hebammengeleitete Geburt entscheiden. Dann eröffnen die hebammengeführten Kreißsäle in der Hunsrück Klinik Simmern und im Diakonie Krankenhaus Bad Kreuznach: Sie sind ein zusätzliches Angebot für gesunde Frauen mit normalem Schwangerschaftsverlauf, die eine natürliche und selbstbestimmte Geburt erleben möchten. Den interdisziplinären Kreißsaal gibt es also weiterhin.
Im hebammengeleiteten Kreißsaal unterstützen und leiten die Hebammen eigenverantwortlich den Geburtsverlauf. In Rheinland-Pfalz sind derzeit sieben solcher Hebammenkreißsäle in Planung, die vom rheinland-pfälzischen Ministerium für Wissenschaft und Gesundheit jeweils mit 30.000 Euro gefördert werden.
„Der Fokus liegt auf einer selbstbestimmten Geburt, deshalb verzichten wir auf medizinische Interventionen wie wehenfördernde Medikamente oder starke Schmerzmittel“, erläutert Hebamme Ulrike Eschrich-Lengert, die an der Einführung des Hebammenkreißsaales in Bad Kreuznach mitarbeitet. „Durch die sehr enge und individuelle Betreuung ermutigen wir die Frauen, ihrem Körper und ihrer Fähigkeit, ein Kind zur Welt zu bringen, zu vertrauen.“ Dr. Michael Kumbartski, Chefarzt für Gynäkologie und Geburtshilfe am Diakonie Krankenhaus ergänzt: „Die Geburt ist ein natürlicher, physiologischer Vorgang, der keiner intensiven medizinischen Betreuung bedarf, solange keine Komplikationen auftreten. Sollte es während der Geburt doch einmal zu Auffälligkeiten kommen, kann das Hebammenteam sofort durch ein interdisziplinäres ärztliches Team aus Geburtshilfe und Anästhesie ergänzt werden.“
Von der Aufnahme über die Geburt bis zum frühen Wochenbett und der Entlassung werden die Schwangeren durchgängig von erfahrenen Hebammen betreut. Annika Greis, leitende Hebamme in der Hunsrück Klinik, erklärt: „Uns ist es wichtig, wie die Frauen ihre Geburt erleben. Wir unterstützen sie dabei, in ihrem ganz eigenen Rhythmus und aus eigener Kraft zu gebären. Sie dabei verantwortungsvoll und einfühlsam zu begleiten, ist ein wesentlicher Teil unserer Arbeit als Hebammen und auch der Grund, warum wir uns für diesen wunderbaren Beruf entschieden haben.“
Ein Gebärhocker oder eine Wanne für Wassergeburten stehen im Hebammenkreißsaal ebenso bereit wie sanfte Methoden der Schmerzlinderung. Bei Bedarf kann immer ein Arzt konsiliarisch hinzugezogen werden. Sollte weitere Unterstützung nötig sein, um zum Beispiel eine Peridural-Anästhesie (PDA) zu legen, ist eine Überleitung in den interdisziplinären Kreißsaal jederzeit möglich, ohne zeitliche Verzögerung und ohne dass damit ein Wechsel des Raumes oder der betreuenden Hebamme verbunden ist.
Für eine hebammengeleitete Geburt werden zwei Vorgespräche empfohlen: eines ab der 26. Schwangerschaftswoche und ein weiteres ab der 35. Dabei werden eventuelle Ausschlusskriterien wie zum Beispiel Mehrlingsschwangerschaften, Bluthochdruck oder Diabetes geklärt. Das neue Angebot startet im Dezember in Bad Kreuznach und im Januar in Simmern.
„Bei jeder Geburt ist es unser Anspruch, Mutter und Kind individuell, in geborgener Atmosphäre und auf höchstem medizinischen Niveau zu begleiten. Hebammengeleitete Kreißsäle sind die ideale Ergänzung unseres Angebotes, denn sie verbinden die Vorteile einer außerklinischen Geburt mit dem Sicherheitsnetz einer Klinik“, sagt Hebamme Katharina Maucher.